Die Große Trübsal –
Bedrängnis für die Gläubigen oder für die Welt?
Tabelle – Die Große Trübsal – nach Ereignissen gegliedert.
Die Bedrängnis der Jesusgläubigen.
Das erste Tier, der Antichrist.
Der Antichrist tötet die zwei Zeugen in Jerusalem.
Die Eroberung und Zerstreuung Jerusalems.
Die Herrschaft des Antichrists.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Umweltkatastrophen und kultureller Entwicklung? / Diskurs 1133
Die "Große Trübsal" ist jene Periode, mit welcher die
Endzeit ihren Anfang nimmt. Die erste Hälfte dieser Zeitperiode (Anfang der
Wehen) ist geprägt von den weltweiten Katastrophen und den zwei Zeugen Gottes
in Jerusalem, welche bei der Eroberung und Zerstreuung Jerusalems durch den
Antichrist von diesem getötet werden. Die anschließenden dreieinhalb Jahre
sind die Zeit der Herrschaft des Antichrists und der Verfolgung der
Jesusgläubigen.
Das letzte Ereignis dieser Periode ist die große Finsternis, welche mit der
Verfinsterung der Gestirne bereits die nächste Periode, den "Tag des Herrn" ankündigt.
Nachträglicher Hinweis: (Siehe auch Diskurs 05: "Die
Parallelität der Ereignisse von Mt 24 und Off 6 und 7") In diesem Zusammenhang wurde u.a. auch aufgrund von
2The 2,1-4 und Off 13,1-11 erkannt, dass es nicht nur ein Antichrist
sein kann, der die Endzeit beherrschen wird, sondern zwei
Antichristen: ein menschlicher Gewaltherrscher (Reiter auf dem
weißen Pferd, Off 6,1-2) in der Großen Trübsal (Off 6,1-8; Mt
24,1-25) und ein dämonisches Geistwesen (Tier aus dem Meer, Off 13)
am Tag des Zornes Gottes. (Siehe auch Diskurs 86: "Der
erste und der zweite Antichrist") Nachdem sich durch diese geänderte Sichtweise
jedoch im Prinzip nur Verschiebungen in der zeitlichen Abfolge der
Ereignisse ergeben und die Inhalte bis auf wenige Ausnahmen im
Wesentlichen gleich bleiben, haben die Dokumente der alten
Interpretation – unter Berücksichtigung dieser Hinweise hier -
durchaus ihre Berechtigung und werden so beibehalten. Eine
Zusammenfassung der Änderungen findet sich im Diskurs 48. (Siehe auch Diskurs 48: "Eine
alternative Sicht im Ablauf der Endzeitereignisse") |
Die Große Trübsal ist in den Kreisen vieler Gläubiger
wohlbekannt als Mittelpunkt zweier divergierender Auffassungen über die
Entrückung. Einerseits die Richtung des Prätribulationismus’ (Tribulation =
Trübsal), also der Lehre von der Entrückung vor der Großen Trübsal,
und andererseits des Posttribulationismus’, der Lehre von der Entrückung nach
der Großen Trübsal.
Dabei ist es immer wieder interessant festzustellen, dass hier die Argumentation
auf beiden Seiten sehr engagiert und mit viel Schriftkenntnis geführt wird,
dabei aber – wie es scheint – ein wesentlicher und zentraler Aspekt in der
Diskussion meistens ausgeklammert oder möglicherweise als bekannt vorausgesetzt
wird. Und zwar ist dies die Große Trübsal selbst und die Ereignisse, welche
diesen Abschnitt der Endzeit beherrschen und ihm seinen Namen geben.
Die gängige Ansicht zu dieser Frage ist die Auslegung, welche meint, die Große
Trübsal sei die Verfolgung der Gläubigen (Mt 24,21-24) unter der Herrschaft
des Antichrists, gefolgt von der Wiederkunft des Herrn und der "Sammlung der
Auserwählten" (Mt 24,30-31).
Anderen Ausleger wieder gehen davon aus, dass die Große Trübsal identisch ist
mit dem "Tag des Herrn" (John F. Walvoord, "Brennpunkte biblischer
Prophetie", S 246) und somit eine Zeit von weltweiten Katastrophen mit
Verfinsterung der Gestirne etc. nach Joel 3,1-5, und setzen daher die
Entrückung vor dieser, ihrer Interpretation der Großen Trübsal an.
Um uns daher – soweit wie möglich – Klarheit zu verschaffen, wollen wir hier
diese Frage etwas eingehender untersuchen.
Wir gehen von jenem Schrifttext aus, welcher üblicherweise im
Zusammenhang mit der "Großen Trübsal" zitiert wird, nämlich Mt 24,15-28:
Es wird große Bedrängnis sein, wie sie von Anfang der Welt bis jetzt nicht gewesen ist
Mt 24,15 Wenn ihr nun den Gräuel der Verwüstung,
von dem durch Daniel, den Propheten, geredet ist, an heiliger Stätte stehen
seht – wer es liest, der merke auf! -, 24,16 dann sollen die in Judäa auf die
Berge fliehen; 24,17 wer auf dem Dach ist, soll nicht hinabsteigen, um die
Sachen aus seinem Haus zu holen; 24,18 und wer auf dem Feld ist, soll nicht
zurückkehren, um seinen Mantel zu holen. 24,19 Wehe aber den Schwangeren und
den Stillenden in jenen Tagen! 24,20 Betet aber, dass eure Flucht nicht im
Winter geschehe noch am Sabbat! 24,21 Denn dann wird große Bedrängnis sein,
wie sie von Anfang der Welt bis jetzt nicht gewesen ist und auch nie sein wird.
24,22 Und wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch
gerettet werden; aber um der Auserwählten willen werden jene Tage verkürzt
werden. 24,23 Wenn dann jemand zu euch sagt: Siehe, hier ist der Christus,
oder dort! so glaubt es nicht! 24,24 Denn es werden falsche Christusse und
falsche Propheten aufstehen und werden große Zeichen und Wunder tun, um, wenn
möglich, auch die Auserwählten zu verführen. 24,25 Siehe, ich habe es euch
vorhergesagt.
24,26 Wenn sie nun zu euch sagen: Siehe, er ist in der Wüste! so geht nicht
hinaus! Siehe, in den Kammern! so glaubt es nicht! 24,27 Denn wie der Blitz
ausfährt von Osten und bis nach Westen leuchtet, so wird die Ankunft des Sohnes
des Menschen sein. 24,28 Wo das Aas ist, da werden sich die Adler versammeln. Mt
24,15-28;
Die Bezeichnung "Bedrängnis" für die Trübsal darf hier
nicht verwundern, es sind im Deutschen nur Synonyme für ein und dasselbe
griechische Wort. Es ist also hier die Rede von einer großen Bedrängnis "wie
sie noch nicht gewesen ist, vom Anfang der Welt". Die Frage stellt sich daher
nach dem Inhalt, dem Wesen dieser Bedrängnis. Sind ausschließlich die, im
Anschluss an diese Aussage angeführten Ereignisse Kennzeichen dieser Zeit? Wenn
dem so ist, dann wäre die große Bedrängnis eine Zeit der Verführung der
Gläubigen durch falsche Christusse und falsche Propheten. Oder aber sind diese
Zeiterscheinungen nur die Folge eines anderen, wesentlich größeren
Ereignisses?
Nun haben wir einige Verse zuvor ebenfalls die Erwähnung einer "Bedrängnis":
Und ihr werdet gehasst werden um meines Namens willen von allen Völkern.
Mt 24,9 Dann werden sie euch in Bedrängnis
überliefern und euch töten; und ihr werdet von allen Nationen gehasst
werden um meines Namens willen. 24,10 Und dann werden viele verleitet werden
und werden einander überliefern und einander hassen; 24,11 und viele falsche
Propheten werden aufstehen und werden viele verführen; Mt 24, 9-11;
Auch hier werden die falschen Propheten erwähnt und man könnte
daher vermuten, dass diese beiden Texte – Mt 24,9-14 und Mt 24,21-27 – ganz
einfach Parallelstellen ein und desselben Ereignisses sind und bei der Exegese
nebeneinander oder "ineinander" zu liegen kommen, wie nachfolgend
dargestellt.
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Wir erkennen, dass in beiden Abschnitten nicht nur von einer
Bedrängnis und von falschen Propheten gesprochen wird, beide Texte reichen in
ihren Aussagen auch bis ans "Ende". Die eine Schriftstelle schließt mit dem
Kommen des Herrn, welches ja – nach Mt 24,29-30 – die Bedrängnis abschließt,
und die andere sagt ausdrücklich "dann wird das Ende kommen", nämlich das
Ende dieser Bedrängnis, und weist damit indirekt auch auf das Kommen des Herrn
hin.
Der Text geht dann, im Anschluss an Vers Mt 24,28, weiter mit den Zeichen an den
Gestirnen:
Nach der Bedrängnis dieser Zeit werden Sonne und Mond sich verfinstern.
Mt 24,27 Denn wie der Blitz ausgeht vom Osten und
leuchtet bis zum Westen, so wird auch das Kommen des Menschensohns sein. 24,28
Wo das Aas ist, da sammeln sich die Geier.
24,29 Sogleich aber nach der Bedrängnis jener Zeit wird die Sonne
sich verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren, und die Sterne werden
vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen.
24,30 Und dann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohns am Himmel.
Und dann werden wehklagen alle Geschlechter auf Erden und werden sehen den Menschensohn
kommen auf den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit. Mt
24,27-30;
Damit haben wir in Vers 29 in diesem Kapitel den dritten Hinweis
auf eine Bedrängnis. Wir gehen einmal davon aus, dass dies ein Rückbezug auf
die "große Bedrängnis" aus Vers 21 ist, welche hier bereits beendet ist ("sogleich
aber nach dieser Bedrängnis") und damit die Ankündigung aus Vers 27,
nämlich das Kommen des Menschensohns, in Vers 30 nunmehr zur Realität wird.
Die Parallelität der ersten beiden Texte aus Mt 24,9-14 und 21-27 wird
allerdings durch einen relativ kleinen Unterschied der Aussagen immer wieder in
Zweifel gezogen. In Mt 24,9 ist die Rede von einer "Bedrängnis", in Mt
24,21 hingegen heißt es "dann wird eine große Bedrängnis sein".
Auf diesen Unterschied kommen wir jedoch weiter unten noch zu sprechen.
Nach dieser Auslegung ist also die Große Trübsal eine Zeit der Verführung der
Gläubigen und der Auserwählten durch falsche Propheten und falsche Christusse.
Wer sich nicht verführen lässt, wird verfolgt und getötet.
Soweit scheint also dieser Text eindeutig und der Zusammenhang klar zu sein,
wäre da nicht ein Hinweis in Mt 24,21 über ein ganz bestimmtes Kennzeichen
dieser Trübsal:
Mt 24,21 Denn es wird dann eine große Trübsal
sein, wie sie nicht gewesen ist vom Anfang der Welt bis jetzt und auch nicht
wieder werden wird. Mt 24,21;
Und diese Aussage wird auch durch den Paralleltext von Dan
12,1-2 erhärtet:
Eine Zeit so großer Trübsal, wie sie nie gewesen ist, seitdem es Menschen gibt.
Dan 12,1 Zu jener Zeit wird Michael, der große
Engelfürst, der für dein Volk eintritt, sich aufmachen. Denn es wird eine
Zeit so großer Trübsal sein, wie sie nie gewesen ist, seitdem es Menschen gibt,
bis zu jener Zeit. Aber zu jener Zeit wird dein Volk errettet werden, alle,
die im Buch geschrieben stehen. 12,2 Und viele, die unter der Erde schlafen
liegen, werden aufwachen, die einen zum ewigen Leben, die andern zu ewiger
Schmach und Schande. Dan 12, 1- 2;
Wir erkennen hier in Dan 12,1-2 eine eindeutige Parallele zu Mt
24,21. In beiden Texten, sowohl im AT als auch im NT, wird diese große Trübsal
als eine Zeit der Bedrängnis bezeichnet, wie sie seit Anfang der Welt nicht
gewesen ist. Und nun mag man sich unter der Verfolgung der Gläubigen noch so
grausige Horrorszenarien vorstellen, man wird keine Gräueltaten finden, welche
im Laufe der Geschichte durch Menschen an anderen Menschen nicht bereits verübt
worden wären.
Besonders das Volk Israel hat in seiner Vergangenheit bereits alle Leiden
erlitten, welche Menschen sich untereinander zufügen können. Ob das nun die
Folterungen der gläubigen Juden unter Antiochus Epiphanes waren, welche wir in
den Makkabäerbriefen (2Mak 7,1-42) nachlesen können, die Eroberung Jerusalems
durch die Kreuzritter, die Pogrome gegen die Juden in ganz Europa oder das
Verbrechen am jüdischen Volk in unserer Zeit, unter Hitler, um nur einige zu
nennen.
Aber auch die Bedrängnis der Christen, beginnend mit den Christenverfolgungen
im Römischen Reich, über die Inquisition der Römischen Kirche bis hin zur
Gegenreformation, hat bereits alle Ausprägungen der Qual, wie Zerreißen durch
wilde Tiere, Folterungen im "peinlichen Verhör" oder Verbrennen auf dem
Scheiterhaufen beinhaltet.
Man kann einzelne Menschen und auch ein ganzes Volk "nur" bis zum Tod
quälen. Und genau dies ist bereits allzu oft in der Weltgeschichte geschehen.
Eine Steigerung "wie sie nicht gewesen ist von Anfang der Welt bis jetzt"
ist daher unter dem Titel einer Verfolgung von Menschen allein nicht
vorstellbar.
Es gibt aber noch einen weiteren Hinweis im Text von Mt 24, welcher es geraten
erscheinen lässt, die Große Trübsal nicht nur als eine Bedrängnis für die
Gläubigen zu sehen. Dort heißt es in
Mt 24,22 Und wenn diese Tage nicht verkürzt
würden, so würde kein Fleisch gerettet werden; aber um der
Auserwählten willen werden diese Tage verkürzt. Mt 24,22;
Wenn also diese Tage um der "Auserwählten willen" verkürzt
werden, impliziert dies ja, dass es zu dieser Zeit auch "Nicht-Auserwählte"
gibt und diese eben auch durch diese Bedrängnis betroffen sein müssen. Das
bestätigt auch der erste Teil des Satzes, wo es heißt, dass "kein Fleisch"
gerettet werden würde. Unter der Bezeichnung "kein Fleisch" sind nun sowohl
Gläubige als auch Gottlose zu subsumieren. Und die Gottlosen können ja
schließlich nicht wegen ihres Christusglaubens verfolgt werden.
Diese Art der Bedrängnis – nämlich die Verfolgung der Gläubigen – kann also
folgerichtig nicht jene "große Trübsal" sein, welche noch "nicht gewesen
ist vom Anfang der Welt bis jetzt und auch nicht wieder werden wird".
Was ist nun aber diese große Trübsal? Möglicherweise fehlt hier der globale,
der weltweite Aspekt dieser Bedrängnis. Ein Aspekt, welchen wir in der zweiten
oben erwähnten Auslegungsrichtung erkennen können. Man meint dort, dass unter
der Großen Trübsal jene weltweiten Katastrophen zu verstehen sind, welche am
Tag des Herrn die Welt erschüttern werden.
Von den vielen Hinweisen, welche wir in der Schrift über jene Zeit haben seien
hier nur zwei angeführt:
Der große und schreckliche Tag des HERRN.
Joel 3,4 Die Sonne soll in Finsternis und der Mond
in Blut verwandelt werden, ehe denn der große und schreckliche Tag des HERRN
kommt. 3,5 Und es soll geschehen: wer des HERRN Namen anrufen wird, der soll
errettet werden. Denn auf dem Berge Zion und zu Jerusalem wird Errettung sein,
wie der HERR verheißen hat, und bei den Entronnenen, die der HERR berufen wird.
Joel 3, 4- 5;
Ein großes Erdbeben, wie es noch nie gewesen ist, seit Menschen auf Erden sind.
Off 16,17 Und der siebente Engel goss aus seine
Schale in die Luft; und es kam eine große Stimme aus dem Tempel vom Thron,
die sprach: Es ist geschehen! 16,18 Und es geschahen Blitze und Stimmen und
Donner, und es geschah ein großes Erdbeben, wie es noch nicht gewesen ist,
seit Menschen auf Erden sind – ein solches Erdbeben, so groß. Off 16,17-18;
Auch hier oben in Off 16,18 wird das große Erdbeben – ebenso
wie die Große Trübsal in Mt 24,17 bzw. Dan 12,1 – mit dem Attribut versehen:
"wie es noch nicht gewesen ist, seit Menschen auf Erden sind". Und hier hat
man erstmals wirklich den Eindruck, dass es sich um bisher noch nie dagewesene
Katastrophen handelt.
Allerdings ist auch diese Interpretation der Großen Trübsal nicht ohne
Widerspruch zu sehen. Der darin angesprochene "Tag des Herrn" wird mit der,
in Mt 24,29 erwähnten "großen Finsternis" eingeleitet.
Die Sonne wird sich verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren.
Mt 24,29 Sogleich aber nach der Trübsal
jener Zeit
wird die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein
verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der
Himmel werden ins Wanken kommen. Mt 24,29;
Auch im AT haben wir Hinweise auf dieses besondere Ereignis:
Der Tag des Herrn ist ein Tag der Finsternis und des Dunkels.
Zeph 1,14 Des HERRN großer Tag ist nahe, er
ist nahe und eilt sehr. Horch, der bittere Tag des HERRN! Da werden die Starken
schreien. 1,15 Denn dieser Tag ist ein Tag des Grimmes, ein Tag der
Bedrängnis und der Angst, ein Tag des Wetters und des Ungestüms, ein
Tag der Finsternis und des Dunkels, ein Tag der Wolken und des Nebels, 1,16
ein Tag der Posaune und des Kriegsgeschreis gegen die festen Städte und die
hohen Zinnen. Zeph 1,14-16;
Nun heißt es aber oben, in Mt 24,29: "Sogleich aber nach der
Bedrängnis jener Zeit wird die Sonne sich verfinstern …". Demnach beginnt
dieser "Tag des Herrn" mit der Verfinsterung von Sonne und Mond erst
nach der Bedrängnis jener Zeit und kann daher konsequenterweise nicht ihr Inhalt sein.
Die Verführung und Verfolgung der Gläubigen oder auch anderer Menschen nach Mt
24,9-14 kann nicht ausschließlich jenes Ereignis sein, von dem es in Mt 24,21
heißt: "es wird dann eine große Trübsal sein, wie sie nicht gewesen ist vom
Anfang der Welt bis jetzt und auch nicht wieder werden wird", weil es keine
denkbare qualitative Steigerung der Folter und Qual des Menschen gibt, welche
nicht schon in der menschlichen Geschichte vom Menschen am Menschen verübt
worden wäre.
Die Möglichkeit einer "quantitativen" Interpretation dieser Bedrängnis -
also das Dahinsterben der Menschen auf der ganzen Welt "wie die Mücken" -
würde zwar eher in dieses Bild passen und wäre bei den Ereignissen am "Tag
des Herrn" auch in der Schrift zu erkennen (Jes 51,6). Der Umstand jedoch,
dass diese Zeitperiode gemäß Mt 24,29 erst nach der Großen Trübsal beginnt,
weist sie als eigenständiges, nachgelagertes Ereignis aus und verhindert, sie
als Ereignisinhalt der Großen Trübsal selbst zu interpretieren.
Wir wollen uns daher die in Frage stehende Stelle in Mt 24,21
noch einmal ansehen:
Mt 24,21 Denn es wird dann eine große Trübsal
sein, wie sie nicht gewesen ist vom Anfang der Welt bis jetzt und auch nicht
wieder werden wird. Mt 24,21;
Es ist dieser Aussage keinesfalls zu entnehmen, dass diese
Bedrängnis nur auf die Gläubigen beschränkt sein sollte. Der Hinweis "wie
sie nicht gewesen ist vom Anfang der Welt" scheint im Gegenteil eher darauf
hinzudeuten, dass es sich hier um ein weltweit einzigartiges Ereignis handelt.
Der unmittelbare Kontext weist zwar auf die Verführung der Gläubigen hin,
erwähnt jedoch mit keinem Wort, dass eben diese Verführungen gleichzeitig auch
die "große Bedrängnis" darstellen sollten.
Einzig im Text von Mt 24,9 haben wir die Aussage "Dann werden sie euch der
Bedrängnis preisgeben und euch töten". Und hier stellt sich nun die bereits
weiter oben angeschnittene Frage erneut: Sind die Texte von Mt 24,9-14 und
24,21-27 parallel und damit beide Erwähnungen einer Bedrängnis als ident zu
sehen oder nicht? Unter Berücksichtigung der soeben angestellten Argumentation
können wir Mt 24,9-14 eindeutig als Bedrängnis der Gläubigen identifizieren,
während Mt 24,21-27 eher eine "große Trübsal" mit weltweiten Katastrophen
darzustellen scheint.
Und um weltweite Katastrophen geht es auch an einer anderen Stelle der Schrift,
welche sich ebenfalls – und zwar ausschließlich – mit der Endzeit befasst: In
der Offenbarung des Johannes haben wir nicht nur die Ankündigung der
furchtbarsten Gottesgerichte, welche über die Erde kommen sollen, wir haben
dort auch einen Text, welcher im Zusammenhang mit der Großen Trübsal nicht
übersehen werden darf. Hier, in Off 7, 9-17, sieht Johannes eine große Schar
aus allen Völkern im Himmel, vor dem Thron Gottes stehen.
Die aus der großen Trübsal gekommen sind, werden nicht mehr hungern noch dürsten.
Off 7,9 Danach sah ich, und siehe, eine große
Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern
und Sprachen; die standen vor dem Thron und vor dem Lamm, angetan mit
weißen Kleidern und mit Palmzweigen in ihren Händen, 7,10 und riefen mit
großer Stimme: Das Heil ist bei dem, der auf dem Thron sitzt, unserm Gott, und
dem Lamm!
7,11 Und alle Engel standen rings um den Thron und um die Ältesten und um die
vier Gestalten und fielen nieder vor dem Thron auf ihr Angesicht und beteten
Gott an 7,12 und sprachen: Amen, Lob und Ehre und Weisheit und Dank und Preis
und Kraft und Stärke sei unserm Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. 7,13 Und
einer der Ältesten fing an und sprach zu mir: Wer sind diese, die mit den
weißen Kleidern angetan sind, und woher sind sie gekommen? 7,14 Und ich sprach
zu ihm: Mein Herr, du weißt es. Und er sprach zu mir: Diese sind es, die
gekommen sind aus der großen Trübsal und haben ihre Kleider gewaschen und
haben ihre Kleider hell gemacht im Blut des Lammes.
7,15 Darum sind sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem
Tempel; und der auf dem Thron sitzt, wird über ihnen wohnen. 7,16 Sie werden
nicht mehr hungern und nicht mehr dürsten; es wird auch nicht mehr auf ihnen
lasten die Sonne oder irgendeine Hitze; 7,17 denn das Lamm mitten auf dem
Thron wird sie weiden und leiten zu den Quellen des lebendigen Wassers, und Gott
wird abwischen alle Tränen von ihren Augen. Off 7, 9-17;
Es ist einer der vierundzwanzig Ältesten, welcher dem Johannes
offenbart, dass es sich bei dieser großen Schar vor dem Thron, "aus allen
Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen", um jene Menschen handelt,
"welche aus der großen Trübsal gekommen sind". Es sind also sichtlich die
Gläubigen, welche in der Großen Trübsal den Tod gefunden haben und nun hier,
im Himmel, vor dem Thron Gottes stehen und Gott und das Lamm loben. Diese große
Schar ist nun nicht zu verwechseln mit den Märtyrern, welche in Off 20,4 zur
Ersten Auferstehung gelangen. Diese dort wurden "enthauptet", diese hier
sind gemäß Off 7,16 offensichtlich auch wegen Hunger, Durst und großer Hitze
gestorben.
Interessant sind für unsere Überlegungen drei Aussagen dieses
Schriftabschnitts.
– Zuallererst die Bestätigung in Vers 14, dass es sich
hier wirklich um die Große Trübsal handelt. Hier bedarf es keiner
Interpretation, hier steht eindeutig und ausdrücklich "große
Trübsal/Bedrängnis" wie wir es auch in Mt 24,21 vorfinden.
– Zweitens der Hinweis in Vers Off 7,9, dass es sich
hier um Menschen "aus allen Nationen, Völkern und Sprachen" handelt. Dies
ist die Bestätigung für die Auffassung, dass die Große Trübsal globale
Dimensionen aufweist und nicht auf ein bestimmtes Land oder Volk (z.B. Israel)
begrenzt werden kann.
– Und drittens die Aussage von Vers Off 7,16, wo darauf
hingewiesen wird, dass diese Auferstandenen nun "nicht mehr hungern werden,
noch dürsten; es wird auch nicht mehr auf ihnen lasten die Sonne oder
irgendeine Hitze". Das heißt im Umkehrschluss, diese Menschen mussten zu
ihren Lebzeiten – eben in der Großen Trübsal – hungern und dürsten und unter
der großen Hitze der Sonne leiden.
Wir können also mit einer gewissen Sicherheit davon ausgehen,
dass sich der obige Text aus Off 7,9-17 auf die Große Trübsal bezieht, und
zwar genau auf jene große Trübsal, welche auch der Herr in Mt 24,21 erwähnt
und welche wir als Ausgangspunkt für unsere Analyse genommen haben. Nachdem
hier die Gläubigen bereits im Himmel, vor dem Thron Gottes stehen, müssen sie
in der Zeit davor gestorben sein.
Unter der Annahme, dass die Prophezeiungen der Offenbarung – zumindest in diesem
Teil – chronologisch zu sehen sind, müsste daher der Text davor, also vor Off
7,9, jene Ereignisse beschreiben, nach welchen wir hier suchen und welche den
Inhalt der Großen Trübsal darstellen.
KORREKTUR:Die Aussagen in Off 7,14 und Mt 24,29 sind durchaus stimmig. Diese Schar aus allen
Nationen – die Entrückten – kommt aus der Großen
Trübsal heraus, aber: "nach der Trübsal
jener Zeit" (Mt 24,29),
also nach den ersten fünf Siegelgerichten, beim sechsten Siegelgericht. Die Große Trübsal – nach Ereignissen gegliedert (Off 6-22). (QUERFORMAT)
Ein weiterer Hinweis, der diese Interpretation unterstützt, ist hier unten, in Off 6,17,
die Ankündigung, dass jetzt – also nach dem sechsten Siegel – der
Tag des Zornes Gottes (der zweite Teil der Großen Trübsal) gekommen ist. – (Siehe auch Diskurs 141:
"Das sechste Siegel – Die Wiederkunft des Herrn"). |
Wenn wir nun den Text von Off 7,9 zurückverfolgen und einmal die Versiegelung
der 144.000 aus Off 7,1-8 ausklammern, so kommen wir in Off 6,12-17 zur Öffnung
des sechsten Siegels.
Die Sonne wurde finster wie ein schwarzer Sack, und der ganze Mond wurde wie Blut.
Off 6,12 Und ich sah: als es das sechste Siegel
auftat, da geschah ein großes Erdbeben, und die Sonne wurde finster wie ein
schwarzer Sack, und der ganze Mond wurde wie Blut, 6,13 und die Sterne
des Himmels fielen auf die Erde, wie ein Feigenbaum seine Feigen abwirft,
wenn er von starkem Wind bewegt wird. 6,14 Und der Himmel wich wie eine
Schriftrolle, die zusammengerollt wird, und alle Berge und Inseln wurden
wegbewegt von ihrem Ort.
6,15 Und die Könige auf Erden und die Großen und die Obersten und die Reichen
und die Gewaltigen und alle Sklaven und alle Freien verbargen sich in den
Klüften und Felsen der Berge 6,16 und sprachen zu den Bergen und Felsen: Fallt
über uns und verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt,
und vor dem Zorn des Lammes! 6,17 Denn es ist gekommen der große Tag ihres
Zorns, und wer kann bestehen? Off 6,12-17;
Auch hier ist die Rede von schrecklichen Katastrophen welche auf
die Menschen zukommen. Und wenn wir die Aussagen aus Mt 24,29 und Off 6,12-13
vergleichen, erkennen wir die Parallelität der Texte.
Die Sonne wird sich verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren.
Mt 24,29 Sogleich aber nach der Bedrängnis
jener Zeit wird die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein
verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der
Himmel werden ins Wanken kommen. Mt 24,29;
Damit steht fest: Off 6,12-13 beschreibt dasselbe Ereignis wie
Mt 24,29 und wir haben damit auch eine weitere Bestätigung für die Annahme,
dass die Große Trübsal vor diesem Ereignis der Verfinsterung der Gestirne zu
suchen ist. Die große Finsternis ist daher der Großen Bedrängnis bereits
nachgelagert und die von uns gesuchten Ereignisse müssen also noch weiter vorne
im Kapitel 6 der Offenbarung zu finden sein.
Diese Erkenntnis bestätigt auch die oft bezweifelte Auffassung, dass die
Offenbarung hier – wie auch an anderen Stellen – chronologisch zu
interpretieren ist, und dass – auf Basis von Mt 24,29 – sowohl Off 7,9-17 (die
große Schar), als auch Off 6,12-17 (die Verfinsterung der Gestirne), die Große
Trübsal als ein Ereignis vor der Öffnung des sechsten Siegels kennzeichnen.
(Siehe auch die Tabelle 11: "Die
Chronologie in der Johannesoffenbarung".)
Darüberhinaus lässt die Parallelität der Texte aus Mt 24,29
und Off 6,12-13 die Vermutung aufkommen, dass es überhaupt eine Identität
zwischen den Aussagen von Mt 24 und Off 6 ff geben könnte. Dies wäre insofern
nicht verwunderlich, als ja beide Prophezeiungen aus einem Mund – dem des
Herrn Jesus – kommen.
Wir wollen daher die an Mt 24,29 anschließenden Aussagen auf eine inhaltliche
und chronologische Entsprechung in der Johannesoffenbarung prüfen.
Sie werden sehen den Menschensohn kommen auf den Wolken des Himmels.
Mt 24,29 Sogleich aber nach der Bedrängnis
jener Zeit wird die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein
verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der
Himmel werden ins Wanken kommen.
24,30 Und dann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohns am Himmel. Und
dann werden wehklagen alle Geschlechter auf Erden und werden sehen den
Menschensohn kommen auf den Wolken des Himmels mit großer Kraft und
Herrlichkeit. 24,31 Und er wird seine Engel senden mit hellen Posaunen, und
sie werden seine Auserwählten sammeln von den vier Winden, von einem Ende
des Himmels bis zum andern. Mt 24,29-31;
Es ist das Kommen des Menschensohns, welches in Mt 24,30-31,
anschließend an die Verfinsterung der Gestirne, als nächstes Ereignis genannt
wird. Um dieses Kommen des Herrn zur Sammlung der Auserwählten in der
Offenbarung lokalisieren zu können, nehmen wir eine Prophezeiung des Paulus zu
Hilfe, welche er den Thessalonichern und den Korinthern in seinem jeweils 1.
Brief übermittelte.
Der Herr wird herabkommen und wir werden entrückt werden auf den Wolken.
1The 4,16 Denn er selbst, der Herr, wird,
wenn der Befehl ertönt, wenn die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes
erschallen, herabkommen vom Himmel, und zuerst werden die Toten, die in
Christus gestorben sind, auferstehen. 4,17 Danach werden wir, die wir leben
und übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken in die
Luft, dem Herrn entgegen; und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit. 4,18 So
tröstet euch mit diesen Worten untereinander. 1The 4,16-18;
Zur Zeit der letzten Posaune werden wir alle verwandelt werden.
1Kor 15,51 Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir
werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; 15,52
und das plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune.
Denn es wird die Posaune erschallen, und die Toten werden auferstehen
unverweslich, und wir werden verwandelt werden. 1Kor 15,51-52;
Zur Zeit der letzten Posaune wird also der Herr herabkommen vom
Himmel und dann werden die, die leben und übrigbleiben verwandelt und auf den
Wolken entrückt werden zum Herrn.
Mit diesen, die "leben und übrigbleiben" sind die Auserwählten gemeint,
welche von den Engeln des Herrn eingesammelt, mit einem Geistleib überkleidet
und gemeinsam mit den auferweckten Toten in Christus zum Herrn in den Himmel
entrückt werden.
Was nun für unsere weitere Analyse an dieser Prophezeiung des Paulus oben, in
1Kor 15,51, wichtig ist, sind drei Aussagen:
– Er spricht hier vom Kommen des Herrn.
– Die noch lebenden, übriggebliebenen Auserwählten
werden eingesammelt.
– Dies alles geschieht beim Schall der letzten Posaune.
Die ersten beiden Aussagen erlauben eine Zuordnung dieser Texte
aus 1The 4,16-18 und 1Kor 15,51-52 zu Mt 24,30-31 (Das Kommen des Menschensohns
und die Sammlung der Auserwählten). Die dritte Aussage von der "letzten
Posaune" aber gibt uns den Hinweis auf die letzte, die siebente Posaune in Off
11,15-19 (aber siehe auch den nachträglichen Hinweis am Beginn dieses Dokumentes!).
Gleichzeitig haben wir hier auch den Zusammenhang zu Mt 24,31: "Und
er wird seine Engel senden mit hellen Posaunen, und sie werden seine
Auserwählten sammeln."
Es scheint somit erwiesen, dass der Text von Mt 24,29-31 mit den Prophezeiungen
in Off 6,12-17; 8,6-9; und 11,15-19 korrespondiert. Damit ist sowohl inhaltlich
als auch chronologisch eine Identität der Aussagen von Mt 24 und diesen Stellen
der Johannes-Offenbarung gegeben.
Diese wichtige Erkenntnis führt nun konsequenterweise zum nächsten Schritt,
nämlich zur Prüfung, inwieweit die, dem Text aus Mt 24,29 vorgelagerten
Aussagen eine analoge Entsprechung in der Offenbarung haben.
Zu diesem Zweck wollen wir allerdings gleich in den Text der Offenbarung
einsteigen und – beginnend mit der Öffnung des ersten Siegels in Off 6,1-2
– die Parallelstellen, speziell aber die Aussagen aus Matthäus, Kapitel 24 u.
par. vergleichen.
Das erste Siegel: Der Sieger auf dem weißen Pferd.
Off 6,1 Und ich sah, dass das Lamm das erste der
sieben Siegel auftat, und ich hörte eine der vier Gestalten sagen wie mit einer
Donnerstimme: Komm! 6,2 Und ich sah, und siehe, ein weißes Pferd. Und der
darauf saß, hatte einen Bogen, und ihm wurde eine Krone gegeben, und er zog
aus sieghaft und um zu siegen. Off 6, 1- 2;
Grundsätzlich ist bei den Siegelgerichten festzustellen, dass
sie – ebenso wie die Posaunen- und Schalengerichte – in eine Vierer- und eine
Dreiergruppe unterteilt sind. Hier, bei den Siegelgerichten, sind es die vier
Gestalten aus Off 4,6-8 und 5,6-14, welche die vier apokalyptischen Reiter mit
ihren Plagen aufrufen und auf die Erde schicken.
Bei dem ersten Reiter, jenem auf dem weißen Pferd aus Off 6,1,
gibt es unterschiedliche Möglichkeiten der Interpretation. Einige meinen, in
Anlehnung an Off 19,11-16, wo die weißen Pferde und die weißen Kleider als
Kennzeichen der Heiligen zu interpretieren sind, und wo auch der Herr Jesus auf
einem weißen Pferd, gefolgt von dem Heer des Himmels reitet, es sei auch hier
der Herr, welcher siegreich auszieht.
Doch dagegen sprechen einige Details. Dem Reiter aus Off 6,1 wird "eine Krone
(Macht) gegeben". Der Menschensohn hat diese Macht bereits, er ist der Herr
aller Herren und der König aller Könige. Der Reiter hat einen Bogen. Die Waffe
des Herrn ist nicht der Bogen, sondern das Schwert aus seinem Munde (Off 1,16;
2,12.16; 19,15.21). Weiters wäre dann der Herr in dieser Vision sowohl als Lamm
als auch als weißer Reiter gegenwärtig und hieße sich selbst kommen.
Schließlich wird dieser Reiter von einer der vier Gestalten "angetrieben".
Sie ruft ihm mit Donnerstimme "Komm" – also soviel wie "Auf" oder "Marsch"
- zu. Es ist nicht denkbar, dass diese Gestalten ihren Gott kommandieren
sollten.
Man muss aber objektiver Weise zugestehen, dass durch das weiße Pferd der
Eindruck entsteht, dass dieser Reiter nicht nur wie seine Nachfolger in den
beiden nächsten Siegelgerichten, eine Plage für die Menschheit bringt, sondern
dass er auch in irgendeiner Weise eine gottgegebene oder vielleicht auch nur
gottgeduldete Macht darstellt und diese anschließenden Ereignisse einleitet.
Die zweite Möglichkeit wäre daher, diesen Reiter als den
Antichrist zu interpretieren. Der Umstand, dass er hier in Off 6,2 als "sieghaft"
bezeichnet wird, würde mit der Aussage über den Antichrist in Off 13,7 "und
ihm wurde Macht gegeben über alle Stämme und Völker und Sprachen und
Nationen." übereinstimmen. Und auch der Hinweis "ihm wurde Macht gegeben"
passt hier sehr gut mit jenem in Off 6,2 "und ihm wurde eine Krone (Macht)
gegeben" zusammen.
Ihm wurde Macht gegeben über alle Stämme und Völker und Sprachen und Nationen.
Off 13,7 Und ihm wurde Macht gegeben, zu
kämpfen mit den Heiligen und sie zu überwinden; und ihm wurde Macht gegeben
über alle Stämme und Völker und Sprachen und Nationen. 13,8 Und alle, die
auf Erden wohnen, beten es an, deren Namen nicht vom Anfang der Welt an
geschrieben stehen in dem Lebensbuch des Lammes, das geschlachtet ist. Off 13,
7- 8;
Schließlich weist auch der Bogen des weißen Reiters auf den
Text in Off 19,17-21 und seine Parallelstelle im AT, nämlich in Hes 39,1-4 hin,
wo der Antichrist in der Schlacht von Harmagedon auch mit einem Bogen in seiner
Hand geschildert wird.
Ich schlage dir den Bogen aus deiner linken Hand und die Pfeile aus deiner Rechten.
Hes 39,1 Und du, Menschenkind, weissage gegen Gog
und sprich: So spricht Gott der HERR: Siehe, ich will an dich, Gog, der du der
Fürst bist von Rosch, Meschech und Tubal. 39,2 Siehe, ich will dich herumlenken
und herbeilocken aus dem äußersten Norden und auf die Berge Israels bringen
39,3 und will dir den Bogen aus deiner linken Hand schlagen und die Pfeile
aus deiner rechten Hand. 39,4 Auf den Bergen Israels sollst du fallen, du
mit deinem ganzen Heer und mit den Völkern, die bei dir sind. Ich will dich
den Raubvögeln, allem was fliegt, und den Tieren auf dem Felde zum Fraß geben.
Hes 39, 1- 4;
(Siehe auch Kapitel 07: "Die
Schlacht von Harmagedon".)
Es scheint also naheliegend zu sein, dass dieser Reiter den
Antichristen repräsentiert. Was soll aber dann das weiße Pferd?
Wir erfahren hier oben, im gleichen Schriftabschnitt Off 13,8, dass die Menschen
das Tier, den Antichristen, anbeten werden. Der Antichrist (dieses Wort bedeutet
ja nicht nur "Gegenchristus" sondern auch "Anstattchristus" oder – was
dasselbe ist – "Anstattmessias") wird nach Off 13,2 in der Macht und Kraft
des Satans auftreten. Der Umstand, dass ihn die Menschen anbeten werden, lässt
die Vermutung aufkommen, dass er – in bekannter satanischer Art – die
Erscheinung des Gottessohnes nachäffen und als "Messias" auftreten wird.
Nachdem auch der echte Messias in Off 19,11 auf einem weißen Pferd aus dem
Himmel reitet, wäre es denkbar, dass das weiße Pferd des Antichristen uns
gerade diesen Hinweis geben will. Der, welcher hier in Off 6,1 sieghaft
auszieht, hat die von Gott geduldete Macht und Kraft eines – wenn auch
gefallenen – Engels, nämlich des Satans. Er nennt sich Messias und wird von den
Menschen, die nicht im Lebensbuch stehen, als "Messias" angebetet, doch er
ist eine Fälschung.
Es ist zwar das weiße Pferd – also die übernatürliche Kraft und Macht – doch
der darauf sitzt ist nicht der Sohn Gottes, sondern der "Sohn des Verderbens",
der "Mensch der Bosheit" (2The 2,3).
Doch auch diese Interpretation ist letztlich nicht völlig zufriedenstellend und
ist daher nicht wirklich eine Erklärung für die Vorgänge rund um den Reiter
auf dem weißen Pferd.
Auch können wir feststellen, dass sich beim ersten Siegel
überhaupt kein Konnex zu Mt 24 u. par. finden lässt. Dies könnte seine
Begründung darin haben, dass der Auftritt dieses weißen Reiters dem, in den
Evangelien beschriebenen "Anfang der Wehen" vorgelagert ist und daher vom
Herrn in seiner Endzeitrede gar nicht erwähnt wird.
Während die Identifikation als Antichrist den weißen Reiter für den Ursprung
und Auslöser speziell auch der nachfolgenden Kriege darstellt, könnte man
daher unter dem Aspekt des zweiten Siegels, dessen Reiter die Macht gegeben
wird, "den Frieden von der Erde zu nehmen", und dem Hinweis aus 1The 5,3:
"Wenn sie sagen werden: Es ist Friede, es hat keine Gefahr -, dann wird sie
das Verderben schnell überfallen wie die Wehen eine schwangere Frau, und sie
werden nicht entfliehen." auch die Ansicht vertreten, dass ja somit vorher,
also zur Zeit des ersten Siegels und des weißen Reiters, Friede geherrscht
haben müsse.
Die Konsequenz davon wäre, dass der weiße Reiter ein Friedensbringer wäre,
und erst nach dieser Zeit, beim zweiten Siegel, in der Ära des Reiters auf dem
feuerroten Pferd, die Kriege der Völker untereinander ausbrechen würden. Und
es gibt auch einige Hinweise, welche diese Theorie durchaus stützen könnten.
In den Schriftrollen vom Toten Meer – und nicht nur dort sondern auch an
vielen Stellen der Schrift (z.B. Mal 3,23; Mt 11,14; 17,11 etc.) – erscheint
Elia als Wegbereiter des Messias. In der jüdischen Tradition wird ihm die
Aufgabe des messianischen Herolds zugeschrieben, der auf wundersame Weise alle
Konflikte lösen und der Welt den Frieden bringen werde.
Eine eher weltliche Interpretation dieser Denkrichtung sieht den Reiter auf dem
weißen Pferd als eine politische Macht – eventuell eine Großmacht -, die "auszog
sieghaft und um zu siegen" und damit letztlich die Völker der Welt –
politisch oder auch militärisch – einen und so für einen beschränkten
Zeitraum den Frieden auf Erden ermöglichen würde.
Eine letzte denkbare Deutung wäre der Umstand, dass es sich bei diesem Reiter
aus dem ersten Siegel gar nicht um eine tatsächliche, reale Macht oder Gestalt,
sondern um ein Symbol handelt, welches die kommenden Siegelgerichte ankündigen
soll, wie auch das letzte, das siebente Siegel keine Gerichte bringt, sondern
eine Art Wendepunkt in der Entwicklung der Ereignisse anzeigt.
Anders ist es nun aber bei den folgenden Siegelgerichten. Hier
gibt es ganz wesentliche Übereinstimmungen zu der Endzeitrede des Herrn in Mt
24 u. par. wie wir gleich sehen werden.
Das zweite Siegel: Die Menschen bringen sich untereinander um.
Off 6,3 Und als es das zweite Siegel auftat, hörte
ich die zweite Gestalt sagen: Komm! 6,4 Und es kam heraus ein zweites Pferd, das
war feuerrot. Und dem, der darauf saß, wurde Macht gegeben , den Frieden von
der Erde zu nehmen, dass sie sich untereinander umbrächten, und ihm wurde
ein großes Schwert gegeben. Off 6, 3- 4;
Die Öffnung des zweiten Siegels und der Hinweis, dass der
Friede von der Erde genommen wird, zeigt einerseits eine Parallelität zur
Aussage des Paulus in seinem ersten Brief an die Thessalonicher:
Wenn sie sagen werden: Es ist Friede, es hat keine Gefahr.
1The 5,1 Von den Zeiten und Stunden aber, liebe
Brüder, ist es nicht nötig, euch zu schreiben; 5,2 denn ihr selbst wisst
genau, dass der Tag des Herrn kommen wird wie ein Dieb in der Nacht. 5,3 Wenn
sie sagen werden: Es ist Friede, es hat keine Gefahr -, dann wird sie das
Verderben schnell überfallen wie die Wehen eine schwangere Frau, und sie werden
nicht entfliehen. 5,4 Ihr aber, liebe Brüder, seid nicht in der Finsternis,
dass der Tag wie ein Dieb über euch komme. 1The 5, 1- 4;
Andererseits entspricht diese Aussage der Offenbarung hier, in
der Fortsetzung der Evangelientexte, der zweiten Warnung des Herrn in seiner
Endzeitrede. Gemeint ist die Prophezeiung vom "Anfang der Wehen", wo es
Kriege und Kriegsgeschrei geben wird.
Ihr werdet hören von Kriegen und Kriegsgeschrei.
Mt 24,6 Ihr werdet hören von Kriegen und
Kriegsgeschrei; seht zu und erschreckt nicht. Denn das muss so geschehen;
aber es ist noch nicht das Ende da. 24,7 Denn es wird sich Nation gegen
Nation erheben und Königreich gegen Königreich; und es werden Hungersnöte
sein und Erdbeben hier und dort. Mt 24, 6- 7; Lk 21, 9-11; Mk 13, 7- 8;
Die Welt versinkt im Krieg. Doch wie es scheint, wird das nicht
ein Weltkrieg sein, sondern viele kleine, lokal begrenzte Kriege, in welchen
Nation gegen Nation und Königreich gegen Königreich kämpfen wird. Sie werden
sich untereinander umbringen und es werden in dieser Zeit jene Menschen am
meisten gefährdet sein, die als Ausländer in einem fremden Land leben müssen.
Wir haben bei Jesaja einen Text, der sich zwar auf den Tag des Zornes des Herrn
bezieht, welcher aber auch schon in dieser Zeit davor eine Vorerfüllung finden
könnte.
Ein jeder wird sich zu seinem Volk kehren und in sein Land fliehen.
Jes 13,14 Und sie sollen sein wie ein verscheuchtes
Reh und wie eine Herde ohne Hirten, dass sich ein jeder zu seinem Volk kehren
und ein jeder in sein Land fliehen wird. 13,15 Wer da gefunden wird, wird
erstochen, und wen man aufgreift, wird durchs Schwert fallen. Jes 13,14-15;
Das dritte Siegel: Verteuerung der Lebensmittel.
Off 6,5 Und als es das dritte Siegel auftat, hörte
ich die dritte Gestalt sagen: Komm! Und ich sah, und siehe, ein schwarzes Pferd.
Und der darauf saß, hatte eine Waage in seiner Hand. 6,6 Und ich hörte eine
Stimme mitten unter den vier Gestalten sagen: Ein Maß Weizen für einen
Silbergroschen u drei Maß Gerste für einen Silbergroschen; aber dem Öl und
Wein tu keinen Schaden! Off 6, 5- 6;
Dass es sich hier, in Off 6,5-6, tatsächlich um Hungersnöte
handelt, geht ziemlich eindeutig aus Vers 6 hervor: Ein Maß Weizen oder drei
Maß Gerste für einen Silbergroschen. Mit dem "Maß" ist ein Tagesmaß
gemeint, also eine Tagesration für einen Menschen. Der "Silbergroschen"
oder auch "Denar" war zu dieser Zeit der Tageslohn eines Arbeiters (Mt 20,2)
und man kann annehmen, dass es sich hier um eine Verteuerung der Lebensmitteln
um etwa das Zehnfache nach damaligen Verhältnissen handelt.
Auch diese Plagen hat der Herr bereits in seiner Endzeitrede an die Jünger
angekündigt. Es werden an verschiedenen Orten ("über Gegenden hin") große
Erdbeben und Hungersnöte und Seuchen sein und vom Himmel her große Zeichen
geschehen.
Es werden Hungersnöte sein.
Mt 24,7 Denn es wird sich Nation gegen Nation
erheben und ein Königreich gegen das andere; und es werden Hungersnöte sein
und Erdbeben hier und dort. 24,8 Das alles aber ist der Anfang der Wehen. Mt 24,
7- 8; Lk 21,10-11; Mk 13, 8;
Wodurch wurde nun diese Hungersnot ausgelöst? Manche meinen,
sie sei eine Folge des zweiten Siegelgerichtes und der damit einhergehenden
Kriege und Verwüstungen der Ländereien. Dies müssten wir auch annehmen,
hätten wir nicht einen indirekten Hinweis auf eine andere Ursache.
Es heißt im zweiten Halbsatz von Off 6,6: "aber dem Öl und Wein tu keinen
Schaden!". Das heißt, die Rebstöcke und die Olivenbäume werden verschont
bleiben. Wenn also diese Hungersnot eine Folge der Kriegshandlungen wäre,
könnten derartige Aussparungen schwerlich auftreten. Es muss daher eine andere
Ursache für diese Lebensmittelknappheit geben.
Wenn wir davon ausgehen, dass dieses dritte Siegel ein eigenständiges Gericht
beinhaltet und nicht nur eine Folge des vorhergehenden Gerichtes ist, erscheint
die Annahme gerechtfertigt, dass es sich hierbei um eine Dürreperiode von
längerer Dauer handeln muss.
Dies bestätigt auch folgende Überlegung: wenn man den Vers 6 genau betrachtet,
erkennt man, dass wohl Getreide auf dem Markt ist, aber sehr wenig. Daher auch
der hohe Preis. Dabei kann es sich entweder um Getreide aus wetterbegünstigten
Gegenden handeln, in welchen man noch ernten konnte (darauf deutet Lk 21,11 "hier
und dort Hungersnöte"), oder es sind ganz einfach Lagerbestände aus der
Zeit vor der Dürre, die jetzt mit hohem Gewinn verkauft werden.
Auch der Umstand, dass wohl Getreide, nicht aber Wein und Öl betroffen sind,
weist eher auf eine längere Dürreperiode hin, welche sich beim Getreide sofort
bemerkbar macht, wohingegen eine beschränkte Trockenzeit Rebstöcke und
Olivenbäume nicht in diesem Ausmaß schädigt.
Und eine derartige lange Trockenheit ist uns von den zwei Zeugen her geläufig,
welche gerade in dieser Zeit auftreten und den Himmel für dreieinhalb Jahre
verschließen werden.
Die Erwähnung der großen Zeichen vom Himmel, in Lk 21,11, dürfte ein Vorgriff
auf Lk 21,25 und die Parallelstellen dazu in Mk 13,24 bzw. Mt 24,29 sein, welche
letztere wieder ihre Entsprechung im sechsten Siegel haben, wo sich ebenfalls
die Gestirne verfinstern und die Sterne vom Himmel fallen werden.
In seiner Endzeitrede warnt uns der Herr, dass in dieser Zeit
des "Anfangs der Wehen" viele falsche Christusse versuchen werden, die
Menschen zu verführen. Mit der Behauptung, sie seien selbst der
wiedergekommene Herr und nun sei die bestimmte Zeit da, werden sie viele von
ihrem Glauben abbringen und in die Irre führen.
Viele werden kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin der Christus.
Mt 24,3 Und als er auf dem Ölberg saß, traten
seine Jünger zu ihm und sprachen, als sie allein waren: Sage uns, wann wird das
geschehen? und was wird das Zeichen sein für dein Kommen und für das Ende der
Welt? 24,4 Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Seht zu, dass euch nicht
jemand verführe.
24,5 Denn es werden viele kommen unter meinem Namen und
sagen: Ich bin der Christus, und sie werden viele verführen. Mt 24, 3- 5;
Lk 21, 7- 8; Mk 13, 3- 6;
Diese Verführungen werden aber nicht nur Christen treffen. Der
Herr sagt hier, in Mt 24,5: "Denn es werden viele kommen unter meinem Namen
und sagen: Ich bin der Christus, und sie werden viele verführen". Das heißt,
der Name, unter dem diese Verführer auftreten werden ist "Christus".
Nun ist aber "Christus" nur die lateinische Ableitung des griechischen
Wortes "Christos", mit welchem in der Septuaginta (= LXX, griechische
Übersetzung des AT) der hebräische Ausdruck "Messias" (Orig. hebr.:
maschiach, aram.: meschicha) übersetzt wurde. Wörtlich bedeutet Messias "gesalbt"
und steht im mosaischen Glauben für den glorreichen König und Nachkommen
Davids, der Israel nach den Prophezeiungen des AT einmal zur Weltherrschaft
führen soll. Doch auch der christliche Glaube erwartet ja – gemäß den
Aussagen des NT – die Wiederkunft des Herrn und die Machtübernahme in der Welt
durch den Sohn Gottes und somit auch den Christus bzw. den Heiland und Retter.
Diese beiden Aspekte werden sich wohl dann weiter unten, beim Auftreten des
Antichristen, deckungsgleich übereinanderschieben. Dieser Mensch der Bosheit
wird sowohl von der abgefallenen christlichen Weltkirche, als auch von jenen
mosaischgläubigen Juden, welche Jesus als Sohn Gottes ablehnen, als der "Christus"
bzw. "Messias" anerkannt und angebetet werden. Doch hier, in der Zeit davor,
am "Anfang der Wehen", wird es sichtlich nicht nur einen, sondern –
möglicherweise ausgelöst durch die große Not auf Erden und die Hilflosigkeit
der Menschen – viele Betrüger und Scharlatane geben, welche sich als "Christusse"
und "Retter" ausgeben werden.
Nun stellt sich allerdings die Frage, inwieweit diese falschen Christusse als
religiöse oder als politische Führer auftreten werden. Die Erwartung der Juden
wird wohl auch in dieser Zeit dann – ähnlich wie zur Zeit Jesu – eher ein
politischer Führer sein. Die Christen hingegen werden die Wiederkunft ihres
Herrn vor Augen haben und eher mit religiösen Motiven zu verführen sein.
Die größere Plausibilität bietet jedoch die Annahme, dass diese beiden
Geschehen, die Verführung durch falsche Christusse und die Kriege der Völker
untereinander, zeitlich parallel aber auf unterschiedlicher – nämlich
politischer und religiöser – Ebene ablaufen.
Diese Periode der Großen Trübsal ist ja ihrerseits ein Teil
der siebzigsten Jahrwoche. Und in dieser siebzigsten Jahrwoche sendet Gott seine
zwei Zeugen nach Jerusalem, um die Einsichtigen zur Umkehr und Buße zu bewegen,
den Gottlosen und Unbußfertigen aber ihr Verderben zu prophezeien und der Welt
das Gericht am kommenden Tag des Herrn anzukündigen.
Und ich will meinen zwei Zeugen Macht geben, und sie sollen weissagen 1260 Tage.
Off 11,1 Und es wurde mir ein Rohr gegeben, einem
Messstab gleich, und mir wurde gesagt: Steh auf und miss den Tempel Gottes und
den Altar und die dort anbeten. 11,2 Aber den äußeren Vorhof des Tempels lass
weg und miss ihn nicht, denn er ist den Heiden gegeben; und die heilige Stadt
werden sie zertreten zweiundvierzig Monate lang.
11,3 Und ich will meinen zwei Zeugen Macht geben, und sie sollen
weissagen tausendzweihundertundsechzig Tage lang, angetan mit
Trauerkleidern. 11,4 Diese sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die
vor dem Herrn der Erde stehen. 11,5 Und wenn ihnen jemand Schaden tun will, so
kommt Feuer aus ihrem Mund und verzehrt ihre Feinde; und wenn ihnen jemand
Schaden tun will, muss er so getötet werden.
11,6 Diese haben Macht, den Himmel zu verschließen, damit es nicht regne in
den Tagen ihrer Weissagung, und haben Macht über die Wasser, sie in Blut zu
verwandeln und die Erde zu schlagen mit Plagen aller Art, sooft sie wollen. Off
11, 1- 6;
Außer dem Hinweis hier in Off 11,2 auf den Tempel, und der
Aussage, dass diese zwei Zeugen in der "heiligen Stadt" weissagen werden,
erkennen wir auch weiter unten, in Off 11,8, dass es sich hier um Jerusalem
handelt. Dort heißt es, dass ihre Leichname auf dem Marktplatz der großen
Stadt liegen werden, die geistlich Sodom und Ägypten heißt, "wo auch ihr
Herr gekreuzigt wurde".
Gleichzeitig ist diesem Text auch zu entnehmen, dass Jerusalem zu dieser Zeit
alles andere als eine Gottesstadt sein wird. Obwohl die Bevölkerung der Geburt
nach aus Juden besteht, wird der größere Teil – wie übrigens auch heute –
gottlos sein und zählt somit gemäß Off 11,1-2 genauso zu den Heiden, wie die
ungläubige, nichtjüdische Bevölkerung.
Auch wenn Jerusalem in dieser kommenden Zeit mit Sodom und Ägypten verglichen
wird, oder vielleicht eben deshalb, hält es der Herr für notwendig, seine zwei
Zeugen gerade in Jerusalem weissagen zu lassen. Und obwohl der Inhalt ihrer
Weissagungen nicht erwähnt wird, kann man aus dem Zusammenhang erkennen, dass
sie die Menschen vor dem nahenden Strafgericht, dem Tag des Herrn, warnen und
sie zur Umkehr auffordern werden.
Bei aller Liebe zu Land und Volk Israel muss uns bewusst sein, dass ein großer
Teil des heutigen Volkes Israel aus der Sicht Gottes kein "Volk Gottes" ist.
Und das betrifft nicht nur jene Israeliten, welche – besonders in den Städten
– überhaupt gottlos sind, sondern ganz speziell auch die religiösen,
orthodoxen Juden, welche – wie ihre Väter – Jesus als Messias ablehnen. Von
ihnen sagt schon Paulus:
Denn das Herz dieses Volkes ist verstockt, und ihre Ohren hören schwer.
Apg 28,25 Sie waren aber untereinander uneins und
gingen weg, als Paulus dies eine Wort gesagt hatte: Mit Recht hat der heilige
Geist durch den Propheten Jesaja zu euren Vätern gesprochen (Jesaja
6,9-10):28,26 »Geh hin zu diesem Volk und sprich: Mit den Ohren werdet ihr es
hören und nicht verstehen; und mit den Augen werdet ihr es sehen und nicht
erkennen.
28,27 Denn das Herz dieses Volkes ist verstockt, und ihre Ohren hören schwer,
und ihre Augen sind geschlossen, damit sie nicht etwa mit den Augen sehen und
mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren, und
ich ihnen helfe.« Apg 28,25-27;
Aber ihre Sinne wurden verstockt.
2Kor 3,14 Aber ihre Sinne wurden verstockt.
Denn bis auf den heutigen Tag bleibt diese Decke unaufgedeckt über dem alten
Testament, wenn sie es lesen, weil sie nur in Christus abgetan wird. 2Kor
3,14;
Und beim Propheten Hosea finden wir einen der vielen, auch heute
noch immer ungehörten Aufrufe an Israel, sich zu seinem Gott zu bekehren.
Bekehre dich, Israel, zu dem HERRN, deinen Gott.
Hos 14,2 Bekehre dich, Israel, zu dem HERRN,
deinem Gott; denn du bist gefallen um deiner Schuld willen. 14,3 Nehmt diese
Worte mit euch und bekehrt euch zum HERRN und sprecht zu ihm: Vergib uns alle
Sünde und tu uns wohl, so wollen wir opfern die Frucht unserer Lippen. Hos 14,
2- 3;
Aber auch auf weltlicher Ebene unterscheidet sich Israel heute
kaum von der übrigen Welt. Viele Politiker Israels sind ebenso korrupt und
gottlos wie die Politiker anderer Länder. Sie beanspruchen heute mit
militärischen Mitteln das Land Palästina, das aber gerade ihnen – den
Ungläubigen, also den Heiden – nie verheißen worden ist. Diese Verheißung
galt und gilt ausschließlich dem Volk Gottes und dem Israel, das sich zu seinem
Gott und dessen Sohn Jesus, dem Christus und Messias bekennt und auch danach
handelt. Diesem gesegneten Gottesvolk, welches sich erst bei der Wiederkunft
unseres Herrn, beim Kommen ihres Messias, bekehren wird, muss unsere freudige
Hoffnung und geschwisterliche Zuneigung gelten.
Die Identität der beiden Zeugen wird nicht ausdrücklich
erwähnt, allerdings erinnern die Begleitumstände ihres Auftretens doch sehr an
Elia und Mose. Einmal sind es Mose und Elia, die, in verklärter Gestalt, von
Petrus, Johannes und Jakobus gesehen werden, als sie mit dem Herrn auf einem
hohen Berg standen und der Herr mit Mose und Elia über sein bevorstehendes Ende
in Jerusalem sprach.
Und siehe, zwei Männer redeten mit ihm, das waren Mose und Elia.
Lk 9,30 Und siehe, zwei Männer redeten mit ihm; das
waren Mose und Elia. 9,31 Sie erschienen verklärt und redeten von seinem
Ende, das er in Jerusalem erfüllen sollte. 9,32 Petrus aber und die bei ihm
waren, waren voller Schlaf. Als sie aber aufwachten, sahen sie, wie er verklärt
war, und die zwei Männer, die bei ihm standen. 9,33 Und es begab sich, als sie
von ihm schieden, da sprach Petrus zu Jesus: Meister, hier ist für uns gut
sein! Lasst uns drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine. Er
wusste aber nicht, was er redete. Lk 9,30-33;
Daraus kann geschlossen werden, dass diese beiden Knechte Gottes
bereits im Himmel bei Gott sind. Sodann lesen wir in der Schrift, dass Elia
bereits einmal – während seines Erdenlebens – den Himmel in Israel für
ebenfalls genau dreieinhalb Jahre verschlossen hatte (wie Off 11,6), so dass es
nicht regnete.
Zur Zeit des Elia, als der Himmel verschlossen war drei Jahre und sechs Monate.
Lk 4,25 Aber wahrhaftig, ich sage euch: Es waren
viele Witwen in Israel zur Zeit des Elia, als der Himmel verschlossen war
drei Jahre und sechs Monate und eine große Hungersnot herrschte im ganzen Lande,
4,26 und zu keiner von ihnen wurde Elia gesandt als allein zu einer Witwe nach
Sarepta im Gebiet von Sidon. Lk 4,25-26;
Jak 5,17 Elia war ein schwacher Mensch wie wir; und
er betete ein Gebet, dass es nicht regnen sollte, und es regnete nicht auf
Erden drei Jahre und sechs Monate. 5,18 Und er betete abermals, und der
Himmel gab den Regen, und die Erde brachte ihre Frucht. Jak 5,17-18;
1Kg 17,1 Und es sprach Elia, der Tischbiter,
aus Tischbe in Gilead zu Ahab: So wahr der HERR, der Gott Israels, lebt, vor dem
ich stehe: es soll diese Jahre weder Tau noch Regen kommen, ich sage es denn.
17,2 Da kam das Wort des HERRN zu ihm: 17,3 Geh weg von hier und wende dich nach
Osten und verbirg dich am Bach Krit, der zum Jordan fließt. 17,4 Und du sollst
aus dem Bach trinken, und ich habe den Raben geboten, dass sie dich dort
versorgen sollen. 1Kg 17, 1- 4;
Und andererseits war es Mose, der auch bereits einmal, auf
Geheiß des Herrn, in Ägypten die Wasser des Nils in Blut verwandelt hatte, um
zu beweisen, dass er im Namen des Herrn sprach.
Das Wasser, das im Nil ist, soll in Blut verwandelt werden.
2Mo 7,17 Darum spricht der HERR: Daran sollst du
erfahren, dass ich der HERR bin: Siehe, ich will mit dem Stabe, den ich in
meiner Hand habe, auf das Wasser schlagen, das im Nil ist, und es soll in
Blut verwandelt werden, 7,18 dass die Fische im Strom sterben und der
Strom stinkt. Und die Ägypter wird es ekeln, das Wasser aus dem Nil zu trinken.
2Mo 7,17-18:
2Mo 4,8 Und der HERR sprach zu Mose: Wenn
sie dir nun nicht glauben und nicht auf dich hören werden bei dem einen
Zeichen, so werden sie dir doch glauben bei dem andern Zeichen. 4,9 Wenn sie
aber diesen zwei Zeichen nicht glauben und nicht auf dich hören werden, so nimm
Wasser aus dem Nil und gieß es auf das trockene Land; dann wird das Wasser,
das du aus dem Strom genommen hast, Blut werden auf dem trockenen Land. 2Mo
4, 8- 9;
Auch die Prophezeiungen im AT und NT, dass der Prophet Elia vor
dem Tag des Herrn kommen soll, dem Herrn den Weg zu bereiten und das Herz der
Väter und der Söhne zueinander zu bekehren, sind hier ein wichtiger Hinweis.
Ich sende euch den Propheten Elia, ehe der schreckliche Tag des HERRN kommt.
Mal 3,23 Siehe, ich will euch senden den
Propheten Elia, ehe der große und schreckliche Tag des HERRN kommt. 3,24
Der soll das Herz der Väter bekehren zu den Söhnen und das Herz der Söhne zu
ihren Vätern, auf dass ich nicht komme und das Erdreich mit dem Bann schlage.
Mal 3,23-24;
Mal 3,1 Siehe, ich will meinen Boten senden, der
vor mir her den Weg bereiten soll. Und bald wird kommen zu seinem Tempel der
Herr, den ihr sucht; und der Engel des Bundes, den ihr begehrt, siehe, er kommt!
spricht der HERR Zebaoth. Mal 3, 1;
Jes 40,3 Es ruft eine Stimme: In der Wüste bereitet
dem HERRN den Weg, macht in der Steppe eine ebene Bahn unserm Gott! 40,4 Alle
Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt
werden, und was uneben ist, soll gerade, und was hügelig ist, soll eben werden;
40,5 denn die Herrlichkeit des HERRN soll offenbart werden, und alles Fleisch
miteinander wird es sehen; denn des HERRN Mund hat es geredet. Jes 40, 3- 5;
In der obigen Jesajastelle, Jes 40,3-5, finden wir den ersten
Hinweis auf die geologischen Umwälzungen am Tag des Herrn. Diese Veränderungen
der Erdoberfläche in Jes 40,4 betreffen jedoch vorerst nur das Land Israel,
welches von Geba bis Rimmon zu einer einzigen Ebene wird.
(Siehe auch Kapitel 08: "Die
Umgestaltung von Himmel und Erde".)
Und der Herr Jesus offenbart uns weiter unten, in Mt 11,10-14,
dass der Geist des Elia bereits in Johannes dem Täufer gekommen war und das
Friedensreich bereits vor fast zweitausend Jahren hätte anbrechen können.
Allerdings wäre damals nur Israel, als das auserwählte Volk, errettet worden.
Dadurch, dass Israel damals den Messias nicht anerkennen wollte, gingen diese
Verheißungen auf die Christusgläubigen der ganzen Welt über.
Und er wird vor ihm hergehen im Geist und in der Kraft des Elia.
Lk 1,13 Aber der Engel sprach zu ihm: Fürchte dich
nicht, Zacharias, denn dein Gebet ist erhört, und deine Frau Elisabeth wird dir
einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Johannes geben. 1,14 Und
du wirst Freude und Wonne haben, und viele werden sich über seine Geburt
freuen. 1,15 Denn er wird groß sein vor dem Herrn; Wein und starkes Getränk
wird er nicht trinken und wird schon von Mutterleib an erfüllt werden mit dem
heiligen Geist. 1,16 Und er wird vom Volk Israel viele zu dem Herrn, ihrem Gott,
bekehren. 1,17 Und er wird vor ihm hergehen im Geist und in der Kraft Elias,
zu bekehren die Herzen der Väter zu den Kindern und die Ungehorsamen zu der
Klugheit der Gerechten, zuzurichten dem Herrn ein Volk, das wohl vorbereitet
ist. Lk 1,13-17;
Dieser ist es, von dem geschrieben steht: Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her.
Mt 11,10 Dieser ist es, von dem geschrieben steht
(Maleachi 3,1): »Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg
vor dir bereiten soll.« 11,11 Wahrlich, ich sage euch: Unter allen, die von
einer Frau geboren sind, ist keiner aufgetreten, der größer ist als Johannes
der Täufer; der aber der Kleinste ist im Himmelreich, ist größer als er.
Mt 11,10-11;
Und wenn ihr es annehmen wollt: er ist Elia, der da kommen soll.
Mt 11,12 Aber von den Tagen Johannes des Täufers
bis heute leidet das Himmelreich Gewalt, und die Gewalttätigen reißen es an
sich. 11,13 Denn alle Propheten und das Gesetz haben geweissagt bis hin zu
Johannes; 11,14 und wenn ihr es annehmen wollt: er ist Elia, der da kommen
soll. Mt 11,12-14;
Doch ich sage euch, Elia ist schon gekommen, aber sie haben ihn nicht erkannt.
Mt 17,12 Doch ich sage euch: Elia ist schon
gekommen, aber sie haben ihn nicht erkannt, sondern haben mit ihm getan, was
sie wollten. So wird auch der Menschensohn durch sie leiden müssen. 17,13 Da
verstanden die Jünger, dass er von Johannes dem Täufer zu ihnen geredet hatte.
Mt 17,12-13;
Und schließlich erfahren wir auch in Sach 14,11-14, woher diese
zwei Zeugen, die in Off 11,4 als "die zwei Ölbäume" bezeichnet werden,
kommen. Diese beiden Gesalbten stehen im Himmel zu beiden Seiten des Herrn.
Die zwei Zeugen sind die zwei Ölbäume, die vor dem Herrn der Erde stehen.
Off 11,3 Und ich will meinen zwei Zeugen Macht
geben, und sie sollen weissagen tausendzweihundertundsechzig Tage lang, angetan
mit Trauerkleidern. 11,4 Diese sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter,
die vor dem Herrn der Erde stehen. Off 11, 3- 4;
Es sind die zwei Ölbäume, die vor dem Herrscher aller Lande stehen.
Sach 4,11 Und ich hob an und sprach zu ihm: Was
sind die zwei Ölbäume zur Rechten und zur Linken des Leuchters? 4,12
Und ich sprach weiter zu ihm: Was sind die beiden Zweige der Ölbäume bei den
zwei goldenen Röhren, aus denen das goldene Öl herabfließt? 4,13 Und er
sprach zu mir: Weißt du nicht, was sie sind? Ich aber sprach: Nein, mein Herr.
4,14 Und er sprach: Es sind die zwei Gesalbten, die vor dem Herrscher aller
Lande stehen. Sach 4,11-14;
In den Tagen ihrer Weissagung in Jerusalem sind die zwei Zeugen
unbezwingbar. Wenn sie jemand angreift, kommt Feuer aus ihrem Mund und tötet
ihre Gegner. Auf dem ersten Blick könnte man sich fragen, wer denn zwei Männer
zu töten versuchen würde, die ohnehin nur "weissagen" und die Menschen zur
Umkehr zu Gott auffordern.
Es kommt Feuer aus ihrem Mund und verzehrt ihre Feinde.
Off 11,4 Diese sind die zwei Ölbäume und die zwei
Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen. 11,5 Und wenn ihnen jemand
Schaden tun will, so kommt Feuer aus ihrem Mund und verzehrt ihre Feinde; und
wenn ihnen jemand Schaden tun will, muss er so getötet werden. Off 11, 4-
5;
Wie wir jedoch etwas weiter unten, im Kommentar zu Off 11,6
sehen werden, haben nicht nur die Einwohner Jerusalems allen Grund sie zu
fürchten, sondern die ganze Welt sieht gebannt auf Jerusalem, und wartet
darauf, wem es endlich gelingt, diese beiden Heiligen Gottes, die weltweit
Dürre, Hungersnot und Wassermangel herbeigeführt haben, auszuschalten.
Und die Aussage "wenn ihnen jemand Schaden tun will" besagt, dass es da
einige Versuche geben wird. Doch diese Gesalbten haben den Geist Gottes in sich
und können erst besiegt werden, wenn sie ihren Auftrag beendet haben.
Diese beiden Propheten werden also versuchen, "das Herz der
Väter zu den Söhnen und das Herz der Söhne zu ihren Vätern zu bekehren".
Und wenn auch ihre Weissagungen den Großteil der Menschen nicht sehr berühren
werden, so tun dies umso mehr die Plagen, welche die zwei Zeugen aufgrund ihrer,
von Gott gegebenen Macht über die Erde kommen lassen. Sie werden während der
Zeit ihrer Weissagung – also für 1260 Tage oder 3 – Jahre – den Himmel
verschließen, so dass es nicht regnen wird. Auch haben sie Macht, die Wasser in
Blut zu verwandeln und die Welt mit Seuchen und anderen Plagen zu schlagen.
Es wird nicht regnen in den Tagen ihrer Weissagung und das Wasser wird zu Blut.
Off 11,6 Diese haben Macht, den Himmel zu
verschließen, damit es nicht regne in den Tagen ihrer Weissagung, und haben
Macht über die Wasser, sie in Blut zu verwandeln und die Erde zu
schlagen mit Plagen aller Art, sooft sie wollen. Off 11,6;
Dass diese Klimakatastrophe nicht lokal beschränkt bleiben,
sondern weltweite Wirkung haben wird, geht auch oben, aus Off 11,6 "... haben
Macht, die Erde zu schlagen ...", speziell aber aus Off 11,10 hervor:
Diese zwei Propheten hatten gequält, die auf Erden wohnten.
Off 11,9 Und Menschen aus allen Völkern und
Stämmen und Sprachen und Nationen sehen ihre Leichname drei Tage und einen
halben und lassen nicht zu, dass ihre Leichname ins Grab gelegt werden 11,10 Und
die auf Erden wohnen, freuen sich darüber und sind fröhlich und werden
einander Geschenke senden; denn diese zwei Propheten hatten gequält, die auf
Erden wohnten. Off 11, 9-10;
Diese zwei Propheten werden also u. a. bewirken, dass es auf
diesem Planeten dreieinhalb Jahre nicht regnet.
Die volle Bedeutung dieser Aussage wird erst dann bewusst, wenn man sie etwas
genauer analysiert und vor allem die Konsequenzen herauszuarbeiten versucht. Wir
wissen aus vergleichbaren Ereignissen in unserer Zeit, z. B. in Afrika
(Äthiopien), dass schon das Ausbleiben des Regens für acht bis zehn Monate
große Dürrekatastrophen und Hungersnot für Millionen von Menschen bedeutet.
Dann allerdings wird die Dürre und somit auch die Hungersnot weltweit sein. Und
das für dreieinhalb Jahre! Es wird auch das Wasser der Flüsse und Quellen
ungenießbar sein. Auch wenn es gelingen sollte, einen Teil des Wassers durch
Aufbereitung zu reinigen, wird das kaum für die notwendige Menge an Trinkwasser
reichen, geschweige denn für Wasser, um die ausgetrockneten Felder zu
bewässern. Die Folge davon wird Hungersnot, Durst und ein weltweites
Massensterben sein. Speziell aufgrund des Wassermangels werden auch Seuchen und
Krankheiten, wie Typhus, Cholera, Gelbsucht u. a. die Lage noch verschlimmern.
Aufgrund der Aussagen in Off 11,9-10 ist anzunehmen, dass die ganze Welt über
die Aktivitäten der zwei Propheten in Jerusalem informiert ist und daher auch
die Verursacher dieser globalen Klimakatastrophe allen Menschen bekannt sind.
Daher wird man mit vereinten Kräften versuchen, die zwei Propheten in Jerusalem
zu eliminieren. Doch zum Schrecken aller wird man feststellen, dass diese
Männer unverwundbar sind. Keine Gewehre, keine Pistolen, auch keine anderen
Waffen vermögen ihnen etwas anzuhaben. Ja im Gegenteil, jedes Kommando, welches
ausrückt sie zu beseitigen, wird bis auf den letzten Mann vernichtet. Und mit
jedem Anschlag wird das Ausmaß der Plagen gesteigert.
Nachdem es nicht gelingt, die zwei Zeugen zu besiegen, wendet
sich nun die ganze Wut der Menschen gegen deren Glaubensbrüder. Alle, welche
sich zu Gott und seinen Sohn Jesus Christus bekennen, werden verfolgt, gefangen
genommen und getötet. Um des Namens Jesu willen werden sie gehasst werden von
allen Völkern.
Dann werden sie euch der Bedrängnis preisgeben und euch töten.
Mt 24,9 Dann werden sie euch der Bedrängnis
preisgeben und euch töten. Und ihr werdet gehasst werden um meines Namens
willen von allen Völkern. 24,10 Dann werden viele abfallen und werden sich
untereinander verraten und werden sich untereinander hassen. Mt 24, 9-10;
Man wird euch vor Statthalter und Könige führen um meinetwillen.
Mt 10,17 Hütet euch aber vor den Menschen denn sie
werden euch den Gerichten überantworten und werden euch geißeln in ihren
Synagogen; 10,18 Und man wird euch vor Statthalter und Könige führen um
meinetwillen, ihnen und den Heiden zum Zeugnis. Mt 10,17-18; Lk 21,12-13; Mk
13, 9-10;
Man wird sie also verfolgen, den Machthabern vorführen, den
Gerichten überantworten, geißeln und einige von ihnen auch töten. Und dies
alles um des Namens Christi willen. Es stellt sich hier die Frage, ob diese
Verfolgung daher alle jene trifft, welche sich heute als "Christen"
bezeichnen. Diese Frage muss allerdings verneint werden. Gerade in einer solchen
Zeit der Verfolgung, wird sich sehr bald die Spreu vom Weizen trennen. Alle
sogenannten Namenschristen – wie wir weiter unten sehen werden auch Eltern und
Kinder, ja sogar ehemalige Geschwister im Herrn – werden nicht nur vom rechten
Glauben abfallen, sondern auch mit Hass und Wut reagieren.
Es sind also nicht die "christlichen Kirchen", welche – etwa vom Islam -
verfolgt werden, sondern es ist der Überrest der wahrhaft Gläubigen in der
ganzen Welt, welche auch unter Drangsalen zu ihrem Glauben und ihrem Herrn
stehen werden und daher Verrat, Verfolgung, ja sogar Tod erdulden werden.
Sorgt nicht, was ihr reden sollt; denn eures Vaters Geist ist es, der durch euch redet.
Mt 10,19 Wenn sie euch nun überantworten werden, so
sorgt nicht, wie oder was ihr reden sollt; denn es soll euch zu der Stunde
gegeben werden, was ihr reden sollt. 10,20 Denn nicht ihr seid es, die da reden,
sondern eures Vaters Geist ist es, der durch euch redet. Mt 10,19-20; Lk
21,14-15; Mk 13,11;
Der Herr sagt den Seinen hier, in Mt 10,19-20 u. par., sie
sollen sich keine Sorgen machen, wie sie sich verteidigen werden, denn der
Heilige Geist selbst wird aus ihnen und für sie zu ihren Richtern sprechen. Das
wird diesen Richtern und Machthabern doppelt unangenehm sein. Denn dieser
Weisheit können sie nicht widersprechen noch ihr widerstehen. Dies wird wohl
den Hass der Menschen auf die Jesusgläubigen noch mehr schüren.
Ihr werdet von allen Nationen gehasst werden um meines Namens willen.
Mt 24, 9 Dann werden sie euch der Bedrängnis
preisgeben und euch töten. Und ihr werdet gehasst werden um meines Namens
willen von allen Nationen. 24,10 Dann werden viele abfallen und werden sich
untereinander verraten und werden sich untereinander hassen. Mt 24, 9-10;
Ihr werdet gehasst werden von jedermann um meines Namens willen.
Mt 10,22 Und ihr werdet gehasst werden von
jedermann um meines Namens willen. Wer aber bis an das Ende beharrt, der
wird selig werden. Mt 10,22; Lk 21,17-19; Mk 13,13;
Viele werden abfallen und sich untereinander verraten und sich untereinander hassen.
Mt 24,10 Dann werden viele abfallen und werden
sich untereinander verraten und werden sich untereinander hassen. Mt 24,10;
Die Kinder werden sich empören gegen ihre Eltern und werden sie töten helfen.
Mt 10,21 Es wird aber ein Bruder den andern dem Tod
preisgeben und der Vater den Sohn, und die Kinder werden sich empören gegen
ihre Eltern und werden sie töten helfen. Mt 10,21; Lk 21,16; Mk 13,12;
Weil die Ungerechtigkeit überhand nehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten.
Mt 24,11 Und es werden sich viele falsche Propheten
erheben und werden viele verführen. 24,12 Und weil die Ungerechtigkeit
überhand nehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten. Mt 24,11-12;
Wer aber beharrt bis ans Ende, der wird selig werden.
Mt 24,13 Wer aber beharrt bis ans Ende, der wird
selig werden. Mt 24,13;
Wer aber bis an das Ende beharrt, der wird selig werden.
Mt 10,22 Und ihr werdet gehasst werden von
jedermann um meines Namens willen. Wer aber bis an das Ende beharrt, der wird
selig werden. Mt 10,22; Lk 21,17-19; Mk 13,13;
Wenn sie euch aber in einer Stadt verfolgen, so flieht in eine andere.
Mt 10,23 Wenn sie euch aber in einer Stadt
verfolgen, so flieht in eine andere. Wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet mit
den Städten Israels nicht zu Ende kommen, bis der Menschensohn kommt. 10,24 Der
Jünger steht nicht über dem Meister und der Knecht nicht über seinem Herrn.
10,25 Es ist für den Jünger genug, dass er ist wie sein Meister und der Knecht
wie sein Herr. Haben sie den Hausherrn Beelzebul genannt, wie viel mehr werden
sie seine Hausgenossen so nennen! 10,26 Darum fürchtet euch nicht vor ihnen.
Denn es ist nichts verdeckt, was nicht aufgedeckt, und nichts verborgen, was
nicht erkannt werden wird. Mt 10,23-26;
Das Evangelium wird in der ganzen Welt gepredigt werden.
Mt 24,14 Und es wird gepredigt werden dies
Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker, und
dann wird das Ende kommen. Mt 24,14; Mk 13,10;
Mit dem vierten Siegel nun erreichen diese Plagen ihren
Höhepunkt: Kriege, Dürre, Hungersnöte und Seuchen kulminieren zu einer
einzigen, furchtbaren, weltweiten Katastrophe.
Das vierte Siegel: Schwert, Hunger und Pest töten den vierten Teil der Erde.
Off 6,7 Und als es das vierte Siegel auftat, hörte
ich die Stimme der vierten Gestalt sagen: Komm! 6,8 Und ich sah, und siehe, ein
fahles Pferd. Und der darauf saß, dessen Name war: Der Tod, und die Hölle
folgte ihm nach. Und ihnen wurde Macht gegeben über den vierten Teil der Erde,
zu töten mit Schwert und Hunger und Pest und durch die wilden Tiere auf Erden.
Off 6, 7. 8;
Der Tod und die Hölle halten Ernte. Und wenn mit diesem "vierten
Teil der Erde" das bevölkerungsreichste Viertel dieser Welt – nämlich
Europa, Asien und ganz Nordafrika – gemeint ist, könnte davon mehr als die
Hälfte der Weltbevölkerung betroffen sein. Aber auch, wenn damit nur der
vierte Teil der Menschen gemeint ist, sind es über eine Milliarde Menschen,
welche durch Kriege, Hunger Durst und Seuchen dahingerafft werden. Die Menschen
werden dahinsterben wie die Mücken. Dies ist nun wirklich eine ganz neue, noch
nie dagewesene Kategorie des Grauens.
(Siehe auch die Tabelle 14: "Die
Große Trübsal, nach Ereignissen gegliedert".)
Auch die zusätzliche Erwähnung hier von "Pest" und "wilden
Tieren" scheint durchaus plausibel zu sein, ist dies doch eine Folge der
unzähligen Leichen, welche herumliegen und einerseits die Gewässer und die
Luft verpesten und damit Krankheiten wie Typhus, Cholera und Hepatitis
hervorrufen, andererseits aber natürlich auch die ausgehungerten Tiere
anlocken.
Mit dem vierten Siegel endet die erste Phase der Gottesgerichte über die Welt.
Und wenn die obige Interpretation stimmt, sind bei diesen weltweiten
Katastrophen – nach heutigem Stand – fast zwei Milliarden Menschen
umgekommen.
Man kann also sicherlich mit Recht davon ausgehen, dass dies für die Menschheit
die bis dahin größte Katastrophe aller Zeiten sein wird. Obwohl bei der
Sintflut zwar auch alle Menschen – bis auf Noah und seine Familie – umgekommen
sind, zählte aber damals die Weltbevölkerung doch kaum mehr als einige
Millionen Menschen und ist daher mit diesen Größenordnungen hier kaum
vergleichbar.
Wie es scheint, sind wir damit auf unserer Suche nach der "Großen Trübsal"
fündig geworden. Dies dürfte die "große Not auf Erden" sein, von welcher
der Herr in Lk 21,23 spricht.
(Siehe auch Diskurs1133: "Die
Große Trübsal – Gottes dritte und letzte Vernichtungswelle".)
Nun, nachdem durch weltweite Katastrophen die Welt in einem
Chaos zu versinken droht, ist es soweit. Der Satan holt seinen vermeintlichen
"Trumpf" aus dem Ärmel. Er lässt ihn auferstehen aus dem Abgrund des
Meeres.
(Siehe auch die Tabelle 06: "Der
Antichrist, die ‘Dame’ im Schachspiel des Teufels".)
Und der Drache trat an den Strand des Meeres.
Off 12,17 Und der Drache wurde zornig über
die Frau und ging hin, zu kämpfen gegen die übrigen von ihrem Geschlecht, die
Gottes Gebote halten und haben das Zeugnis Jesu. 12,18 Und er trat an den
Strand des Meeres. Off 12,17-18;
Ein Tier steigt aus dem Meer und der Drache gibt ihm Kraft, Macht und seinen Thron.
Off 13,1 Und ich sah ein Tier aus dem Meer
steigen, das hatte zehn Hörner und sieben Häupter und auf seinen
Hörnern zehn Kronen und auf seinen Häuptern lästerliche Namen.
13,2 Und das Tier, das ich sah, war gleich einem Panther
und seine Füße wie Bärenfüße und sein Rachen wie ein Löwenrachen. Und
der Drache gab ihm seine Kraft und seinen Thron und große Macht. Off 13, 1-
2;
Er wird in der Macht des Satans mit großer Kraft, Zeichen und Wundern auftreten.
2The 2,9 Der Böse aber wird in der Macht des
Satans auftreten mit großer Kraft und lügenhaften Zeichen und Wundern 2,10
und mit jeglicher Verführung zur Ungerechtigkeit bei denen, die verloren
werden, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, dass sie
gerettet würden. 2The 2, 9-10;
Und der Drache stattet das Tier mit seiner eigenen, nicht
unbeträchtlichen Kraft und Macht aus. Dieser Text erinnert nun sehr an Mi 5,3,
wo es vom Herrn Jesus heißt, dass er in der Kraft und Macht des Herrn, seines
Gottes auftreten wird.
Der Messias wird auftreten in der Kraft des HERRN und in der Macht seines Gottes.
Mi 5,1 Und du, Bethlehem Efrata, die du klein bist
unter den Städten in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr
sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist. 5,2 Indes
lässt er sie plagen bis auf die Zeit, dass die, welche gebären soll, geboren
hat. Da wird dann der Rest seiner Brüder wiederkommen zu den Söhnen Israel.
5,3 Er aber wird auftreten und weiden in der Kraft des HERRN und in der Macht
des Namens des HERRN, seines Gottes. Und sie werden sicher wohnen; denn
er wird zur selben Zeit herrlich werden, so weit die Welt ist. Mi 5, 1- 3;
Dabei erkennen wir schon, dass der Antichrist nicht nur ein "Gegen-Christus"
sein wird. Das griechische Wort anti kann ebenso korrekt mit "anstatt"
übersetzt werden. Und so ist die Vermutung naheliegend, dass der Antichrist
für die Welt offiziell nicht als böser Gegenspieler Gottes auftreten wird,
sondern sich im Gegenteil selbst als "Messias" und "Christus" –
allerdings eines anderen "Gottes" – ausgeben wird. Er wird Gott den Herrn
und seinen Sohn Jesus Christus leugnen und sich selbst und seinen Vater, den
Satan anbeten lassen. Und um seine eigene Echtheit unter Beweis zu stellen, muss
er natürlich leugnen, dass in Jesus von Nazareth der Sohn Gottes, der Christus
und Messias bereits Fleisch geworden ist.
Das ist der Antichrist, der leugnet, dass Jesus der Christus ist.
1Jh 2,22 Wer ist ein Lügner, wenn nicht der,
der leugnet, dass Jesus der Christus ist? Das ist der Antichrist, der den
Vater und den Sohn leugnet. 1Jh 2,22;
Dieser Umstand führt schließlich auch dazu, dass jeder Mensch,
der diese "falsche Lehre" von Jesus als den Christus glaubt und verbreitet,
verfolgt und getötet wird.
Dennoch bleiben die Christen eine große Gefahr für das antichristliche Regime.
Deshalb müssen sich alle, die den "rechten" antichristlichen Glauben haben,
ein Malzeichen an Stirn oder rechter Hand anbringen lassen. Wer dieses Zeichen
dann nicht hat und irgendwo erkannt wird, wird verhaftet und eliminiert.
Die ganze Erde wunderte sich über das Tier, dessen tödliche Wunde heil wurde.
Off 13,3 Und ich sah eines seiner Häupter, als
wäre es tödlich verwundet, und seine tödliche Wunde wurde heil. Und
die ganze Erde wunderte sich über das Tier, 13,4 und sie beteten den
Drachen an, weil er dem Tier die Macht gab, und beteten das Tier an und
sprachen: Wer ist dem Tier gleich, und wer kann mit ihm kämpfen? Off 13, 3- 4;
Er bekommt Macht über alle Völker und Sprachen und Nationen.
Off 13,7 Und ihm wurde Macht gegeben, zu kämpfen
mit den Heiligen und sie zu überwinden; und ihm wurde Macht gegeben über
alle Stämme und Völker und Sprachen und Nationen. 13,8 Und alle, die auf
Erden wohnen, beten es an, deren Namen nicht vom Anfang der Welt an geschrieben
stehen in dem Lebensbuch des Lammes, das geschlachtet ist. Off 13, 7- 8;
Das ist der Antichrist, der nicht bekennt, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist.
2Jh 1,7 Denn viele Verführer sind in die Welt
ausgegangen, die nicht bekennen, dass Jesus Christus in das Fleisch gekommen
ist. Das ist der Verführer und der Antichrist. 1,8 Seht euch vor, dass ihr
nicht verliert, was wir erarbeitet haben, sondern vollen Lohn empfangt. 1,9 Wer
darüber hinausgeht und bleibt nicht in der Lehre Christi, der hat Gott nicht;
wer in dieser Lehre bleibt, der hat den Vater und den Sohn. 1,10 Wenn jemand zu
euch kommt und bringt diese Lehre nicht, so nehmt ihn nicht ins Haus und grüßt
ihn auch nicht. 1,11 Denn wer ihn grüßt, der hat teil an seinen bösen Werken.
2Jh 1, 7-11;
Aus der Annahme, dass der Antichrist als der "wahre Messias"
auftreten wird ist auch zu schließen, dass er anfangs keinesfalls bei den
Gottlosen und Ungläubigen die meiste Zustimmung finden wird, sondern eher bei
jenen, die – wie Johannes oben schreibt – über die Lehre hinausgehen. Es
werden dies möglicherweise zuallererst jene großen religiösen Gruppen unter
den Juden sein, welche noch immer auf den Messias warten. Sie werden – anders
als zu Jesu Zeiten – in heller Begeisterung dem lang ersehnten "Gesalbten
Gottes" zujubeln.
Aber auch christliche Gruppen wie z. B. die Zeugen Jehovas, Adventisten, u. a.
m., welchen heute schon gepredigt wird, die "baldige Ankunft des Herrn" zu
erwarten, ohne darauf hingewiesen zu werden, dass zuerst der Antichrist kommen
muss, werden möglicherweise auf diesen falschen Christus hereinfallen und
meinen, nun sei die Zeit der Herrschaft Gottes gekommen.
Und es tut große Zeichen, und lässt auch Feuer vom Himmel auf die Erde fallen.
Off 13,11 Und ich sah ein zweites Tier aufsteigen
aus der Erde; das hatte zwei Hörner wie ein Lamm und redete wie ein Drache.
13,12 Und es übt alle Macht des ersten Tieres aus vor seinen Augen, und es
macht, dass die Erde und die darauf wohnen, das erste Tier anbeten, dessen
tödliche Wunde heil geworden war. 13,13 Und es tut große Zeichen, so dass
es auch Feuer vom Himmel auf die Erde fallen lässt vor den Augen der Menschen;
13,14 und es verführt, die auf Erden wohnen, durch die Zeichen, die zu tun
vor den Augen des Tieres ihm Macht gegeben ist; und sagt denen, die auf
Erden wohnen, dass sie ein Bild machen sollen dem Tier, das die Wunde vom
Schwert hatte und lebendig geworden war. Off 13,11-14;
Durch große Zeichen und Wunder, welche der falsche Prophet im
Auftrag des Antichrists vollbringt, wird es ihm aber nun auch gelingen, die
Gottlosen und Ungläubigen von seiner Macht und Kraft zu überzeugen, ja noch
mehr: wie uns der Herr in Mt 24,24 voraussagt, werden in dieser Zeit sogar die
Auserwählten in Gefahr stehen, verführt zu werden. Und es würde dies auch
gelingen, wenn nicht der Herr die Tage der Herrschaft des Antichrists verkürzen
würde, so dass diese Auserwählten gerade noch gerettet werden können. Bis
dahin jedoch wird er wahrscheinlich unumschränkte Herrschaft erlangen. Dies bekräftigen
auch die Aussagen von Off 13,3-4:
Und sie beteten den Drachen an, weil er dem Tier die Macht gab.
Off 13,3 Und ich sah eines seiner Häupter, als
wäre es tödlich verwundet, und seine tödliche Wunde wurde heil. Und die
ganze Erde wunderte sich über das Tier, 13,4 und sie beteten den Drachen an,
weil er dem Tier die Macht gab, und beteten das Tier an und sprachen: Wer ist
dem Tier gleich, und wer kann mit ihm kämpfen? Off 13, 3- 4;
Die Menschen werden also den Antichrist für den Messias, den
Sohn Gottes, und seinen Vater, den Satan, der ihm diese Macht und Kraft gibt,
für Gott halten. Die Macht dieser Täuschung lässt sich erahnen, wenn man
bedenkt, dass selbst die Auserwählten in Gefahr sein werden, verführt zu
werden. Es ist kaum anzunehmen, dass diese Menschen, diese Auserwählten Gottes,
durch primitive falsche Lehren von ihrem Glauben abgebracht werden könnten. Das
heißt aber, dass es sich hier tatsächlich um eine ganz subtile und teuflische
Kopie der "Erscheinung Christi" handeln wird, sodass sogar diese Knechte
Gottes getäuscht werden könnten.
Aber der Herr Jesus hat genau dies vorausgesehen als er sagte: "Ich bin
gekommen in meines Vaters Namen, und ihr nehmt mich nicht an. Wenn ein anderer
kommen wird in seinem eigenen Namen, den werdet ihr annehmen" (Jh 5,43).
Und so werden die Menschen Satan für Gott, den Antichrist für den Messias und
den falschen Propheten für die dritte Person dieser satanischen "Trinität"
halten. Sie werden sie verehren und anbeten. Die bewundernde Aussage der
Menschen in Off 13,4 "Wer ist dem Tier gleich, wer kann mit ihm kämpfen?"
ist im Zusammenhang mit der "Wiederauferstehung" des Tieres zu sehen. Es war
tödlich verwundet und seine tödliche Wunde wurde wieder heil.
Das Tier, das die Wunde vom Schwert hatte und lebendig geworden war.
Off 13,12 Und es übt alle Macht des ersten Tieres
aus vor seinen Augen, und es macht, dass die Erde und die darauf wohnen, das
erste Tier anbeten, dessen tödliche Wunde heil geworden war. 13,13 Und
es tut große Zeichen, so dass es auch Feuer vom Himmel auf die Erde fallen
lässt vor den Augen der Menschen; 13,14 und es verführt, die auf Erden wohnen,
durch die Zeichen, die zu tun vor den Augen des Tieres ihm Macht gegeben ist;
und sagt denen, die auf Erden wohnen, dass sie ein Bild machen sollen dem
Tier, das die Wunde vom Schwert hatte und lebendig geworden war. Off
13,12-14;
Dieses satanische Wesen wird nun durch lügenhafte Zeichen und
Wunder als religiös-politischer Führer innerhalb kürzester Zeit weltweit an
die Macht kommen. Er wird wahrscheinlich als der "wiedergekommene" Christus
von der pseudo-christlichen Weltkirche begrüßt, aber auch vom Weltjudentum als
der Messias anerkannt werden, weil er genau jene Vorstellungen erfüllen wird,
welche die Juden schon zu Zeiten Jesu von diesem gefordert und nicht erhalten
haben: Er wird sein Reich aufrichten und Dank der übernatürlichen Macht,
welche ihn durch Satan verliehen ist, alle Feinde, welche sich dagegen stellen,
vernichten.
Nun aber wieder zurück zu den Anfängen dieses falschen Christus’.
Es tat sein Maul auf zur Lästerung gegen Gott, zu lästern seinen Namen und sein Haus.
Off 13,5 Und es wurde ihm ein Maul gegeben, zu
reden große Dinge und Lästerungen, und ihm wurde Macht gegeben, es zu tun
zweiundvierzig Monate lang. 13,6 Und es tat sein Maul auf zur Lästerung
gegen Gott, zu lästern seinen Namen und sein Haus und die im Himmel wohnen.
Off 13, 5- 6;
Das Horn hatte Augen wie Menschenaugen und ein Maul, das redete große Dinge.
Dan 7,8 Als ich aber auf die Hörner Acht gab,
siehe, da brach ein anderes kleines Horn zwischen ihnen hervor, vor dem drei
der vorigen Hörner ausgerissen wurden. Und siehe, das Horn hatte Augen
wie Menschenaugen und ein Maul; das redete große Dinge. Dan 7, 8;
Er wird gegen den Gott der Götter Ungeheuerliches reden.
Dan 11,36 Und der König wird tun, was er will, und
wird sich überheben und grosstun gegen alles, was Gott ist. Und gegen den
Gott aller Götter wird er Ungeheuerliches reden, und es wird ihm gelingen,
bis sich der Zorn ausgewirkt hat; denn es muss geschehen, was beschlossen ist.
Dan 11,36;
Der wird ganz anders sein als die vorigen und wird drei Könige stürzen.
Dan 7,23 Er sprach: Das vierte Tier wird das vierte
Königreich auf Erden sein; das wird ganz anders sein als alle andern
Königreiche; es wird alle Länder fressen, zertreten und zermalmen. 7,24 Die
zehn Hörner bedeuten zehn Könige, die aus diesem Königreich hervorgehen
werden. Nach ihnen aber wird ein anderer aufkommen, der wird ganz anders sein
als die vorigen und wird drei Könige stürzen. Dan 7,23-24;
Eine der ersten Aktionen dieses neuen Führers wird es sein, die
Welt von den Heiligen des Höchsten, den zwei Zeugen Gottes, den zwei Propheten
in Jerusalem zu befreien. Das, was in den vergangenen dreieinhalb Jahren schon
viele versucht haben, aber noch keinem gelungen ist, will er nun in die Hand
nehmen und der Welt seine Macht zeigen.
Der Antichrist zieht mit seinen heidnischen Heeren nach
Jerusalem und kämpft dort selbst, mit der Macht die ihm Satan gegeben hat,
gegen die zwei Gottesmänner. Da nun der Zeugendienst der zwei Gesalbten zu Ende
ist, ist es dem Antichrist gegeben, sie zu besiegen und zu töten. Dieser Sieg
ist es dann wohl auch, welcher die Bewunderung der ganzen Welt für diesen
falschen "Messias" hervorruft und welche in Off 13,4: "Wer ist dem Tier
gleich, und wer kann mit ihm kämpfen?" zum Ausdruck kommt.
Das Tier wird mit den zwei Zeugen kämpfen und sie töten.
Off 11,7 Und wenn sie ihr Zeugnis vollendet haben, so
wird das Tier, das aus dem Abgrund aufsteigt, mit ihnen kämpfen und wird sie
überwinden und wird sie töten. 11,8 Und ihre Leichname werden liegen
auf dem Marktplatz der großen Stadt, die heißt geistlich: Sodom und Ägypten,
wo auch ihr Herr gekreuzigt wurde. 11,9 Und Menschen aus allen Völkern und
Stämmen und Sprachen und Nationen sehen ihre Leichname drei Tage und einen
halben und lassen nicht zu, dass ihre Leichname ins Grab gelegt werden 11,10 Und
die auf Erden wohnen, freuen sich darüber und sind fröhlich und werden
einander Geschenke senden; denn diese zwei Propheten hatten gequält, die auf
Erden wohnten. Off 11, 7-10;
Das Tier wird mit den Heiligen kämpfen und sie überwinden.
Off 13,7 Und ihm (dem Tier /Anm.) wurde Macht
gegeben, zu kämpfen mit den Heiligen und sie zu überwinden; und ihm
wurde Macht gegeben über alle Stämme und Völker und Sprachen und Nationen.
Off 13, 7;
Das Horn kämpft gegen die Heiligen und behält den Sieg über sie.
Dan 7,21 Und ich sah das [elfte] Horn kämpfen
gegen die Heiligen, und es behielt den Sieg über sie, 7,22 bis der kam, der
uralt war, und das Gericht den Heiligen des Höchsten gegeben wurde und
bis die Zeit kam, dass die Heiligen das Reich empfingen. Dan 7,21-22;
Der [elfte] König wird die Heiligen des Höchsten vernichten.
Dan 7,25 Er [der elfte König] wird den
Höchsten lästern und die Heiligen des Höchsten vernichten und wird
sich unterstehen, Festzeiten und Gesetz zu ändern. Dan 7,25;
Manche Ausleger vertreten die Auffassung, dass mit den "Heiligen
des Höchsten" in den obigen Texten das Volk Gottes in Jerusalem gemeint ist.
Tatsächlich ist jedoch aus Off 11,3-10 ersichtlich, dass das Jerusalem dieser
Zeit mit "Sodom und Ägypten" vergleichbar ist. Das heißt, dass die
Menschen dort gottlos sind und die Einwohner Jerusalems sogar verhindern, dass
man die zwei Zeugen Gottes begräbt. Sie sind also fürwahr keine "Heiligen",
wie Off 13,7 voraussetzt.
Andere Interpreten wieder sehen in den "Heiligen" der obigen drei
Schriftstellen immer wieder "die Gemeinde". Es scheint jedoch, dass wir
unsere Rolle als Gemeinde bei der Auslegung viel zu unkritisch sehen. Das zeigt
auch beispielsweise der Umstand, dass die Erste Auferstehung immer wieder als
Auferstehung der "ganzen Gemeinde" interpretiert wird, obwohl in Off 20,4
ausdrücklich nur von jenen gesprochen wird, die um des Wortes Gottes und ihres
Zeugnisses für Jesus willen, enthauptet worden waren. Das heißt doch,
dass dort eindeutig nur von den Märtyrern die Rede ist, welche um ihres
Glaubens willen getötet worden sind, und daher auch nur diese dann an
der Ersten Auferstehung teilnehmen werden.
Es sind also hier mit den "Heiligen" nicht die Glieder der Gemeinde, sondern
die "Heiligen des Höchsten", die zwei Propheten Gottes gemeint. Die
Übersetzung Luthers mit "vernichten" ist hier etwas irreführend. Es heißt
wörtlich wohl eher "überwinden" , wie wir es sinngemäß auch in Off 11,7
und 13,7 vorfinden. Denn tatsächlich werden diese beiden Propheten zwar
getötet, wie es in Off 11,7 prophezeit wird, allerdings werden sie ja nach Off
11,11 am Ende von dreieinhalb Tagen wieder auferstehen und in den Himmel
auffahren, also keinesfalls "vernichtet" sein.
Die spezielle Auslegung der Siebenten-Tags-Adventisten, welche in diesen beiden
Zeugen das "Alte und das Neue Testament" sehen wollen, bedarf wohl keiner
ausführlichen Erörterung. Wenn man die Aussagen des Textes berücksichtigt,
dass diese beiden Zeugen Propheten genannt werden, dass Feuer aus ihrem Mund
kommt und ihre Feinde vernichtet, dass sie getötet werden, ihre Leichname auf
den Straßen der Stadt Jerusalem liegen und sie sich nach dreieinhalb Tagen "auf
ihre Füße stellen" und in einer Wolke in den Himmel entrückt werden, lässt
sich eine Identifikation mit dem "Altem und Neuem Testament" keinesfalls -
auch nicht symbolisch – konstruieren.
Es zeigt sich hier – wie bei manchen anderen Auslegern auch -, dass immer
dann, wenn die Schrift nur oberflächlich betrachtet und die Zeit in eine genaue
Analyse des Textes, des Kontextes und der Parallelstellen nicht investiert wird,
naturgemäß das richtige Verständnis fehlt und dann, als Verlegenheitslösung,
die "Symbolik" herhalten muss, wo dann alles und jedes hineininterpretiert
werden kann.
Mit dem Attribut "heilig" oder "Heilige" werden nun – besonders auch bei
Daniel – immer wieder Engel oder andere Himmelsbewohner bezeichnet:
Dan 4,10 Ich schaute in den Gesichten, die ich auf
meinem Lager hatte, und siehe, ein Wächter und Heiliger stieg vom Himmel
herab. Dan 4,10;
Dan 4,14 Durch den Beschluss der Wächter
ist diese Botschaft zustande gekommen, und ein Spruch der Heiligen ist
diese Sache, damit die Lebenden erkennen, dass der Höchste Macht hat über das
Königtum der Menschen und es verleiht, wem er will, und den Niedrigsten der
Menschen darüber einsetzt. Dan 4,14;
Dan 4,20 Und dass der König einen Wächter und
Heiligen vom Himmel herabsteigen sah, der sprach: «Haut den Baum um und
zerstört ihn! Doch seinen Wurzelstock lasst in der Erde, und zwar in einer
Fessel aus Eisen und Bronze im Grün des Feldes! Und vom Tau des Himmels mag er
benetzt werden, und bei den Tieren des Feldes soll er sein Teil haben, bis
sieben Jahre über ihn hingegangen sind!». Dan 4,20;
Dan 8,13 Ich hörte aber einen Heiligen
reden, und ein anderer Heiliger sprach zu dem, der da redete: Wie lange
gilt dies Gesicht vom täglichen Opfer und vom verwüstenden Frevel und vom
Heiligtum, das zertreten wird? Dan 8,13;
Wir können daher davon ausgehen, dass auch weiter oben, in Dan
7,21 und 25 mit "Heilige" und "Heilige des Höchsten" solche
Himmelsbewohner gemeint sind, nämlich, wie Off 11,4 sagt "die zwei Ölbäume
und die zwei Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen". Es sind die beiden,
von Gott auf die Erde gesandten Zeugen in Jerusalem, welche vom Himmel
herabgekommen sind, um hier dreieinhalb Jahre zu weissagen. Auch hier geht
dieser Zusammenhang ausdrücklich aus Off 11,7 hervor. Der hier gebrauchte
Ausdruck "überwinden" ist auch im grie Urtext ident mit jenem aus Off 13,7.
Die dreieinhalb Jahre sind also vorbei und die Aufgabe der zwei
Zeugen ist beendet. Gott ruft sie wieder zu sich und lässt es zu, dass sie der
Antichrist tötet. Aus diesem Blickwinkel lässt sich möglicherweise auch hier
die Identität der beiden Zeugen etwas erhellen. Wir wissen, dass in der Ersten
Auferstehung nur die Märtyrer auferstehen und im Millennium mit dem Herrn
mitregieren werden.
Wenn nun der Herr den Elia und den Mose in seiner Regierung dabei haben möchte,
und die Voraussetzung des Märtyrertodes bei dem gerechten Herrn für wirklich
alle gilt, müssten jene, welche nicht eines gewaltsamen Todes starben – wie
Mose – oder welche überhaupt nicht gestorben sind, sondern schon zu Lebzeiten
entrückt wurden – wie Elia, möglicherweise aber auch Hennoch – noch einmal
auf diese Erde kommen, um als Märtyrer getötet zu werden und damit die
Voraussetzung für die Erste Auferstehung zu erfüllen.
Wie auch immer, die Leichname dieser beiden Männer liegen nun auf dem
Marktplatz der Stadt, in der auch ihr Herr gekreuzigt ward – also in Jerusalem.
Unter den Menschen der ganzen Welt bricht ein Freudentaumel aus. Sie
beglückwünschen sich gegenseitig, und um dieses Bild der "Erlösung" den
Menschen weltweit präsentieren zu können, verhindern sie, dass diese zwei
Toten begraben werden.
Nach dreieinhalb Tagen werden die zwei Propheten auferstehen.
Off 11,11 Und nach drei Tagen und einem halben
fuhr in sie der Geist des Lebens von Gott, und sie stellten sich auf ihre
Füße; und eine große Furcht fiel auf die, die sie sahen.
11,12 Und sie hörten eine große Stimme vom Himmel zu ihnen sagen: Steigt
herauf! Und sie stiegen auf in den Himmel in einer Wolke, und es sahen sie ihre
Feinde.
11,13 Und zu derselben Stunde geschah ein großes Erdbeben, und der zehnte Teil
der Stadt stürzte ein; und es wurden getötet in dem Erdbeben siebentausend
Menschen, und die andern erschraken und gaben dem Gott des Himmels die Ehre.
11,14 Das zweite Wehe ist vorüber; siehe, das dritte Wehe kommt schnell. Off
11,11-14;
Mitten in diese Freudenfeiern hinein fällt eine
Schreckensbotschaft. Nach dreieinhalb Tagen werden diese zwei Toten plötzlich
wieder lebendig und fahren in einer Wolke zum Himmel auf. Und zur gleichen Zeit
ereignet sich in Jerusalem ein großes Erdbeben. Siebentausend Menschen werden
getötet und ein Zehntel der Stadt stürzt ein. Und erst jetzt besinnen sich die
übriggebliebenen Menschen in Jerusalem auf ihren Gott und geben ihm die Ehre.
Doch der Antichrist lässt sich von all dem nicht beeindrucken.
Bisher war Jerusalem ja sozusagen Sperrgebiet der zwei Zeugen. Wer auch immer
versucht hatte, sie anzugreifen, wurde von ihnen vernichtet. Nun ist aber der
Bann gebrochen. Nach der Eliminierung der zwei Zeugen besetzt der Antichrist mit
seinen Truppen die ganze Stadt. Sie plündern die Häuser, die Frauen werden
geschändet und die Hälfte der Stadtbevölkerung wird von ihnen weggeführt.
Denn ich werde alle Heiden sammeln zum Kampf gegen Jerusalem.
Sach 14,1 Siehe, es kommt für den HERRN die Zeit,
dass man in deiner Mitte unter sich verteilen wird, was man dir geraubt hat.
14,2 Denn ich werde alle Heiden sammeln zum Kampf gegen Jerusalem. Und die
Stadt wird erobert, die Häuser werden geplündert und die Frauen
geschändet werden. Und die Hälfte der Stadt wird gefangen weggeführt
werden, aber das übrige Volk wird nicht aus der Stadt ausgerottet werden.
Sach 14, 1- 2;
Das große Erdbeben in Jerusalem bei der Entrückung der zwei
Zeugen hat siebentausend Menschen gefordert. Der überlebende Rest der
Stadtbevölkerung hat sich bekehrt und tat Buße. Die Menschen in Jerusalem sind
also zu diesem Zeitpunkt alle gläubig und beten den wahren Gott an. Und dies
ist nun möglicherweise ein Grund mehr für den Antichrist, um diese Menschen zu
verfolgen zu töten und zu vertreiben.
Kurze Zeit haben sie dein heiliges Volk vertrieben und dein Heiligtum zertreten.
Jes 63,18 Kurze Zeit haben sie dein heiliges
Volk vertrieben, unsre Widersacher haben dein Heiligtum zertreten. 63,19 Wir
sind geworden wie solche, über die du niemals herrschtest, wie Leute, über die
dein Name nie genannt wurde. Ach dass du den Himmel zerrissest und führest
herab, dass die Berge vor dir zerflössen, Jes 63,18-19;
Sie werden fallen durch das Schwert und gefangen weggeführt unter alle Völker.
Lk 21,20 Wenn ihr aber sehen werdet, dass Jerusalem
von einem Heer belagert wird, dann erkennt, dass seine Verwüstung nahe
herbeigekommen ist. 21,21 Alsdann, wer in Judäa ist, der fliehe ins Gebirge,
und wer in der Stadt ist, gehe hinaus, und wer auf dem Lande ist, komme nicht
herein. 21,22 Denn das sind die Tage der Vergeltung, dass erfüllt werde
alles, was geschrieben ist.
21,23 Weh aber den Schwangeren und den Stillenden in jenen Tagen! Denn es wird
große Not auf Erden sein und Zorn über dies Volk kommen, 21,24 und sie
werden fallen durch die Schärfe des Schwertes und gefangen weggeführt unter
alle Völker, und Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis die
Zeiten der Heiden erfüllt sind. Lk 21,20-24;
Jerusalem wird von den Heiden zertreten zweiundvierzig Monate lang.
Off 11,1 Und es wurde mir ein Rohr gegeben, einem
Messstab gleich, und mir wurde gesagt: Steh auf und miss den Tempel Gottes und
den Altar und die dort anbeten. 11,2 Aber den äußeren Vorhof des Tempels lass
weg und miss ihn nicht, denn er ist den Heiden gegeben; und die heilige Stadt
werden sie zertreten zweiundvierzig Monate lang. Off 11, 1- 2;
Bei diesen Schriftstellen über die Eroberung Jerusalems,
könnte leicht der Eindruck entstehen, es handle sich auch hier um die
Zerstörung der Stadt im Jahr 70 n. Chr., am Ende des ersten jüdischen
Aufstandes gegen die Römer. Damals wurde die Stadt und der Tempel nach
fünfmonatiger Belagerung von Titus erobert und völlig zerstört. Und wie wir
oben gesehen haben, gibt es auch Schriftstellen, welche auf dieses Ereignis
hinweisen (Lk 19,41-44; Jes 29,1-4), so dass man wirklich genau unterscheiden
muss. Ein wichtiger Anhaltspunkt für die Exegese in diesem Zusammenhang ist die
Tatsache, dass im Jahre 70 auch der Tempel völlig niedergerissen wurde, in der
siebzigsten Jahrwoche jedoch gerade der Tempel unversehrt bleibt.
Dies erkennen wir einerseits aus Off 11,2, wo nur der äußere Vorhof – also der
Bereich außerhalb des Tempels – von der Zerstörung betroffen ist, andererseits
auch aus dem Umstand, dass etwas später der Antichrist sein Bild im Tempel
aufstellen und anbeten lässt (Mt 24,15; Dan 9,27; 11,31), was voraussetzt, dass
es diesen Tempel auch noch gibt. Abgesehen davon muss man realisieren, dass die
Aussage in Off 11,2: "die heilige Stadt werden sie (nämlich die Heiden)
zertreten zweiundvierzig Monate", in den neunziger Jahren unserer Zeitrechnung
geschrieben wurde, die Eroberung durch Titus zu diesem Zeitpunkt schon
mindestens zwanzig Jahre zurücklag und daher dieser Text – als Prophezeiung -
keinesfalls auf dieses Ereignis bezogen sein kann.
Aber auch aus Sach Kap. 14 lässt sich der zeitliche Zusammenhang ableiten. In
den Versen 1-2 (siehe oben) wird die Eroberung und Plünderung der Stadt durch
die Heiden prophezeit. In den Versen 3, 12 und 16 dieses Kapitels wird auf diese
Völker /Heiden Bezug genommen, die vorher gegen Jerusalem in den Kampf gezogen
sind und welche dann – in der Schlacht von Harmagedon – vom Herrn geschlagen
und besiegt werden.
Und der HERR wird ausziehen und kämpfen gegen diese Heiden.
Sach 14,3 Und der HERR wird ausziehen und
kämpfen gegen diese Heiden, wie er zu kämpfen pflegt am Tage der Schlacht.
14,4 Und seine Füße werden stehen zu der Zeit auf dem Ölberg, der vor
Jerusalem liegt nach Osten hin. Und der Ölberg wird sich in der Mitte spalten,
vom Osten bis zum Westen, sehr weit auseinander, so dass die eine Hälfte des
Berges nach Norden und die andere nach Süden weichen wird. 14,5 Und das Tal
Hinnom wird verstopft werden, denn das Tal wird an die Flanke des Berges
stoßen. Und ihr werdet fliehen, wie ihr vorzeiten geflohen seid vor dem
Erdbeben zur Zeit Usijas, des Königs von Juda. Da wird dann kommen der HERR,
mein Gott, und alle Heiligen mit ihm. Sach 14, 3- 5;
Der Herr wird alle Völker schlagen, die gegen Jerusalem in den Kampf gezogen sind.
Sach 14,12 Und dies wird die Plage sein, mit
welcher der HERR alle Völker schlagen wird, die gegen Jerusalem in den Kampf
gezogen sind: ihr Fleisch wird verwesen, während sie noch auf ihren Füßen
stehen, und ihre Augen werden in ihren Höhlen verwesen und ihre Zungen im Mund.
14,13 Zu der Zeit wird der HERR eine große Verwirrung unter ihnen anrichten, so
dass einer den andern bei der Hand packen und seine Hand wider des andern Hand
erheben wird; 14,14 und auch Juda wird in Jerusalem kämpfen. Und man wird
zusammenbringen die Güter aller Heiden ringsumher: Gold, Silber und Kleider
über die Maßen viel.
14,15 Und so wird dann diese Plage auch kommen über Rosse, Maultiere, Kamele,
Esel und alle Tiere, die in diesem Heer sind; sie werden von ihr geschlagen
gleichwie jene.
14,16 Und alle, die übriggeblieben sind von allen Heiden, die gegen
Jerusalem zogen, werden jährlich heraufkommen, um anzubeten den König, den
HERRN Zebaoth, und um das Laubhüttenfest zu halten. Sach 14,12-16;
Also beziehen sich die Verse Sach 14,3, 12 und 16 direkt auf den
Vers 2. Nun ist aber von der Einnahme Jerusalems im Jahre 70 weder eine Seuche,
noch eine Verwirrung unter dem römischen Kriegsvolk überliefert. Auch ist die
Aussage von Vers 16, dass die übriggebliebenen Heiden jährlich heraufkommen
nach Jerusalem, um den Herrn anzubeten, in dieser Form bisher nicht erfüllt
worden, so dass man diese Prophezeiung in das Millennium platzieren muss. Und da
wäre es kaum verständlich, wenn sich der Hinweis auf "alle, die
übriggeblieben sind von allen Heiden, die gegen Jerusalem zogen" auf die
Truppen des Titus vor nunmehr schon fast zweitausend Jahren beziehen würde.
Des Herrn Zorn ist entbrannt über sein Volk und er schlägt sie, dass die Berge beben.
Jes 5,25 Darum ist der Zorn des HERRN entbrannt
über sein Volk, und er reckt seine Hand wider sie und schlägt sie, dass
die Berge beben und ihre Leichen sind wie Kehricht auf den Gassen. Und
bei all dem lässt sein Zorn nicht ab, sondern seine Hand ist noch ausgereckt.
5,26 Er wird ein Feldzeichen aufrichten für das Volk in der Ferne und pfeift
es herbei vom Ende der Erde. Und siehe, eilends und schnell kommen sie
daher. 5,27 Keiner unter ihnen ist müde oder schwach, keiner schlummert noch
schläft; keinem geht der Gürtel auf von seinen Hüften, und keinem zerreißt
ein Schuhriemen. 5,28 Ihre Pfeile sind scharf und alle ihre Bogen gespannt; die
Hufe ihrer Rosse sind hart wie Kieselsteine, und ihre Wagenräder sind wie ein
Sturmwind. 5,29 Ihr Brüllen ist wie das der Löwen, und sie brüllen wie junge
Löwen. Sie werden daherbrausen und den Raub packen und davontragen, dass
niemand retten kann.
5,30 Und es wird über ihnen brausen zu der Zeit wie das Brausen des Meeres.
Wenn man dann das Land ansehen wird, siehe, so ist es finster vor Angst, und
das Licht scheint nicht mehr über ihnen. Jes 5,25-30;
(Siehe auch Kapitel 02: "Die
Eroberung und Zerstreuung Jerusalems".)
Der untere Text aus Dan 9,27 ist die Schlüsselstelle für das
Verständnis des zeitlichen Zusammenhangs zwischen den 1260 Tagen der zwei
Zeugen und den 42 Monaten des Antichrists. Dieser wird bei seinem Kommen zuerst
die zwei Zeugen überwinden und sodann jene, welche für 3 – Zeiten in seine
Hand gegeben werden, durch die Änderung ihrer religiösen Festzeiten und ihres
religiösen Gesetzes in Bedrängnis bringen.
Und in der Mitte der Woche wird er Schlachtopfer und Speisopfer abschaffen.
Dan 9,27 Er wird aber vielen den Bund schwer machen
eine Woche lang. Und in der Mitte der Woche wird er Schlachtopfer und
Speisopfer abschaffen. Und im Heiligtum wird stehen der Gräuel der
Verwüstung, bis das Verderben, das beschlossen ist, sich über die Verwüstung
ergießen wird. Dan 9,27;
Sie werden in seine Hand gegeben werden eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit.
Dan 7,25 Er (der elfte König /Anm.) wird den
Höchsten lästern und die Heiligen des Höchsten vernichten und wird sich
unterstehen, Festzeiten und Gesetz zu ändern. Sie werden in seine Hand gegeben
werden eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit. Dan 7,25;
Das regelmäßige Opfer wird abgeschafft, um den verwüstenden Gräuel einzusetzen.
Dan 12,9 Und er sagte: Geh hin, Daniel! Denn die
Worte sollen geheimgehalten und versiegelt sein bis zur Zeit des Endes.
12,10 Viele werden geprüft und gereinigt und geläutert werden. Aber die
Gottlosen werden weiter gottlos handeln. Und die Gottlosen werden es alle nicht
verstehen, die Verständigen aber werden es verstehen.
12,11 Und von der Zeit an, in der das regelmäßige Opfer abgeschafft wird,
um den verwüstenden Gräuel einzusetzen, sind es 1290 Tage. 12,12
Glücklich, wer ausharrt und 1335 Tage erreicht! 12,13 Du aber geh hin auf das
Ende zu! Und du wirst ruhen und wirst auferstehen zu deinem Los am Ende der
Tage. Dan 12, 9-13;
Er herrscht 3 1/2 Jahre, wenn die Zerstreuung des heiligen Volks ein Ende hat.
Dan 12,6 Und er sprach zu dem Mann in leinenen
Kleidern, der über den Wassern des Stroms stand: Wann sollen denn diese großen
Wunder geschehen? 12,7 Und ich hörte den Mann in leinenen Kleidern, der über
den Wassern des Stroms stand. Er hob seine rechte und linke Hand auf gen Himmel
und schwor bei dem, der ewiglich lebt, dass es eine Zeit und zwei Zeiten und
eine halbe Zeit währen soll; und wenn die Zerstreuung des heiligen Volks ein
Ende hat, soll dies alles geschehen. Dan 12, 6- 7;
Der Antichrist hat nun gewonnenes Spiel. Er hat die zwei
Propheten, welche die Erde mit Hungersnot und Seuchen geschlagen haben, besiegt
und die Stadt Gottes – Jerusalem – erobert. Er ist der "Retter" der Welt, er
ist "der Messias" und der, der ihn gesandt hat, ist "Gott".
Diesen "Gott", den Satan, werden die Menschen nun anbeten. Und diesen "Messias",
der nun endlich gekommen zu sein scheint, um das Reich und die Herrschaft auf
Erden aufzurichten, werden auch die Juden anerkennen. Er muss kaum noch
nachhelfen; alle Welt will, dass er der Weltherrscher wird. Der "Messias" in
seinem Friedensreich! Das Tausendjährige Reich scheint angebrochen. Er bekommt
Macht über alle Nationen und Völker.
Aber der Schein trügt. Auch diese seine Macht ist vom wahren Gott nur geduldet.
Und er hat nur kurze Zeit, um sie auszuüben. Dreieinhalb Jahre, also 42 Monate
sind ihm gegeben. Dann wird es auch mit ihm ein Ende nehmen.
Die Heiden werden die heilige Stadt zertreten zweiundvierzig Monate lang.
Off 11,1 Und es wurde mir ein Rohr gegeben, einem
Messstab gleich, und mir wurde gesagt: Steh auf und miss den Tempel Gottes und
den Altar und die dort anbeten. 11,2 Aber den äußeren Vorhof des Tempels lass
weg und miss ihn nicht, denn er ist den Heiden gegeben; und die heilige Stadt
werden sie zertreten zweiundvierzig Monate lang. Off 11, 1- 2;
Er wird gegen den Gott aller Götter Ungeheuerliches reden und
sowohl den Vater als auch den Sohn leugnen. Er wird alle jene zur
Ungerechtigkeit verführen, die verloren sind, denn ihnen sendet Gott die Macht
der Verführung, so dass sie der Lüge glauben, und damit alle gerichtet werden,
die der Wahrheit nicht glaubten.
Und gegen den Gott aller Götter wird er Ungeheuerliches reden.
Dan 11,36 Und der König wird tun, was er will, und
wird sich überheben und grosstun gegen alles, was Gott ist. Und gegen den
Gott aller Götter wird er Ungeheuerliches reden, und es wird ihm gelingen, bis
sich der Zorn ausgewirkt hat; denn es muss geschehen, was beschlossen ist.
11,37 Auch die Götter seiner Väter wird er nicht achten; er wird weder den
Lieblingsgott der Frauen noch einen andern Gott achten; denn er wird sich
über alles erheben.
11,38 Dagegen wird er den Gott der Festungen verehren; den Gott, von dem seine
Väter nichts gewusst haben, wird er ehren mit Gold, Silber, Edelsteinen und
Kostbarkeiten. 11,39 Und er wird die starken Festungen dem fremden Gott
unterstellen. Denen, die ihn erwählen, wird er große Ehre antun und sie zu
Herren machen über viele und ihnen Land zum Lohn austeilen. Dan 11,36-39;
Die Texte aus Dan 11,31-39, welche in diesem Kapitel auf den
Antichrist bezogen werden, haben ihre Vorerfüllung bereits in der Zeit des
Antiochus IV. Epiphanes in den Jahren 175-171 v. Chr. gefunden. Während man
jedoch die Verse Dan 11,31-36 noch problemlos mit den geschichtlichen
Überlieferungen aus der Zeit des Antiochus’ interpretieren kann, wird die
Auslegung in diese Richtung ab Vers 37 immer schwieriger.
Es zeigt sich also hier dasselbe Bild wie in Dan 9,26 und 27: Während Dan 9,26
noch ziemlich eindeutig auf Titus gedeutet werden kann, ist Vers 27 – obwohl
darin mit "Er" weiterhin auf den "Fürsten" in Vers 26 Bezug genommen
wird – bereits der Antichrist gemeint. Und ganz ähnlich auch hier: Die Verse
Dan 11,21-36 lassen sich ganz eindeutig Antiochus und seiner Zeit zuordnen. Ab
Vers 37 jedoch nimmt der geschichtliche Bezug zu Antiochus ab und wir erkennen
immer deutlicher die Züge des Antichrists, den wir dann ab Vers 40 eindeutig
identifizieren können.
(Siehe auch die Tabelle 04: "Die
Offenbarung aus dem Buch der Wahrheit".)
Nachdem Satan das erste Tier, den Antichrist, aus dem Meer
geholt hat, lässt er noch ein zweites Tier erstehen. Diesmal aus der Erde. Es
ist der falsche Prophet, und dieser handelt im Auftrag und in der Macht des
ersten Tieres. Auch er tut große Zeichen und erreicht schließlich, dass die
ganze Welt das erste Tier, den Antichrist, anbetet. Sie beten ihn als den "Erlöser"
an, und der falsche Prophet bringt die Menschen dazu, ein Bild von ihm zu machen
und auch dieses anzubeten. Jeder, der nicht bereit ist dieses Bild anzubeten,
ist ein "Gotteslästerer" und wird getötet.
Und ich sah ein zweites Tier aufsteigen aus der Erde; das hatte zwei Hörner.
Off 13,11 Und ich sah ein zweites Tier
aufsteigen aus der Erde; das hatte zwei Hörner wie ein Lamm und
redete wie ein Drache.
13,12 Und es übt alle Macht des ersten Tieres aus vor seinen Augen, und es
macht, dass die Erde und die darauf wohnen, das erste Tier anbeten, dessen
tödliche Wunde heil geworden war. 13,13 Und es tut große Zeichen, so dass
es auch Feuer vom Himmel auf die Erde fallen lässt vor den Augen der Menschen;
13,14 und es verführt, die auf Erden wohnen, durch die Zeichen, die zu tun vor
den Augen des Tieres ihm Macht gegeben ist; und sagt denen, die auf Erden
wohnen, dass sie ein Bild machen sollen dem Tier, das die Wunde vom Schwert
hatte und lebendig geworden war. Off 13,11-14;
Und diesem falschen Propheten gelingt es auch in seiner Macht,
dieses Bild sprechen zu lassen. Eine der ersten Aussagen des Bildes ist nun,
dass sich alle Menschen ein Zeichen an ihre Stirn und ihre rechte Hand machen
müssen. Wer dieses Zeichen nicht hat, wird verfolgt und getötet.
Und es wurde ihm Macht gegeben, Geist zu verleihen dem Bild des Tieres.
Off 13,15 Und es wurde ihm Macht gegeben, Geist
zu verleihen dem Bild des Tieres, damit das Bild des Tieres reden und machen
könne, dass alle, die das Bild des Tieres nicht anbeteten, getötet würden.
13,16 Und es macht, dass sie allesamt, die Kleinen und Großen, die Reichen und
Armen, die Freien und Sklaven, sich ein Zeichen machen an ihre rechte Hand
oder an ihre Stirn, 13,17 und dass niemand kaufen oder verkaufen kann,
wenn er nicht das Zeichen hat, nämlich den Namen des Tieres oder die Zahl
seines Namens. 13,18 Hier ist Weisheit! Wer Verstand hat, der überlege die
Zahl des Tieres; denn es ist die Zahl eines Menschen, und seine Zahl ist
sechshundertundsechsundsechzig. Off 13,15-18;
Der falsche Prophet lässt dieses Bild zur Anbetung an heiliger
Stätte, im Tempel in Jerusalem aufstellen. In der Folge ändert er die
Festzeiten und die Gesetze des jüdischen Gottesdienstes und schafft das
tägliche Opfer ab.
Er wird sich unterstehen, Festzeiten und Gesetz zu ändern.
Dan 7,25 Er wird den Höchsten lästern und die
Heiligen des Höchsten vernichten und wird sich unterstehen, Festzeiten und
Gesetz zu ändern. Sie werden in seine Hand gegeben werden eine Zeit und
zwei Zeiten und eine halbe Zeit. Dan 7,25;
Und im Heiligtum wird stehen der Gräuel der Verwüstung.
Dan 9,26 Und nach den zweiundsechzig Wochen wird
ein Gesalbter ausgerottet werden und nicht mehr sein. Und das Volk eines
Fürsten wird kommen und die Stadt und das Heiligtum zerstören,
aber dann kommt sein Ende durch eine Flut, und bis zum Ende wird es Krieg geben
und Verwüstung, die längst beschlossen ist.
9,27 Er wird aber vielen den Bund schwer machen eine Woche lang. Und in der
Mitte der Woche wird er Schlachtopfer und Speisopfer abschaffen. Und im
Heiligtum wird stehen der Gräuel der Verwüstung, bis das Verderben, das
beschlossen ist, sich über die Verwüstung ergießen wird. Dan 9,26-27;
Dan 12,11 Und von der Zeit an, da das tägliche Opfer abgeschafft und
der Gräuel der Verwüstung aufgestellt wird, sind
tausendzweihundertneunzig Tage. Dan 12,11;
Aus den obigen Parallelstellen in Dan 7,25; 9,27 und 12,11
lässt sich aber noch eine weitere Erkenntnis gewinnen: Schlachtopfer und
Speisopfer sind Bestandteile des jüdischen Gottesdienstes im Tempel. Dieser
Gottesdienst kann also nur im Tempel durchgeführt werden. Nachdem es jedoch in
Jerusalem seit der Zerstörung durch Titus, im Jahr 70, keinen Tempel mehr gibt,
kann bis heute ein gesetzeskonformer Gottesdienst nicht gehalten werden.
Diese lange Zeit ohne Gottesdienst weissagt auch der Prophet Hosea.
Lange Zeit werden die Israeliten ohne Opfer bleiben.
Hos 3,4 Denn lange Zeit werden die Israeliten ohne
König und ohne Obere bleiben, ohne Opfer, ohne Steinmal, ohne Efod und
ohne Hausgott. 3,5 Danach werden sich die Israeliten bekehren und den HERRN,
ihren Gott, und ihren König David suchen und werden mit Zittern zu dem HERRN
und seiner Gnade kommen in letzter Zeit. Hos 3, 4- 5;
Wenn nun zu dieser Zeit, in der Mitte der siebzigsten Jahrwoche,
Schlachtopfer und Speisopfer abgeschafft und Festzeiten und Gesetz geändert
werden sollen, so müssen sie vorher ja bestanden haben und ein regulärer
Gottesdienst muss möglich gewesen sein. Dies, und der Umstand, dass ja auch der
Gräuel der Verwüstung im "Heiligtum" bzw. "an heiliger Stätte" steht,
setzt voraus, dass in Jerusalem ein Tempel steht.
Wir erkennen hier sehr genau, dass zwischen Dan 9,26: "...Und das Volk eines
Fürsten wird kommen und die Stadt und das Heiligtum zerstören..." –
also Titus im Jahre 70 n. Chr. – und dem nächsten Vers, Dan 9,27: "... Und
im Heiligtum wird stehen der Gräuel der Verwüstung..." ein Zeitraum von
bis jetzt fast zweitausend Jahren liegt.
Dass dieser Tempel – der dritte übrigens – voraussichtlich schon in unserer
Zeit gebaut werden wird, ist im Kapitel 10 näher ausgeführt. Wir können also
davon ausgehen, dass zu Beginn der siebzigsten Jahrwoche in Jerusalem ein Tempel
steht und der jüdische Gottesdienst mit Schlachtopfer und Speisopfer gefeiert
wird.
(Siehe auch Kapitel 10: "Das
Millennium".)
Dieser Gräuel der Verwüstung im Tempel, von welchem wir oben,
in Dan 9,27 und 12,11 lesen, wird auch im NT wiederholt erwähnt. So schreibt
Paulus den Thessalonichern in seinem zweiten Brief vom "Mensch der Bosheit",
der sich in den Tempel setzt und vorgibt Gott zu sein.
Der Mensch der Bosheit setzt sich in den Tempel und gibt vor, er sei Gott.
2The 2,3 Lasst euch von niemandem verführen, in
keinerlei Weise; denn zuvor muss der Abfall kommen und der Mensch der Bosheit
offenbart werden, der Sohn des Verderbens. 2,4 Er ist der Widersacher, der
sich erhebt über alles, was Gott oder Gottesdienst heißt, so dass er sich in
den Tempel Gottes setzt und vorgibt, er sei Gott. 2The 2, 3- 4;
Und auch in den Evangelien weist der Herr darauf hin, dass der
Gräuel der Verwüstung im Tempel für die Gläubigen ein Zeichen zur Flucht
sein sollte.
Wenn ihr nun sehen werdet den Gräuel der Verwüstung an der heiligen Stätte.
Mt 24,15 Wenn ihr nun den Gräuel der
Verwüstung, von dem durch Daniel, den Propheten, geredet ist, an heiliger
Stätte stehen seht – wer es liest, der merke auf! -, 24,16 dann sollen
die in Judäa auf die Berge fliehen; 24,17 wer auf dem Dach ist, soll nicht
hinabsteigen, um die Sachen aus seinem Haus zu holen; 24,18 und wer auf dem Feld
ist, soll nicht zurückkehren, um seinen Mantel zu holen. 24,19 Wehe aber den
Schwangeren und den Stillenden in jenen Tagen! 24,20 Betet aber, dass eure
Flucht nicht im Winter geschehe noch am Sabbat!
24,21 Denn dann wird große Bedrängnis sein, wie sie
von Anfang der Welt bis jetzt nicht gewesen ist und auch nie sein wird.
24,22 Und wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch
gerettet werden; aber um der Auserwählten willen werden jene Tage verkürzt
werden. Mt 24,15-22;
Alsdann, wer in Judäa ist, der fliehe auf die Berge.
Mk 13,14 Wenn ihr aber sehen werdet das
Greuelbild der Verwüstung stehen, wo es nicht soll – wer es liest, der merke
auf! -, alsdann, wer in Judäa ist, der fliehe auf die Berge. 13,15 Wer auf
dem Dach ist, der steige nicht hinunter und gehe nicht hinein, etwas aus seinem
Hause zu holen. 13,16 Und wer auf dem Feld ist, der wende sich nicht um, seinen
Mantel zu holen. 13,17 Weh aber den Schwangeren und den Stillenden zu jener
Zeit! 13,18 Bittet aber, dass es nicht im Winter geschehe.
13,19 Denn in diesen Tagen wird eine solche Bedrängnis sein, wie sie nie
gewesen ist bis jetzt vom Anfang der Schöpfung, die Gott geschaffen hat, und
auch nicht wieder werden wird. 13,20 Und wenn der Herr diese Tage nicht
verkürzt hätte, würde kein Mensch selig; aber um der Auserwählten willen,
die er auserwählt hat, hat er diese Tage verkürzt. Mk 13,14-20;
Er wird das regelmäßige Opfer abschaffen und den verwüstenden Gräuel aufstellen.
Dan 11,31 Und Streitkräfte von ihm werden
dastehen; und sie werden das Heiligtum, die Bergfeste entweihen und werden
das regelmäßige Opfer abschaffen und den verwüstenden Gräuel aufstellen.
11,32 Und diejenigen, die sich am Bund schuldig machen, wird er durch glatte
Worte zum Abfall verleiten. Aber das Volk, das seinen Gott kennt, wird sich
stark erweisen und entsprechend handeln. 11,33 Und die Verständigen des
Volkes werden die Vielen unterweisen; aber sie werden stürzen durch Schwert und
Flamme, durch Gefangenschaft und Beraubung – eine Zeitlang. Dan 11,31-33;
Eine Zeit so großer Trübsal, wie sie nie gewesen ist, seitdem es Menschen gibt.
Dan 12,1 Zu jener Zeit wird Michael, der große
Engelfürst, der für dein Volk eintritt, sich aufmachen. Denn es wird eine
Zeit so großer Trübsal sein, wie sie nie gewesen ist, seitdem es Menschen
gibt, bis zu jener Zeit. Aber zu jener Zeit wird dein Volk errettet werden,
alle, die im Buch geschrieben stehen.
12,2 Und viele, die unter der Erde schlafen liegen, werden aufwachen, die einen
zum ewigen Leben, die andern zu ewiger Schmach und Schande. 12,3 Und die da
lehren, werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die viele zur Gerechtigkeit
weisen, wie die Sterne immer und ewiglich. Dan 12, 1- 3;
1290 Tage von der Zeit an, in der das regelmäßige Opfer abgeschafft wird.
Dan 12,11 Und von der Zeit an, in der das
regelmäßige Opfer abgeschafft wird, um den verwüstenden Gräuel einzusetzen,
sind es 1290 Tage. 12,12 Glücklich, wer ausharrt und 1335 Tage erreicht!
12,13 Du aber geh hin auf das Ende zu! Und du wirst ruhen und wirst auferstehen
zu deinem Los am Ende der Tage. Dan 12,11-13;
Auch die obige Matthäusstelle mit ihrer Parallele bei Daniel,
wird von manchen Auslegern auf das Jahr 70 n. Chr. und die Eroberung Jerusalems
durch Titus interpretiert. Natürlich kommen diese Leute dann in die
Verlegenheit, die "große Bedrängnis, wie sie von Anfang der Welt nicht war
und auch nicht mehr sein wird" erklären zu müssen.
Es heißt dann "dass der Fall der Stadt Jerusalem für Israel ein solch
furchtbares Grauen des Entsetzens und der Verzweiflung, eine solch schreckliche
Qual hervorgerufen hat wie sonst nirgendwo in der Weltgeschichte" (Fritz
Rienecker, "Das Evangelium nach Matthäus", WStB, S. 319). Doch es ist
leicht zu erkennen, dass all diese Verzweiflung der Juden, so schrecklich sie
auch gewesen sein mag, das Gewicht der Aussage in Mt 24,21 bei weiten nicht
aufwiegen kann. Es geht hier nicht um die Trauer über eine Stadt, sondern um
eine Katastrophe von weltweitem Ausmaß.
Dies spiegelt sich besonders in der von Matthäus zitierten Danielstelle wider,
wo diese Trübsal eine solche genannt wird, wie sie nie gewesen ist, seit es
Menschen gibt. Und dann heißt es dort weiter: "zu jener Zeit wird dein Volk
errettet werden, alle, die im Buch geschrieben stehen". Nun ist das Volk
Israel im Jahre 70 unserer Zeitrechnung nicht errettet, sondern fast zur Gänze
zerstreut worden.
Und auch für die Aussage in Dan 12,11: "Und von der Zeit an, in der das
regelmäßige Opfer abgeschafft wird, um den verwüstenden Gräuel einzusetzen,
sind es 1290 Tage" lässt sich zur Zeit Titus überhaupt keine Erklärung
finden, im Gegensatz zur siebzigsten Jahrwoche, in deren Mitte der Antichrist
den Gräuel im Tempel aufstellt und dann, nach 42 Monaten der Herrschaft, durch
den Herrn vernichtet wird.
Schließlich gibt es noch ein letztes stichhaltiges Argument dafür, dass diese
Aussage aus Mt 24,15-16 nicht in die Zeit Titus’ gehört. Es heißt ja dort:
"Wenn ihr nun den Gräuel der Verwüstung, von dem durch Daniel, den
Propheten, geredet ist, an heiliger Stätte stehen seht – wer es liest, der
merke auf! -, dann sollen die in Judäa auf die Berge fliehen". Der Gräuel
der Verwüstung wird also an heiliger Stätte – im Tempel in Jerusalem -
stehen. Und nun kommt die Aufforderung an alle die "in Judäa" sind, in die
Berge zu fliehen. Und zwar so eilig, dass sie nicht einmal ihre Kleider
mitnehmen sollten, wie die Verse 24,17-18 besagen.
Nun war Judäa vor dem Jahre 70 zusammen mit Samaria und Idumäa eine römische
Prokuratur. Die Ausdehnung Judäas von Norden (Antipatris) bis Süden (Hebron)
betrug rd. 80 Km, von der Mittelmeerküste im Westen bis zum Toten Meer bzw. dem
Fluss Jordan im Osten ebenfalls rd. 80 km. Jerusalem lag relativ zentral, sodass
die Information über ein Geschehen, welches sich in Jerusalem ereignete, über
etwa 40 km in allen Richtungen transportiert werden musste, um den Leuten auf
dem Lande bekannt zu werden.
Und nun stellt sich erstens die Frage, warum die Leute in einer Entfernung von
40 km von Jerusalem damals in die Berge fliehen sollten, wenn die Stadt selbst
in Bedrängnis ist. In dieser Entfernung und bei der Reichweite der damaligen
Waffen, wäre für sie überhaupt keine Gefahr gewesen.
Zweitens aber ergeben sich Probleme bei der Erklärung, wie denn diese Leute auf
dem Land so schnell zu dieser Information – nämlich, dass im Tempel in
Jerusalem ein Gräuelbild aufgestellt wurde – gekommen sein sollen. Jene Juden,
die in Jerusalem waren, hatten alle Hände voll zu tun, um rechtzeitig in die
Berge zu fliehen. Die Römer aber hatten kein Interesse irgendwen außerhalb
Jerusalems von diesem Ereignis zu informieren.
Anders wäre es in unserer Zeit. Da wären die Medien wahrscheinlich die Ersten
an Ort und Stelle um ein derartiges Geschehen live senden zu können. Und es
wären nicht nur alle Bewohner Judäas sondern wahrscheinlich die ganze Welt in
jeder Sekunde darüber informiert, was im Tempel in Jerusalem vor sich geht.
Und so wird es auch in der Endzeit sein. Ebenso wie der Tod der zwei Zeugen aus
Off 11,7-10 binnen kürzester Zeit den "Menschen aus allen Völkern und
Stämmen und Sprachen und Nationen" nur mit Hilfe der heutigen
Informationstechnologie bekannt geworden sein kann, sodass sie sich darüber
freuen konnten, wird auch das Ereignis im Tempel von Jerusalem zeitgleich in
aller Welt ausgestrahlt werden.
Und dann wird dieser Akt der Schändung des jüdischen Tempels auch keinen
militärischen, sondern einen religiösen Hintergrund haben. Die Aufstellung des
Tierbildes im Heiligtum und das Gebot dessen Anbetung bei sonstiger Todesstrafe,
wie wir es auch weiter oben, in Off 13,15 gelesen haben, ist sichtlich der
Auftakt zur Ächtung, Verfolgung und Tötung der noch verbliebenen
Jesusgläubigen.
Allerdings muss man sich objektiver Weise auch hier fragen, vor welchem
Hintergrund dieser Aufruf zur Flucht zu sehen ist. Auch hier könnte man
natürlich mutmaßen, dass es der Angriff des Antichrists mit seinen Heeren auf
Jerusalem ist, welcher die Menschen in die Flucht treibt. Doch ebenso wie oben,
betrifft das ja keinesfalls die übrige Bevölkerung im Gebiet des einstigen
Judäa. Und auch heute ist es nicht üblich, eine Stadt, welche man einnehmen
will – und der Antichrist braucht diese Stadt und ihren Tempel intakt und
unbeschädigt – völlig zu zerstören.
Wenn man sich daher fragt, was heute dazu führen könnte, um der Bevölkerung
einer Stadt die Flucht in die Berge zu raten, kommt man recht bald auf die
Gefahr eines Erdbebens. Ein Erdbeben – zumal ein großes – ist in der Stadt
durch die zusammenbrechenden Bauwerke aller Art immer viel gefährlicher, als
außerhalb der Stadt.
Nun haben wir ein solches "großes Erdbeben" bereits bei der Entrückung der
zwei Zeugen in Jerusalem gehabt. Siebentausend Menschen sind dabei umgekommen.
Allerdings kann dies aus zwei Gründen nicht jenes Erdbeben sein, vor dem hier
scheinbar gewarnt wird. Erstens ereignete sich dieses Erdbeben am Beginn der
Herrschaft des Antichrists über Jerusalem – hier sind wir aber schon in der
Zeit weiter fortgeschritten: der falsche Prophet ist bereits in seinem Amt, das
Bild steht im Tempel und die Tieranbeter verfolgen die Jesusgläubigen.
Zweitens aber kommt auch hier das obigen Argument zum Tragen, dass ja die
Bedrohung nicht – oder nicht nur – für die Stadt Jerusalem zu gelten
scheint. Es heißt ja: "wer in Judäa ist", und somit muss die kommende
Bedrohung, vor der oben, in Mt 24,15-22 u. par. gewarnt wird, für das ganze
Land gelten. Wenn damit ein Erdbeben gemeint ist, muss es sich daher um ein noch
viel größeres Erdbeben handeln, als bei der Entrückung der zwei Zeugen.
Und ein solches ganz großes Erdbeben finden wir dann auch gleich anschließend
beim sechsten Siegel, am Ende dieser Periode der "Großen Trübsal", beim
Ereignis der großen Finsternis. Dort verursacht ein weltweites Erdbeben nicht
nur die Verfinsterung der Gestirne, sondern es werden auch Berge und Inseln von
ihrer Stelle gerückt.
Damit hätten wir wahrlich einen triftigen Grund für die Flucht der
Bevölkerung von ganz Judäa in die Berge.
Die Seelen der Märtyrer im Himmel.
Off 6,9 Und als es das fünfte Siegel auftat,
sah ich unten am Altar die Seelen derer, die umgebracht worden waren um des
Wortes Gottes und um ihres Zeugnisses willen. 6,10 Und sie schrien mit lauter
Stimme: Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, wie lange richtest du nicht und
rächst nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen? 6,11 Und ihnen wurde
gegeben einem jeden ein weißes Gewand, und ihnen wurde gesagt, dass sie ruhen
müssten noch eine kleine Zeit, bis vollzählig dazukämen ihre Mitknechte
und Brüder, die auch noch getötet werden sollten wie sie. Off 6, 9-11;
Es sind die Märtyrer im Himmel, welche hier, bei der Öffnung
des fünften Siegels, von Gott Rache an den Gottlosen und Ungläubigen auf Erden
fordern. Doch es ist noch zu früh. Wie ihnen gesagt wird, müssen sie noch
kurze Zeit warten, bis auch ihre Mitbrüder getötet sind. Gemeint sind damit
die Jesusgläubigen, welche auch während dieser Zeit noch weltweit verfolgt,
gefangengenommen und verurteilt werden.
Ehe nun der "Tag des Herrn" anbricht, der Tag der Errettung
für seine Auserwählten und der große und schreckliche "Tag des Zornes"
für die Gottlosen und Unbußfertigen, ereignet sich ein großes, weltweites
Erdbeben. In der Folge kommt eine große Finsternis über die Erde: Sonne und
Mond verfinstern sich und die Sterne fallen vom Himmel.
Die Sonne finster, der Mond wie Blut, und die Sterne des Himmels fallen auf die Erde.
Off 6,12 Und ich sah: als es das sechste Siegel
auftat, da geschah ein großes Erdbeben, und die Sonne wurde finster
wie ein schwarzer Sack, und der ganze Mond wurde wie Blut, 6,13 und
die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, wie ein Feigenbaum seine Feigen
abwirft, wenn er von starkem Wind bewegt wird. 6,14 Und der Himmel wich wie eine
Schriftrolle, die zusammengerollt wird, und alle Berge und Inseln wurden
wegbewegt von ihrem Ort. Off 6,12-14;
Sonne und Mond verfinstert, die Sterne fallen vom Himmel.
Mt 24,29 Sogleich aber nach der Bedrängnis
jener Zeit wird die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren,
und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden
ins Wanken kommen. Mt 24,29;
Die Sonne in Finsternis, der Mond in Blut verwandelt, ehe der Tag des HERRN kommt.
Joel 3,3 Und ich will Wunderzeichen geben am Himmel
und auf Erden: Blut, Feuer und Rauchdampf. 3,4 Die Sonne soll in Finsternis und
der Mond in Blut verwandelt werden, ehe denn der große und schreckliche Tag des
HERRN kommt. 3,5 Und es soll geschehen: wer des HERRN Namen anrufen wird, der
soll errettet werden. Denn auf dem Berge Zion und zu Jerusalem
wird Errettung sein, wie der HERR verheißen hat, und bei den Entronnenen, die
der HERR berufen wird. Joel 3, 3- 5;
Der Tag des HERRN kommt und ist nahe, ein finsterer Tag, ein dunkler Tag.
Joel 2,1 Blast die Posaune zu Zion, ruft laut auf
meinem heiligen Berge! Erzittert, alle Bewohner des Landes! Denn der
Tag des HERRN kommt und ist nahe, 2,2 ein finsterer Tag, ein dunkler Tag,
ein wolkiger Tag, ein nebliger Tag! Gleichwie die Morgenröte sich
ausbreitet über die Berge, so kommt ein großes und mächtiges Volk,
desgleichen vormals nicht gewesen ist und hinfort nicht sein wird auf ewige
Zeiten für und für. Joel 2, 1- 2;
Wenn dieses anfängt, so erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.
Lk 21,25 Und es werden Zeichen geschehen an
Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden wird den Völkern bange sein, und
sie werden verzagen vor dem Brausen und Wogen des Meeres, 21,26 und die Menschen
werden vergehen vor Furcht und in Erwartung der Dinge, die kommen sollen über
die ganze Erde; denn die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen. 21,27 Und
alsdann werden sie sehen den Menschensohn kommen in einer Wolke mit großer
Kraft und Herrlichkeit. 21,28 Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann
seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht. Lk
21,25-28;
(Siehe auch Kapitel 04: "Die
große Finsternis".)
Nach dem sechsten und vor dem siebenten Siegel finden wir einen
Einschub, einen sogenannten Zwischentext. In Off 7,1-8 werden einerseits die
144.000 aus jedem der 12 Stämme Israels versiegelt. (Eine diesbezügliche
Analyse findet sich im Kapitel: "Der Tag des Herrn".)
(Siehe auch Kapitel 05: "Der
Tag des Herrn".)
Der zweite Teil dieses Zwischenstückes befasst sich mit der
großen Schar "aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen",
die aus der Großen Trübsal gekommen sind. Diesen Text haben wir bereits
eingangs, bei der Suche nach der Großen Trübsal behandelt.
Nun, wo wir Inhalt und zeitliche Einordnung der großen Trübsal geklärt haben,
können wir auch den Zusammenhang zu diesen Aussagen mühelos herstellen und nun
passt auch dieser Text vorzüglich in die Reihe.
Die aus der großen Trübsal gekommen sind, werden nicht mehr hungern noch dürsten.
Off 7,9 Danach sah ich, und siehe, eine große
Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern
und Sprachen; die standen vor dem Thron und vor dem Lamm, angetan mit
weißen Kleidern und mit Palmzweigen in ihren Händen, 7,10 und riefen mit
großer Stimme: Das Heil ist bei dem, der auf dem Thron sitzt, unserm Gott,
und dem Lamm!
7,11 Und alle Engel standen rings um den Thron und um die Ältesten und um die
vier Gestalten und fielen nieder vor dem Thron auf ihr Angesicht und beteten
Gott an 7,12 und sprachen: Amen, Lob und Ehre und Weisheit und Dank und Preis
und Kraft und Stärke sei unserm Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. 7,13 Und
einer der Ältesten fing an und sprach zu mir: Wer sind diese, die mit den
weißen Kleidern angetan sind, und woher sind sie gekommen? 7,14 Und ich sprach
zu ihm: Mein Herr, du weißt es. Und er sprach zu mir: Diese sind es, die
gekommen sind aus der großen Trübsal und haben ihre Kleider gewaschen und
haben ihre Kleider hell gemacht im Blut des Lammes.
7,15 Darum sind sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem
Tempel; und der auf dem Thron sitzt, wird über ihnen wohnen. 7,16 Sie werden
nicht mehr hungern und nicht mehr dürsten; es wird auch nicht mehr auf ihnen
lasten die Sonne oder irgendeine Hitze; 7,17 denn das Lamm mitten auf dem
Thron wird sie weiden und leiten zu den Quellen des lebendigen Wassers, und Gott
wird abwischen alle Tränen von ihren Augen. Off 7, 9-17;
Unter den Milliarden Menschen auf der ganzen Welt, welche in der
Großen Trübsal ihr Leben lassen mussten, waren sichtlich Millionen Gläubige,
welche nun im Himmel vor dem Thron und vor dem Lamm stehen und Gott und das Lamm
loben. "Sie haben ihre Kleider gewaschen im Blut des Lammes", das heißt sie
haben das Opfer des Herrn Jesus für ihre Sünden angenommen und diese sind
ihnen vergeben worden. Der Schrecken dieser großen Trübsalszeit ist für sie
nun vorbei. Das Lamm wird sie zu Quellen des lebendigen Wassers leiten und ihr
Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen.
Den sieben Engeln, die vor Gott stehen, wurden sieben Posaunen gegeben.
Off 8,1 Und als das Lamm das siebente Siegel
auftat, entstand eine Stille im Himmel etwa eine halbe Stunde lang. 8,2 Und
ich sah die sieben Engel, die vor Gott stehen, und ihnen wurden sieben Posaunen
gegeben. 8,3 Und ein anderer Engel kam und trat an den Altar und hatte ein
goldenes Räuchergefäß; und ihm wurde viel Räucherwerk gegeben, dass er es
darbringe mit den Gebeten aller Heiligen auf dem goldenen Altar vor dem Thron.
8,4 Und der Rauch des Räucherwerks stieg mit den Gebeten der Heiligen von
der Hand des Engels hinauf vor Gott. 8,5 Und der Engel nahm das
Räuchergefäß und füllte es mit Feuer vom Altar und schüttete es auf die
Erde. Und da geschahen Donner und Stimmen und Blitze und Erdbeben. Off 8, 1- 5;
Mit dem Aufbrechen des siebenten Siegels durch das Lamm ist die
Buchrolle nun vollends geöffnet. Versucht man nun diese sieben Siegel einer
abschließenden Beurteilung zu unterziehen, so kommt hier doch der Verdacht auf,
dass diese Siegelgerichte keine direkten Gottesgerichte sind. Das Aufbrechen der
Siegel symbolisiert auch eher das Öffnen von Schleusen, welche bisher
verschlossen waren und man hat den Eindruck, dass Gott hier nun jenen
Katastrophen freien Lauf lässt, welche er bisher, in ihrer totalen Ausprägung,
immer verhindert hat.
(Siehe auch Diskurs 1133: "Ist der, welcher zurückhält, bereits aus dem Weg?")
Im Unterschied zu den nachgelagerten Posaunen- und Schalengerichten, wo immer
Engel die Vollstrecker sind, wird hier den Plagen selbst die Macht "gegeben".
Es wird diesen Kräften sozusagen freier Lauf gelassen. Ob es nun der erste
Reiter ist, dem ein Siegeskranz "gegeben" wurde und damit die Macht, alle
Welt zu besiegen, der zweite Reiter, dem die Macht "gegeben" wurde, den
Frieden von der Erde zu nehmen, der dritte Reiter, dem die Macht "gegeben"
wurde, allen Feldfrüchten – außer Wein und Öl – Schaden zuzufügen, oder
schließlich der vierte Reiter, dem Macht "gegeben" wurde über den vierten
Teil der Erde, zu töten. Es scheint also, dass diese ersten vier Siegelgerichte
von den Menschen selbst verursacht werden.
Und hier dürfte es interessant sein, auf ein Detail hinzuweisen, welches bei
der Interpretation dieser Schriftstelle im Allgemeinen eher wenig Beachtung
findet. Nämlich der Umstand, dass diese vier Reiter von den vier lebendigen
Wesen ihren "Einsatzbefehl" erhalten. Einerseits bestärkt dies die
Vermutung, dass hier nicht Gott selbst der Handelnde ist, sondern dass er diese
Entscheidung den vier lebendigen Wesen übertragen hat. Und wenn wir nun davon
ausgehen – wie im Exkurs 11 dargelegt -, dass diese vier Wesen die
Repräsentanten der ganzen lebendigen Schöpfung vor dem Thron Gottes sind,
verstärkt sich immer mehr der Eindruck, dass wir es hier mit einer Reaktion der
Natur, der lebendigen Schöpfung Gottes, zu tun haben.
(Siehe auch den Exkurs 11: "Der
Thron Gottes".)
In unserer heutigen Zeit, mit der bewussten und durch die
Profitgier des Menschen betriebenen, systematischen Zerstörung von Boden, Luft
und Wasser, wäre es gar nicht so abwegig zu vermuten, dass diese Plagen keine
Gottesgerichte in dem Sinne sind, dass Gott sie "über uns ausgießt" – wie
etwa die Schalengerichte – sondern dass uns Gott eher unseren Weg der Ausbeutung
und Vernichtung der Umwelt dieses Planeten weitergehen lässt. Dieser Weg führt
dann garantiert auch in die Katastrophe.
Das fünfte Siegel bringt die Klage der Märtyrer im Himmel, und ist kein Gericht an sich,
sondern bietet eine Orientierungsmöglichkeit für die Auslegung. Hier wird – wie übrigens
auch in Off 14,13 – darauf hingewiesen, dass auch nach der Trübsal noch Knechte Gottes als
Märtyrer sterben werden. Während dann das sechste Siegel eine weltweite Katastrophe mit
Erdbeben und geologischen Umwälzungen bringt, welche nach heutiger Sicht durchaus auch
"hausgemacht" sein könnten, finden wir im siebenten Siegel so etwas wie eine Wende, also
den Abschluss des bisherigen Geschehens und den Beginn einer neuen Periode. Es ist
sozusagen die Ruhe vor dem Sturm, welche sich im siebenten Siegel präsentiert. Und
schließlich gilt das Argument vom ersten Siegel, nach dem der dortige Reiter auf dem
weißen Pferd nicht der Herr Jesus ist, weil er nicht Lamm und Reiter zugleich sein kann,
für alle Siegelgerichte, die ja jedes einzeln vom Herrn eröffnet werden.