Schrödingers Katze und die Nähe des
Himmelreichs. / Buch Frank J. Tipler 00, Seite 214ff
Befürwortet Stephen Hawking die
Vielwelten-Interpretation? / Kommentar anonym 00, 2001-11-23
Kann die Quantenmechanik auf Menschen
angewendet werden? / Replik Nick Reichstein 00, 2002-12-20
Gibt es einen freien Willen des Menschen? /
Replik Nick Reichstein 01,2003-01-06
Der Wille des Menschen ist nicht völlig kausal
determiniert. / Vortrag Werner Heisenberg 00, München, 1962-07-14
Seitdem die Quantenphysik in immer größere Bereiche der klassischen Physik
eindringt, stellt sie die Wissenschaftler vor mancherlei Probleme. Wie der Physiker Frank J. Tipler
in seinem Buch "Die Physik der Unsterblichkeit" schreibt, ist eines dieser Probleme die
Bedeutung, die dem Zufall in der Quantenmechanik zukommt. Diese hängt in hohem Maße davon ab, wie
man diese Theorie interpretiert. Nach der Kopenhagener Interpretation gibt es in der Natur eine
eigene Quantenzufälligkeit, während diese Zufälligkeit in der Vielwelten-Interpretation lediglich
ein Artefakt unserer beschränkten Art und Weise der Beobachtung der physikalischen Welt ist.
Und Tipler führt weiter aus:
Lassen Sie mich die Kopenhagener und die Vielwelten-Interpretation operationell
definieren, indem ich mich beider zur Analyse eines der berühmtesten "Gedankenexperimente"
in der Physik bediene, Schrödingers Katze. Wir wollen uns – mit Erwin Schrödinger, einem der
Erfinder der Quantenmechanik, vorstellen, dass wir eine Katze zusammen mit einem "teuflischen
Apparat" in eine Stahlkammer sperren. In einem Geigerzähler befindet sich eine winzige Menge
radioaktiver Substanz, die so klein ist, dass die Wahrscheinlichkeit eines Atomzerfalls
lediglich 50 Prozent beträgt; die Wahrscheinlichkeit, dass kein Atom zerfällt, beträgt
ebenfalls 50 Prozent. Der Geigerzähler ist mit einem Relais verbunden; wenn er einen atomaren
Zerfall feststellt, zerschlägt ein Hammer eine Flasche mit tödlichem Zyanidgas. Registriert er
keinen Zerfall, bleibt die Flasche ganz. Wenn also ein Atom zerfällt, muss die arme Katze dran
glauben. Andernfalls bleibt die Katze am Leben. Wir wissen ganz genau, welcher Anblick sich uns
nach einer Stunde böte, wenn wir so grausam wären, dieses teuflische Experiment tatsächlich
durchzuführen. Die Katze wäre entweder lebendig oder tot.
Gemäß der Mathematik der Quantenmechanik ist die Katze jedoch keines von beiden! Nach Ablauf
der Stunde ist die Wellenfunktion der Katze weder die Wellenfunktion einer toten Katze, noch ist
sie die Wellenfunktion einer lebendigen Katze. Vielmehr ist es die Wellenfunktion sowohl
einer toten als auch einer lebendigen Katze: die wahre Wellenfunktion ist die Summe aus
der Wellenfunktion tote Katze und der Wellenfunktion lebendige Katze. Die Quantenmechanik sagt
unmissverständlich, dass die Katze gleichzeitig tot und lebendig ist, was im krassen
Widerspruch zum gesunden Menschenverstand und zu dem steht, was wir tatsächlich sehen würden.
Unter Physikern herrscht Einigkeit darüber, dass die Summe genau das wiedergibt, was die
klassische Quantenmechanik voraussagt. Uneinig ist man sich darüber, wie diese Summe zu
interpretieren ist.
Laut der Kopenhagener Interpretation gibt es einen als "Reduktion der Wellenfunktion"
bezeichneten Prozess, durch den die Summe der Wellenfunktionen der toten und der lebendigen
Katze entweder auf die Wellenfunktion der toten oder auf die der lebendigen Katze (nicht beide)
reduziert wird; diese Reduktion ist zufällig. Das heißt, Schrödingers Katze ist die Hälfte
der Zeit lebendig, die andere Hälfte der Zeit tot. (...)
Nach der Vielwelten-Interpretation gibt es überhaupt keine Reduktion der Wellenfunktion. Das
heißt, nach einer Stunde in der Stahlkammer befindet sich die Katze in Wirklichkeit in dem
Quantenzustand "tote Katze plus lebendige Katze". Die Vielwelten-Interpretation löst den
offenkundigen Widerspruch zur Beobachtung auf, indem sie sagt, dass der radioaktive Zerfall des
Atoms die Katze, sowie alle anderen Teile der Versuchanordnung gezwungen hat, sich in zwei
verschiedene Welten aufzuspalten: in einer dieser Welten ist die Katze lebendig, in der anderen
ist sie tot. Wenn wir jetzt versuchen festzustellen ob die Katze lebendig ist oder tot, dann
spalten wir uns ebenfalls auf. In der einen Welt sehen wir die Katze tot, in der anderen
lebendig. Das Bemerkenswerte an dieser Vielwelten-Interpretation ist, dass, wenn wir davon
ausgehen, die Quantenmechanik beschreibe ausnahmslos alle Objekte – menschliche Wesen
eingeschlossen -, die Mathematik der Quantenmechanik uns zwingt, die Vielwelten-Interpretation
zu übernehmen.
+) Der Auszug ist dem Buch "Die Physik der Unsterblichkeit" von Frank J. Tipler, Verlag R.
Piper, München entnommen
(Frank J. Tipler, Die Physik der Unsterblichkeit, Piper.Verlag)
Die Vielwelten-Interpretation – welche eigentlich Everett-Interpretation heißen
sollte, nach Hugh Everett, der als graduierter Student in Princeton diesen Begriff 1957 erstmals
benutzte – besagt also, dass wir gemäß der Mathematik der Quantenmechanik an einen Punkt
gelangen, an dem wir uns entscheiden müssen, ob wir jene "Welt" betrachten wollen, in der die
Katze tot ist oder die andere "Welt", in welcher sie lebendig ist.
(Siehe auch "Kleines Glossar" am Ende dieses Dokuments)
Nun könnte man diese ganze Geschichte ins Reich der science fiction verweisen, wäre da nicht das
Urteil von weltbekannten Physikern wie Steven Weinberg, Murray Gell-Mann und Richard Feynman. Sie
alle halten die Vielwelten-Interpretation für zutreffend.
Doch der letzte Rest von Skepsis wird uns von der Aussage eines der genialsten Köpfe unserer Zeit,
des Physikers Stephen Hawking, genommen. Er meint zwar, dass "Vielwelten" ein schlechter Name
dafür sei und die Bezeichnung Vielgeschichten-Interpretation das Wesentliche besser treffen würde,
doch an sich ist diese Theorie seiner Überzeugung nach schlichtweg wahr.
Um nun das obige Gedankenexperiment von Schrödinger in die Realität rückzuführen, können wir
mit Tipler sagen: "die vergangene Geschichte der Erde ist in Wirklichkeit eine Vielzahl von
Geschichten. (...) Genauso, wie es unendlich viele tatsächliche Vergangenheiten gibt, die zum
derzeitigen Zustand geführt haben, so gibt es unendlich viele wirklich existierende Zukünfte, die
sich aus dem derzeitigen Zustand entwickeln. Jede widerspruchsfreie Zukunft ist daher nicht nur
möglich, sondern geschieht tatsächlich".
Nun haben wir – so erstaunlich dies klingen mag – bei der Exegese des NT in einem bestimmten
Bereich eine ganz ähnliche Situation. Es geht um die Ankündigung, dass das Himmelreich nahe
herbeigekommen ist.
Denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen.
Mt 3,1 In jenen Tagen aber kommt Johannes der Täufer und predigt in der Wüste von Judäa 3,2 und spricht: Tut Buße! Denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen. Mt 3, 1- 2;
Das Reich der Himmel ist nahe gekommen!
Mt 4,17 Von da an begann Jesus zu predigen und zu sagen: Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen! Mt 4,17;
Das Reich der Himmel ist nahe gekommen.
Mt 10,5 Diese zwölf sandte Jesus aus und befahl ihnen und
sprach: Geht nicht auf einen Weg der Nationen, und geht nicht in eine Stadt der Samariter; 10,6 geht
aber vielmehr zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel! 10,7 Wenn ihr aber hingeht, predigt und
sprecht: Das Reich der Himmel ist nahe gekommen. Mt 10, 5- 7;
Wir erkennen in den obigen drei Texten, dass diese Verheißung vom Reich der Himmel
(wörtlich: "Königsherrschaft" = die Königsherrschaft des Messias, also das tausendjährige
Friedensreich Gottes auf Erden, das Millennium), das nahe gekommen ist, zuerst von Johannes dem
Täufer, dann von Jesus selbst und schließlich auch von den zwölf Aposteln im Auftrag des Herrn
gepredigt wurde. Diese Prophezeiung geht auf Dan 2,44 zurück und begegnet uns noch an einigen
anderen Stellen im NT (Mk 1,14-15; Lk 10,8-9).
(Siehe auch Kapitel 10: "Das Millennium.".)
Nachdem nun aber diese Prophezeiung trotz der wiederholten Verkündigung von "kompetenter" Seite
bis heute nicht in Erfüllung gegangen ist, waren diese Texte immer ein beliebter Ansatzpunkt für
Kritiker – u. a. auch für Physiker – um nachzuweisen, dass die Schrift in diesem Punkt irrte
und daher auch andere Aussagen der Bibel in Frage zu stellen seien.
Betrachten wir diese Situation allerdings unter dem Aspekt der eingangs ausgeführten
Vielgeschichten-Theorie, so ließe sich folgender Zusammenhang vermuten:
Das in Dan 2,44 prophezeite Königreich ist jene Königsherrschaft des Messias, welche bei seinem
Kommen errichtet werden und in welchem er als König Israels mit Israel als Haupt unter den Völkern
auf der Erde tausend Jahre herrschen soll.
Der Gott des Himmels wird ein Königreich aufrichten, das ewig nicht zerstört werden wird.
Dan 2,44 Und in den Tagen dieser Könige wird der Gott des Himmels
ein Königreich aufrichten, das in Weltzeit (= bis ans Ende der Welt / Buber) nicht zerstört
werden wird. Und das Königreich wird keinem anderen Volk überlassen werden; es wird all jene
Königreiche zermalmen und vernichten, selbst aber wird es ewig bestehen: Dan 2,44
Nun geht aus vielen Aussagen des NT hervor, dass Jesus von Nazareth dieser Messias und der prophezeite König Israels gewesen ist. Wie wir in den unteren Schriftstellen erkennen können, sind es nicht zuletzt auch seine eigene Aussagen, in welchen sich der Herr als Messias und Sohn Gottes zu erkennen gibt.
Du bist der Sohn Gottes, du bist der König Israels.
Jh 1,49 Nathanael antwortete und sprach: Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König Israels. 1,50 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Weil ich dir sagte: Ich sah dich unter dem Feigenbaum, glaubst du? Du wirst Größeres als dies sehen. Jh 1,49-50;
Ich bin es, der mit dir redet.
Jh 4,25 Die Frau spricht zu ihm: Ich weiß, dass der Messias kommt, der Christus genannt wird; wenn jener kommt, wird er uns alles verkündigen. 4,26 Jesus spricht zu ihr: Ich bin es, der mit dir redet. Jh 4,25-26;
Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.
Mt 16,15 Er spricht zu ihnen: Ihr aber, was sagt ihr, wer ich bin? 16,16 Simon Petrus aber antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. 16,17 Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Glückselig bist du, Simon, Bar Jona; denn Fleisch und Blut haben es dir nicht geoffenbart, sondern mein Vater, der in den Himmeln ist. Mt 16,15-17;
Dass du uns sagst, ob du der Christus bist, der Sohn Gottes!
Mt 26,63 Jesus aber schwieg. Und der Hohepriester sagte zu ihm: Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, dass du uns sagst, ob du der Christus bist, der Sohn Gottes! 26,64 Jesus spricht zu ihm: Du hast es gesagt. Doch ich sage euch: Von nun an werdet ihr den Sohn des Menschen sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommen auf den Wolken des Himmels. Mt 26,63-64;
Du bist also der Sohn Gottes? Er aber sprach zu ihnen: Ihr sagt es: ich bin es.
Lk 22,69 Von nun an aber wird der Sohn des Menschen sitzen zur Rechten
der Macht Gottes. 22,70 Sie sprachen aber alle: Du bist also der Sohn Gottes? Er aber sprach zu
ihnen: Ihr sagt es: ich bin es. Lk 22,69-70;
Und damit waren damals die Voraussetzungen der Prophezeiung aus Dan 2,44 und anderen
atl Stellen eindeutig erfüllt. Der Messias war gekommen, das Reich Gottes auf Erden konnte
aufgerichtet werden. Wie wir jedoch heute wissen, ist dies damals nicht geschehen. War also die
Prophezeiung falsch?
Die andere Alternative, nämlich dass Jesus nicht der Messias war, wird in der Zukunft noch eine
bedeutende Rolle spielen. Der Antichrist, der sich selbst als der Messias ausgeben wird, wird auch
konsequenterweise leugnen, dass Jesus der Messias war und damit leider großen Erfolg haben.
Doch in unserer Betrachtung können wir diese Möglichkeit eindeutig ausschließen
und müssen uns daher fragen, was war hier "schiefgelaufen"?
Wenn wir uns die eingangs zitierten Bibeltexte über das Reich der Himmel noch einmal ansehen, ist
zu erkennen, dass es sowohl von Johannes dem Täufer, als auch von Jesus und den Aposteln heißt,
dass sie diese Verheißung "predigten". Dies meint, dass sie die Menschen aufforderten, an diese
Verheißung zu glauben (obwohl sie sichtlich noch nicht verwirklicht war).
Dies bestätigt auch eine weitere Aussage des Herrn:
Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.
Lk 17,20 Und als er von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das
Reich Gottes? antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es
beobachten könnte; 17,21 auch wird man nicht sagen: Siehe hier! Oder: Siehe dort! Denn
siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch. Lk 17,20-21;
Hier wird der Herr von den Pharisäern befragt, wann denn das Reich Gottes kommen
würde – denn sie hörten, dass er und seine Jünger es andauernd predigten, aber es war davon
nichts zu sehen. Seine Antwort: "das Reich Gottes ist (bereits) mitten unter euch", muss daher
auch für diese Schriftgelehrten etwas verblüffend gewesen sein. Dieses Reich kommt also nicht
sichtbar. Wie es oben, in Lk 17,20 heißt: "Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es
beobachten könnte". Und dieses Reich muss auch nicht erst kommen, sondern es ist schon da, "mitten
unter euch".
Dieses "mitten unter euch" konnte sich nun nur auf den Herrn, den Messias beziehen, der gekommen
war, um diese Prophezeiung zu erfüllen. Er war sozusagen der Katalysator und die Erfüllung für
diese Verheißung, wie die Aussage von Mt 12,28 dann auch beweist:
Wenn ich aber durch den Geist Gottes die Dämonen austreibe, so ist also das Reich Gottes zu euch gekommen.
Mt 12,28 Wenn ich aber durch den Geist Gottes die Dämonen
austreibe, so ist also das Reich Gottes zu euch gekommen. Mt 12,18;
Was fehlte, war die Annahme dieses Angebotes Gottes, der Glaube der Juden, dass er
dieser Messias war. Erst wenn sie ihn als den verheißenen König Israels annehmen würden, würde
aus dem unsichtbaren Reich ein sichtbares werden.
Diese Kraft des Glaubens wird uns auch an anderer Stelle dokumentiert:
Alles, um was ihr auch betet, glaubt, dass ihr es empfangen habt, und es wird euch werden.
Mk 11,22 Und Jesus antwortete und spricht zu ihnen: Habt Glauben an
Gott! 11,23 Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berg sagen wird: Hebe dich empor und wirf dich
ins Meer! und nicht zweifeln wird in seinem Herzen, sondern glauben, dass geschieht, was er sagt,
dem wird es werden. 11,24 Darum sage ich euch: Alles, um was ihr auch betet und bittet,
glaubt, dass ihr es empfangen habt, und es wird euch werden. 11,25 Und wenn ihr steht und betet,
so vergebt, wenn ihr etwas gegen jemand habt, damit auch euer Vater, der in den Himmeln ist, euch
eure Übertretungen vergebe. Mk 11,22-25;
(Siehe auch den Diskurs 24 "Die Göttlichkeit Jesu
Christi und die Kraft des Glaubens".)
Und damit lässt sich nun unschwer die Parallele zur Vielwelten-Theorie erkennen.
Ähnlich wie bei Schrödingers Katze galt es auch hier die Entscheidung zu treffen, welche der zwei
möglichen "Welten" beschritten werden sollte. Entweder jene des Friedensreiches des Messias
oder die des Fürsten dieser Welt. Wie wir wissen, haben sich die Juden gegen den Messias und für
eine Welt ohne Frieden entschieden.
Wie Tipler in seinem Buch darzustellen versucht, kann durch die Anwendung der
Vielwelten-Interpretation auf die Ontologie der Quantenkosmologie bewiesen werden, dass der Mensch
einen freien Willen hat und umgekehrt eine Vielwelten-Ontologie eine logische Voraussetzung für
einen solchen freien Willen ist: "Würden die vielen Welten nicht existieren, dann wäre es uns
rein logisch gesehen unmöglich, einen freien Willen zu haben".
Dass nun diese Entscheidung der Juden damals aus freien Willen geschehen ist und die Alternative des
Friedensreiches vor zweitausend Jahren möglich gewesen wäre, ergibt sich aus vielen Texten des NT,
aber insbesondere aus der Aussage des Herrn in Mt 11,2-19.
Und wenn ihr es annehmen wollt: er ist Elia, der kommen soll.
Mt 11,2 Als aber Johannes im Gefängnis die Werke des Christus hörte,
sandte er durch seine Jünger 11,3 und ließ ihm sagen: Bist du der Kommende, oder sollen wir auf
einen anderen warten? 11,4 Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Geht hin und verkündet
Johannes, was ihr hört und seht: 11,5 Blinde werden sehend, und Lahme gehen, Aussätzige werden
gereinigt, und Taube hören, und Tote werden auferweckt, und Armen wird gute Botschaft verkündigt.
11,6 Und glückselig ist, wer sich nicht an mir ärgern wird!
11,7 Als die aber hingingen, fing Jesus an, zu den Volksmengen zu reden über Johannes: Was seid ihr
in die Wüste hinausgegangen anzuschauen? Ein Rohr, vom Wind hin und her bewegt? 11,8 Oder was seid
ihr hinausgegangen zu sehen? Einen Menschen, mit weichen Kleidern bekleidet? Siehe, die weiche
Kleider tragen, sind in den Häusern der Könige. 11,9 Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen?
Einen Propheten? Ja, sage ich euch, und mehr als einen Propheten.
11,10 Dieser ist es, von dem geschrieben steht: «Siehe, ich sende meinen Boten vor deinem
Angesicht her, der deinen Weg vor dir bereiten wird.» 11,11 Wahrlich, ich sage euch, unter den
von Frauen Geborenen ist kein Größerer aufgestanden als Johannes der Täufer; der Kleinste aber im
Reich der Himmel ist größer als er. 11,12 Aber von den Tagen Johannes des Täufers an bis jetzt
wird dem Reich der Himmel Gewalt angetan, und Gewalttuende reißen es an sich. 11,13 Denn alle
Propheten und das Gesetz haben geweissagt bis auf Johannes. 11,14 Und wenn ihr es annehmen wollt:
er ist Elia, der kommen soll. 11,15 Wer Ohren hat, der höre! 11,16 Mit wem aber soll ich dieses
Geschlecht vergleichen? Es ist Kindern gleich, die auf den Märkten sitzen und den anderen zurufen
11,17 und sagen: Wir haben euch gepfiffen, und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder
gesungen, und ihr habt nicht gewehklagt. 11,18 Denn Johannes ist gekommen, der weder aß noch trank,
und sie sagen: Er hat einen Dämon.
11,19 Der Sohn des Menschen ist gekommen, der isst und trinkt, und sie sagen: Siehe, ein Fresser und
Weinsäufer, ein Freund der Zöllner und Sünder; – und die Weisheit ist gerechtfertigt worden aus
ihren Werken. Mt 11, 2-19;
Oben, in Mt 11,10 bezieht sich der Herr in seiner Aussage: "Dieser ist es, von dem geschrieben steht: «Siehe, ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht her, der deinen Weg vor dir bereiten wird.»", auf eine weitere Verheißung, welche die Aufrichtung des Reiches Gottes auf Erden anzeigen sollte.
Siehe, ich sende meinen Boten, damit er den Weg vor mir her bereite.
Mal 3,1 Siehe, ich sende meinen Boten, damit er den Weg vor mir her
bereite. Und plötzlich kommt zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht, und der Engel des
Bundes, den ihr herbeiwünscht, siehe, er kommt, spricht der HERR der Heerscharen. Mal 3, 1;
Es sollte also ein Bote vor dem Erscheinen des Messias auftreten, welcher die Juden zu ihrem Gott bekehren und sie zur Buße anleiten sollte. Diese Verheißung wurde in Johannes dem Täufer erfüllt, wie seinem Vater Zacharias von einem Engel verkündet worden ist:
Und er wird vor ihm hergehen in dem Geist und der Kraft des Elia.
Lk 1,13 Der Engel aber sprach zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias!
Denn dein Flehen ist erhört, und Elisabeth, deine Frau, wird dir einen Sohn gebären, und du
sollst seinen Namen Johannes nennen. 1,14 Und er wird dir zur Freude und zum Jubel sein, und
viele werden sich über seine Geburt freuen. 1,15 Denn er wird groß sein vor dem Herrn; weder Wein
noch starkes Getränk wird er trinken und schon von Mutterleibe an mit Heiligem Geist erfüllt
werden. 1,16 Und viele der Söhne Israels wird er zu dem Herrn, ihrem Gott, bekehren. 1,17 Und
er wird vor ihm hergehen in dem Geist und der Kraft des Elia, um der Väter Herzen zu bekehren
zu den Kindern und Ungehorsame zur Gesinnung von Gerechten, um dem Herrn ein zugerüstetes Volk zu
bereiten. Lk 1,13-17;
Und genau das sagte der Herr weiter oben, in Mt 11,10, auch den Juden, dass Johannes der Täufer dieser verheißene Bote ist. Und auch auf die Frage der Jünger, unten in Mt 17,10, ob denn Elia zuerst kommen müsse, antwortete der Herr ganz eindeutig: "Ich sage euch aber, dass Elia schon gekommen ist". Daraus musste zwangsläufig gefolgert werden, dass die verheißene Zeit angebrochen und dass Jesus der Messias ist. Doch die Juden wollten weder das eine noch das andere annehmen.
Ich sage euch aber, dass Elia schon gekommen ist, und sie haben ihn nicht erkannt.
Mt 17,10 Und die Jünger fragten ihn und sprachen: Was sagen denn die
Schriftgelehrten, dass Elia zuerst kommen müsse? 17,11 Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Elia
kommt zwar und wird alle Dinge wiederherstellen.
17,12 Ich sage euch aber, dass Elia schon gekommen ist, und sie haben ihn nicht erkannt, sondern
an ihm getan, was sie wollten. Ebenso wird auch der Sohn des Menschen von ihnen leiden. 17,13 Da
verstanden die Jünger, dass er von Johannes dem Täufer zu ihnen sprach. Mt 17,10-13;
Und der Herr sagt ihnen dann auch, dass Elia wohl – ein anderes Mal – kommen
wird. Diesmal aber haben die Juden weder Elia noch den Messias erkannt und mit ihnen getan, was sie
wollten.
Wir sehen also – unabhängig davon, ob man die Vielwelten-Theorie hier nun anwenden will oder
nicht – , dass durch die damalige Entscheidung der Israeliten die ganze Welt – und insbesondere ihr
eigenes Volk – anstatt in eine Phase des Friedens und der Gerechtigkeit, in Tausende Jahre von
Verfolgungen, Krieg und Hass geführt wurde.
Und noch ein zweites Mal wird dieses Volk die Welt in ein Chaos stürzen. Dann nämlich, wenn der
Antichrist kommen und sich fälschlicherweise als der Messias ausgeben wird. Auch er wird ein
Katalysator sein, allerdings einer des Bösen. Ihm werden sie glauben. Und was sie Jesus von
Nazareth, dem Sohn Gottes an Glauben und Ehrerbietung verweigert haben, werden sie dann dieser
Ausgeburt des Teufels in vollem Maße zukommen lassen. Der wird sich in ihren Tempel in Jerusalem
setzen um sich anbeten zu lassen und von dort aus die ganze Welt zu tyrannisieren.
(Siehe auch Kapitel 01: "Die siebzigste Jahrwochen".)
Doch wie der Herr oben, in Mt 17,11 sagt: Elia wird schließlich kommen und alle
Dinge wiederherstellen. Und mit ihm unser Herr Jesus Christus. Die Menschheit bekommt somit ein
zweites Mal eine Chance. Und dann wird diese Entscheidung nicht mehr von einem Volk alleine
getroffen. Christen und Israeliten der ganzen Welt werden ihren Herrn und Messias kommen sehen. Und
es wird keinen mehr unter ihnen geben, der auch nur zweifeln würde.
Bin durch Zufall auf ihre Seite gestossen und habe ihre Ansichten der
Quantenmechanick gelesen. Was ich nun seltsam finde ist das sie und Tippler (dessen Buch ich
wircklich nicht seriös finde) die Viele-Welten-Interpretation (so sie überhaupt zutrifft) als
beleg für die existenz eines freien willen heranziehen. Was ist nun frei an einer entscheidung
die in all ihren variationen getroffen wird, es bvesteht ja nur die möglichkeit in einer der
vielen Welten sagen wir mal davonzukommen in den anderen geschiéht das gegenteil.Interessieren
würde mich auch noch woher sie die information haben Stephen Hawking befürworte die VWI.
(anonym)
Sie schreiben:
"Was ich nun seltsam finde ist das sie und Tipler (dessen Buch ich
wirklich nicht seriös finde) die Viele-Welten-Interpretation (so sie überhaupt zutrifft) als beleg
für einen freien willen heranziehen."
Dazu folgender Kommentar meinerseits:
1. Wenn Sie das Buch von Tipler unseriös finden, dann sollten Sie es nicht
lesen.
2. Kann ich Sie beruhigen, die Vielwelten-Interpretation trifft überhaupt nicht
zu, denn es ist – wie der Name schon sagt – eine Interpretation, eine Theorie. Und Theorien haben
es nun mal so an sich, dass sie (noch) nicht bewiesen sind und man daher von ihnen seriöserweise
nicht sagen kann, dass sie zutreffen (im Sinne von "nachgewiesen").
Sie meinen nun weiter:
"Was ist nun frei an einer entscheidung die in all ihren variationen
getroffen wird, es besteht ja nur die Möglichkeit in einer der vielen Welten sagen wir mal
davonzukommen in den anderen geschieht das Gegenteil."
Hier kann ich Ihnen überhaupt nicht folgen. Das Prinzip einer freien
Willensentscheidung postuliert ja gerade das Vorhandensein von mehreren Möglichkeiten
(Variationen). Dass diese Entscheidungen dann in allen Variationen getroffen werden – wie Sie
schreiben – ist nur dann richtig,
1. wenn man es als außenstehender Beobachter beurteilt und nicht involviert ist
und
2. es für jede Variation tatsächlich eine Entscheidung gibt.
Als Einzelperson haben wir jedoch nur die Möglichkeit uns für eine der Variationen
– nach freiem Willen – zu entscheiden. Wenn wir dies dann getan haben, haben wir von den
Vorgängen auf den anderen Variantenebenen keine Kenntnis mehr und können daher auch nicht
beurteilen ob eine andere Entscheidung besser gewesen wäre oder nicht. Auf jeden Fall sind die
Voraussetzungen für eine freie Willensentscheidung überall gleich. Erst nach der Entscheidung
zeigt sich, welche Konsequenzen damit in Kauf genommen wurden.
Und hier haben wir den Konnex zum christlichen Glauben. Sie haben die Freiheit sich für oder gegen
Gott zu entscheiden. Dass dies tatsächlich eine freie Willensentscheidung ist beweisen Milliarden
von Menschen welche sich seit dem Anbeginn der Menschheit gegen Gott oder auch für ihn
ausgesprochen haben. Während allerdings die Gottlosen glauben, dass sie nie in die Notwendigkeit
kommen werden, die Konsequenzen dieser Entscheidung zu tragen, sehen das die Christen genau
gegenteilig.
(Entschuldigen Sie, wenn ich Ihre Zitate nicht – wie allgemein üblich -
unverändert und mit allen Ihren Rechtschreibfehlern übernommen habe. Das war mit zu anstrengend.)
Hinsichtlich Ihrer Frage, woher die Information ist, Stephen Hawking hielte die
Vielwelten-Interpretation für wahr, folgender Bericht:
Der Politologe L. David Raub fragte 72 führende Quantenkosmologen und
andere Quantenfeldtheoretiker, ob die Vielwelten-Interpretation nach ihrer Meinung zutreffe. Die
möglichen Antworten lauteten:
(1) "Ja, ich glaube, sie stimmt".
(2) "Nein, ich akzeptiere diese Theorie nicht".
(3) "Vielleicht ist sie richtig, aber ich bin noch nicht überzeugt".
(4) "Dazu habe ich keine Meinung".
Ergebnis der Umfrage: 58 Prozent sagten ja, 18 Prozent nein, 13 Prozent meinten vielleicht, und 11
Prozent hatten keine Meinung. Zu denen, die die Frage bejahten, gehörten Stephen Hawking, Richard
Feynman und Murray Gell-Mann, während zu jenen, die mit Nein antworteten, Penrose gehörte. In
seinem Brief an Raub meinte Hawking: "‘Vielwelten’ ist ein schlechter Name dafür, aber im
wesentlichen trifft er es," (Im privaten Gespräch drückt Hawking sich nicht so zurückhaltend
aus; mir erklärte er eines Tages: "Die Vielwelten-Theorie ist schlichtweg wahr!")
(Der Auszug ist dem Buch "Die Physik der Unsterblichkeit" von Frank J. Tipler,
Seite 218, entnommen.)
Ich habe Ihren Artikel zur Vielweltentheorie gelesen. Sie schreiben, dass diese
unter anderem auch von Stephen Hawking und anderen renommierten Physikern für wahr gehalten
wird. In diesem Punkt möchte ich Ihnen nicht widersprechen. Offen ist jedoch die Frage ob die
Quantenmechanik auf Objekte – menschliche Wesen eingeschlossen – überhaupt angewendet werden
kann. Dieser Punkt ist wie mir scheint bis heute umstritten. Wie ich es verstanden habe, sagen
die meisten modernen Vertreter aber, dass diese nur im mikroskopischen, und nicht
makroskopischen Bereich Gültigkeit hat. Ihre Geschichte, dass wir uns dauernd aufspalten und in
verschiedenen Welten gleichzeitig leben, kann nur dann möglich sein, wenn einerseits die
Vielweltentheorie tatsächlich wahr ist und andererseits, wenn Quantenphysik vorbehaltslos auch
auf den Menschen angewendet werden kann. Hat Stephen Hawking Ihres Wissens irgendwann mal
behauptet, die Quantenphysik sei auf den Menschen anwendbar?
Zusätzlich habe ich eine zweite Widersprüchlichkeit entdeckt: Frank Tipler schreibt:
"Die Vielwelten-Interpretation löst den offenkundigen Widerspruch
zur Beobachtung auf, indem sie sagt, dass der radioaktive Zerfall des Atoms die Katze, sowie
alle anderen Teile der Versuchanordnung gezwungen hat, sich in zwei verschiedene Welten
aufzuspalten: in einer dieser Welten ist die Katze lebendig, in der anderen ist sie tot. Wenn
wir jetzt versuchen festzustellen ob die Katze lebendig ist oder tot, dann spalten wir uns
ebenfalls auf. In der einen Welt sehen wir die Katze tot, in der anderen lebendig."
Sie schreiben jedoch weiter unten:
"Die Vielwelten-Interpretation – welche eigentlich Everett-Interpretation heißen sollte, nach
Hugh Everett, der als graduierter Student in Princeton diesen Begriff 1957 erstmals benutzte -
besagt also, dass wir gemäß der Mathematik der Quantenmechanik an einen Punkt gelangen, an dem
wir uns entscheiden müssen, ob wir jene "Welt" betrachten wollen, in der die Katze tot ist
oder die andere "Welt", in welcher sie lebendig ist."
Gemäss obiger Darstellung besagt, die Vielwelten-Theorie nicht, dass wir uns entscheiden
müssen, sondern, dass wir uns aufspalten und beide möglichen Welten durchleben. (Dies
erscheint mir auf den Menschen angewandt eher undenkbar) Folglich stimmt aber Ihre gefundene
Parallele nicht ganz: "Und damit lässt sich nun unschwer die Parallele zur Vielwelten-Theorie
erkennen. Ähnlich wie bei Schrödingers Katze galt es auch hier die Entscheidung zu treffen,
welche der zwei möglichen ’Welten’ beschritten werden sollte. Entweder jene des Friedensreiches
des Messias oder die des Fürsten dieser Welt. Wie wir wissen, haben sich die Juden gegen den
Messias und für eine Welt ohne Frieden entschieden." Nach der Vielweltentheorie würde man
nämlich beide Welten beschreiten und müsste sich nicht entscheiden. Was meinen Sie?
(Nick Reichstein, mail: nr@lah.ch <mailto:nr@lah.ch>)
Sie haben mit Ihrer Argumentation schon Recht. Die von Ihnen zitierten Annahmen in
meinem Diskussionsbeitrag wurden unter der Prämisse getroffen, dass die Quantenmechanik alle
Objekte – also auch menschliche Wesen – beschreibt. Eine Annahme, welche übrigens Hawking meines
Wissens nicht bestätigt hat. Auch gibt es eine große Anzahl von Physikern, welche die Ansicht
vertreten, dass die Vielwelten.Interpretation überhaupt falsch sei. Und alle Physiker – also auch
jene, welche die Vielweltenthoerie für wahr halten, wie Hawking, Weinberg u. a. – sind sich
wahrscheinlich darüber einig, dass es eben nur ein theoretischer Ansatz ist, um die Ergebnisse der
Mathematik zu erklären und nicht um irgendwelche realen Zustände zu beschreiben. Damit beantwortet
sich auch Ihre Frage bezüglich einer Gültigkeit dieser Theorie für den makroskopischen Bereich.
Allerdings muss man m. E. auch berücksichtigen, dass sich unser heutiges Universum mit seinen
Galaxien, Sternen und Planeten – und natürlich auch dem Menschen – in seinen allerersten Anfängen
im Urknall aus quantenmechanischen Zuständen entwickelt hat. Von daher ist sichtlich auch auf einen
Einfluss der Quantenmechanik im makroskopischen Bereich zu schließen.
Hinsichtlich meiner Schlussfolgerung, dass die Juden damals mit ihrer Ablehnung des Messias’ eine
Entscheidung ähnlich jener bei Schrödingers Katze getroffen haben, ist Zweierlei zu sagen: Zum
Einen wäre es ja nach der Vielwelten-Interpretation nicht auszuschließen, dass eine andere Welt in
einem anderen Universum existiert, in welcher alle Menschen von damals bis heute diese alternative
Möglichkeit durchleben und damit die Bedingung der Aufspaltung erfüllt ist. (Ohne, dass die
Menschen das damals – auf beiden Seiten – tatsächlich realisieren konnten.)
Andererseits muss ich jedoch zugeben, dass es gar nicht dieser wissenschaftliche Aspekt war, welchen
ich aufzeigen wollte, sondern die durch die angeführten biblischen Aussagen bestätigte
Alternative, welche den (gläubigen) Juden damals vom Allmächtigen angeboten wurde:
- Entweder die Annahme des verfolgten und verachteten Sohnes Gottes als
ihren Messias und die sich daraus ergebende weltweite Friedensherrschaft Gottes mit Israel als Haupt
unter den Nationen.
- Oder seine Ablehnung und damit ihre jahrtausendelange Zerstreuung in
einer Welt mit Krieg und Zerstörung.
Eine andere Frage hätte ich in diesem Zusammenhang noch. Vertreter des
Advaitismus behaupten, dass der Mensch und die gesamte Welt von einem höheren Geist gedacht
(geträumt) wird und das gesamte Leben vollständig determiniert ist. Es wird unter anderem mit
Ergebnissen der Hirnforscher argumentiert und gesagt, dass der freie Wille nicht existiert und
somit Schuld und Sühne sowieso hinfällig wird. (Man atmet nicht, man wird beatmet, man lebt
nicht man wird gelebt..usw.) ramana maharshi, einer der hauptvertreter sagte aus einem
intuitiven erleben aus, dass es weder eine schöpfung noch eine zerstörung, weder einen weg
noch ein ziel gibt. Wie stellen Sie sich zu dieser Weltsicht?
(Nick Reichstein, mail: nr@lah.ch <mailto:nr@lah.ch>)
Die von Ihnen zitierte Behauptung des Advaitismus (das meint "Nicht-Dualismus"),
"dass der Mensch und die gesamte Welt von einem höheren Wesen gedacht (geträumt) wird", kann
sich – wenn es einen Sinn ergeben soll – ja nicht auf unseren Planeten beschränken. Es muss hier
das gesamte Universum, die gesamte Schöpfung mit einbezogen werden. Und das ist ja genau jene
Sicht, welche uns auch die Bibel vermittelt. Das von Ihnen in Klammer eingefügte Attribut "geträumt"
scheint mir allerdings etwas spekulativ. Denn wer von uns Menschen könnte schon sagen ob und wann
Gott – oder "ein höheres Wesen" wie Sie es formulieren – träumt oder wach ist. Genauso gut
könnten wir uns darüber unterhalten ob Gott isst oder trinkt.
Die gesamte Schöpfung wurde also von Gott gedacht und natürlich auch realisiert – sonst würden
wir ja nicht existieren.
Die nächste zu erwartende Frage, ob wir denn überhaupt existieren, möchte ich mit dem bekannten
Satz "cogito ergo sum" beantworten. Es gibt da einen bekannten Ausspruch: "Jeder, der an
meiner Existenz zweifelt, bekommt von mir einen Kinnhaken. Dann wird er dies nicht mehr tun".
Aber nun zu Ihrer Frage nach dem freien Willen des Menschen. Wenn ich es recht sehe, dann verbreiten
die von Ihnen zitierten Vertreter des Advaitismus ja ihre Lehre im Bestreben, die Menschen davon zu
überzeugen, dass diese Sicht der Dinge die richtige ist. Das tun schließlich alle Vertreter aller
Theorien, Philosophien und Religionen. Doch indem sie dies tun, gehen sie ja davon aus, dass die
Menschen, denen sie diese Erkenntnis vermitteln wollen, auch in der Lage sind sich zu entscheiden
diese aufzunehmen oder abzulehnen. Und damit bestätigen sie ja selbst das Faktum, dass der Mensch
bei seinen Entscheidungen wählen kann und er somit einen freien Willen hat.
Die wissenschaftliche Bestätigung des freien Willens liefert uns gerade die in
diesem Diskurs thematisierte Quantentheorie. Schon Immanuel Kant hat diese Frage aufgeworfen
und Werner Heisenberg, der bekannte deutsche Quantenphysiker, sagte dazu in einem Vortrag
über "Die Verknüpfung von Physik und Philosophie":
... Andererseits sagt Kant auch sofort, dass man in ein Dilemma kommt, wenn man
nur an die Frage des freien Willens denkt. Denn wir haben doch das Gefühl, dass wir frei
entscheiden können, was wir tun wollen, hier oder dorthin gehen oder was immer, und dass eben
unser Handeln nicht kausal vorbestimmt sei, denn ich kann es ja noch ändern. Und Kant wusste
nun aus diesem Dilemma zunächst keinen Ausweg und hat dieses Dilemma daher in seine Antinomien
aufgenommen. Und er hat nicht mit der Möglichkeit gerechnet, dass eine empirische
Naturwissenschaft, in dem Fall die Quantentheorie, eines Tages behaupten kann "Nein, wir
wissen hier eine definitive Antwort: Die Vorgänge sind nicht völlig kausal determiniert".
Auszug aus dem Vortrag von Werner Heisenberg, am 14. Juli 1962 in München www.suppose.de
(Siehe auch den Diskurs 83 "Ist die Allwissenheit
Gottes ein Widerspruch zum freien Willen des Menschen"?)
Dass der freie Wille existiert, ergibt sich schon aus dem Umstand, dass es mir z. B.
frei gestanden ist, Ihre Mail zu beantworten oder nicht. Es war meine ganz persönliche und private
Entscheidung. Und damit sind wir beim Kausalitätsprinzip. Es gibt für alles eine Ursache. Im
Bereich der Natur können die Ursachen für Überschwemmungen starke Regenfälle oder auch ein
Dammbruch sein. Verschiedene zufällige oder auch nicht zufällige Faktoren können die
Kausalitätskette beeinflussen. Wenn der Damm hält, findet in diesem Gebiet die Überschwemmung
nicht statt.
Anders ist es im Bereich von menschlichen Entscheidungen. Hier passiert nichts zufällig, sondern
der Mensch hat immer den freien Willen zu entscheiden. Ob er sich dessen nun bewusst ist oder nicht.
Wer nun meint, er würde durch irgendwelche äußeren "Umstände" gezwungen diese oder jene
Entscheidung zu treffen, der irrt. Wenn er diese Entscheidungen absolut nicht treffen will, dann
kann er sich in letzter Konsequenz das Leben nehmen und ist davon entbunden. Und wer nun sagt, dass
er sich doch nicht das Leben nehmen will, spricht selbst aus, dass es eben sein freier Wille ist,
sich das Leben nicht zu nehmen.
Ihr letztes Zitat:
"ramana maharshi, einer der hauptvertreter sagte aus einem intuitiven
erleben aus, dass es weder eine schöpfung noch eine zerstörung, weder einen weg noch ein ziel gibt"
könnte man etwas zynisch mit der Behauptung erwidern, dass es nach diesem Prinzip
den ganzen Ramana Maharashi nicht gibt und damit diese Aussage gegenstandslos ist. Denn wenn es die
Schöpfung nicht gibt, dann gibt es ihn und seine Aussagen tatsächlich auch nicht.
Ich habe in den fast 30 Jahren der Interpretation und Auslegung biblischer Texte bei manchen
Exegeten die Erfahrung gemacht, dass immer dann, wenn diese die eine oder andere Prophezeiung nicht
erklären konnten, sie zur Symbolik gegriffen haben. Die Schuld für dieses Unvermögen ist oft
Unfähigkeit oder ganz einfach Bequemlichkeit, sich mit dem Text analytisch auseinander zusetzen,
was sich bei schwierigen Texten über Monate und Jahre hinziehen kann. Und wer nun zu unintelligent
ist oder wem es zu lange dauert, der erfindet flugs irgendeine Symbolik für diesen Text, die er
dann nach eigenem Belieben – und Vermögen – auslegen kann.
Und genau dieses Prinzip erkenne ich auch zunehmend bei manchen Erfindern von verschiedensten
Lehren. Ähnlich wie manche Vertreter des sogenannten "modern art" behaupten, das mit
Farbe vollgekleckerte Bild stelle etwa einen Sonnenaufgang dar, und die genug Dumme finden, welche
ihnen dies – und auch das Bild um teures Geld – abnehmen, gibt es auch im Bereich der Philosophien
und fernöstlichen Lehren Scharlatane, welche ganz einfach Behauptungen aufstellen, die möglichst
paradox klingen müssen und die sowieso niemand überprüfen kann und erklären sie flugs zu ihren
"Intuitionen".
Dass sie sich damit manchmal – wie oben Ramana Maharashi – selbst ein Bein stellen und mit ihrer
Theorie ihre eigene Existenz und damit auch die Realität ihrer Aussage leugnen, ist nur eine
logische Folgewirkung. Aber auch so manche andere fernöstlichen Weisheitssprüche sind bei näherer
Betrachtung "Selbstleger", d. s. Aussagen, welche sich bei genauerer Analyse selbst widerlegen,
wie z. B. folgender Spruch:
"Wie alle Flüsse verschiedene Wege fließen und schließlich dennoch
alle in den großen Ozean münden, ist auch der Weg der Menschen zu Gott ganz verschieden um am Ende
doch in die göttliche Einheit einzugehen".
Die Ursache, warum alle Flüsse verschiedene Wege fließen, liegt am
unterschiedlichen Ursprung ihrer Quellen und der Grund, weshalb sie alle in den großen Ozean
münden, ist in der irdischen Schwerkraft zu suchen. Doch ebenso, wie die Flüsse aufgrund der
Erdanziehung den Neigungen der Erdoberfläche folgen und dadurch zum tiefsten Punkt, dem Ozean
gelangen, wird auch der Mensch, wenn er seinen eigenen Neigungen folgt, am Ende beim tiefsten Punkt
in seinem Leben landen.
Die Flüsse folgen dem Gesetz der Schwerkraft, welches – auf die menschliche Ebene übertragen -
dem Drang zum Bösen entspricht. Und nachdem der Mensch von Grund auf böse ist und nur durch
Aufwärtsstreben nach Heiligung und Liebe das Gute tut, würde er unbeeinflusst dem Drang des Bösen
ebenso nachgeben, wie die Flüsse dem Gesetz der Schwerkraft nach unten folgen müssen.
Da ist keiner, der Gutes tut, da ist auch nicht einer.
Röm 3,12 Alle sind abgewichen, sie sind allesamt untauglich geworden; da
ist keiner, der Gutes tut, da ist auch nicht einer. Röm 3,12;
Wo man daher am Ende "eingeht", wenn man diesen verschiedenen Wegen folgt, ist
nicht die göttliche Einheit, sondern die teuflische Bosheit. Die "Weisheit" derartiger
fernöstlicher Sprüche reduziert sich daher auf eher plakative Aussagen oder – was noch schlimmer
ist – auf die Absicht einer ganz bewussten Irreführung der Menschen. Das soll nicht heißen, dass
es nicht auch durchaus intelligente Sinnsprüche aus dieser Denkrichtung gibt. Allerdings muss auch
hier das eigene Urteilsvermögen eingeschaltet und genau geprüft werden warum was und wie zu
verstehen ist, bevor man solche Sprüche kritiklos übernimmt und weitergibt.
o Die Quantentheorie ist die bestbestätigte physikalische
Theorie überhaupt. Ihre Vorhersagekraft ist unübertroffen.
o Die Heisenberg’sche Unschärferelation beschreibt
das Phänomen, dass Ort und Impuls (Geschwindigkeit) eines Teilchens (Elektron) nicht
gleichzeitig festgestellt werden können. Je genauer der augenblickliche Aufenthaltsort eines
Elektrons bestimmt wird, umso weniger kann sein Impuls gemessen werden und umgekehrt (Paradoxon der
überlappten Quantenzustände). Dies lässt sich recht gut im Doppelspaltexperiment nachweisen
(Interferenzmuster).
o Schrödinger’s Katze ist ein Gedankenexperiment, welches
veranschaulicht, dass gemäß der Mathematik der Quantenmechanik die Wellenfunktion eines Teilchens
nicht direkt messbar ist (die Katze ist sowohl tot als auch lebendig). Messen kann man nur den Ort,
die Geschwindigkeit und andere Eigenschaften des Teilchens. Diese Eigenschaften sind in der Wellenfunktion
durch Wahrscheinlichkeiten angegeben.
o Nach der Kopenhagener Interpretation der Wellenfunktion
(entwickelt von Max Born in Göttingen, benannt nach der Kopenhagener Schule um Niels Bohr) befindet
sich das Teilchen nicht an einem bestimmten Ort, sondern gleichzeitig an allen Orten, an denen die
Wellenfunktion nicht Null ist. Die Katze im Experiment ist daher also die ganze Zeit gleichzeitig
tot und lebendig. Erst im Moment einer Ortsmessung bricht die Wellenfunktion zusammen und es
entsteht ein Teilchen an einer bestimmten Stelle (Reduktion der Wellenfunktion). In dem Moment, wo
wir die Katze beobachten ("messen") ist sie also entweder tot oder lebendig, wobei das letztere
Ergebnis rein zufällig ist.
o Nach der Vielwelten-Interpretation (auch als
Everett-Interpretation bezeichnet, nach Hugh Everett, welcher diesen Begriff 1957 in Princeton zum
ersten Mal verwandte), wird dieser offenkundige Widerspruch zur realen Beobachtung gelöst, indem
die Wellenfunktion unverändert beibehalten wird (keine Reduktion), dafür aber die
unterschiedlichen Quantenzustände in verschiedene Welten "ausgelagert" werden. Zum Zeitpunkt
des radioaktiven Zerfalls des Atoms im Versuchsbehälter werden alle Teile desselben – und somit
auch die Katze – gezwungen, sich in zwei verschiedene Welten aufzuspalten: in einer dieser Welten
ist die Katze lebendig, in der anderen ist sie tot. Wenn wir nun versuchen festzustellen, ob die
Katze tot oder lebendig ist, spalten wir uns ebenfalls auf. In der einen Welt sehen wir die Katze
tot, in der anderen lebendig.