Die katholische Kirche und die Tyrannei des
Papsttums / Institutio IV,5,13
Von den Anhängseln zur Lehre von den genugtuenden
Werken, nämlich vom Ablass / Institutio III,5,1
Von den Anhängseln zur Lehre von den
genugtuenden Werken, nämlich vom Fegefeuer / Institutio III,5,6
Die Vorbestimmung, kraft deren Gott die einen
zum ewigen Leben überantwortet hat / Institutio III,21,1
Die Vorbestimmung, kraft deren Gott die anderen
zur ewigen Verdammnis überantwortet hat / Institutio III,21,1
Der Fehler in der Lehre Calvins und die echte
Auserwählung der Menschen durch Gott nach der Bibel.
Ist Gott für die Atombombenabwürfe im 2. Weltkrieg in
Japan verantwortlich?
Die Lehre Calvins – INSTITUTIO I
Die Lehre Calvins – INSTITUTIO II
Die Lehre Calvins – INSTITUTIO III
Die Lehre Calvins – INSTITUTIO IV
Anlässlich der 500. Wiederkehr des Geburtstages von Johannes Calvin (10. 7.
1509 – 27. 5. 1564), dem Theologen und großen Kirchenreformator, werden heuer in ganz Europa
feierliche Veranstaltungen, Ausstellungen und Vorträge angeboten. Dabei wird natürlich auch immer
wieder auf Calvins Hauptwerk, der Institutio christianae religionis, (Unterweisung in der
christlichen Religion) und seine Bedeutung für die Reformation in Europa hingewiesen.
(Siehe auch Institutio1: "Unterweisung in der
christlichen Religion.")
Die "Institutio", wie sein Werk meist in Kurzform genannt wird, wurde von Calvin
am 23. August 1535 vollendet und umfasste zunächst gerade einmal sechs Kapitel. Im März 1536 wurde
sie dann beim Basler Buchdrucker Thomas Platter gedruckt und veröffentlicht. Bis 1559 wurde die
Institutio fortlaufend erweitert, wuchs mit ihren vier Büchern und insgesamt 80 Kapiteln zu einem
gewaltigen Lehrwerk des christlichen Glaubens im reformatorischen Sinne heran und wurde zunächst
ins Französische, dann später in viele andere Sprachen übersetzt.
Während man Calvins Lebenslauf im Internet und in vielen Büchern nachlesen kann, lässt sich ein
derart umfangreiches Werk natürlich nur sehr schwer in seiner Gesamtheit beschreiben und
beurteilen. Deshalb sollen hier nur einige wenige jener wichtigen Aussagen Calvins beleuchtet
werden, welche den christlichen Glauben insgesamt in den letzten 450 Jahren stark beeinflusst und
auch immer wieder Zustimmung oder Widerspruch hervorgerufen haben.
Ein großer Teil seiner Ausführungen befasst sich selbstverständlich mit der falschen Lehre und
den damaligen beklagenswerten Zuständen in der katholischen Kirche, wie z.B. dem Ablasshandel, der
Transsubstantiation (Substanzwandlung), der Ohrenbeichte oder über das Papsttum an sich. Calvin
wusste, dass die Päpste in den Jahrhunderten davor – besonders vom 11. bis zum 13. Jahrhundert -
oft große Macht über die Fürsten Europas gehabt und Kaiser und Könige nicht nur eingesetzt,
sondern auch "ausgesucht" hatten.
Sie haben mit ihren Heeren Raubzüge unternommen und
Eroberungskriege geführt. Sie haben gehurt und ihre Söhne dann als Bischöfe in der katholischen
Kirche untergebracht. Sie haben mit dem Ablasshandel den Armen das Geld aus der Tasche gezogen. Auch
und insbesondere der Petersdom in Rom ist mit Ablassgeld gebaut worden. Damit ist die größte
katholische Kirche der Welt auf Lug und Betrug gebaut. Und wenn man sich in dieser Kirche die von
den Katholiken angebeteten Heiligenstatuen und Marienaltäre ansieht, erkennt man, dass dies
eigentlich ein Götzentempel ist.
Vor diesem Hintergrund ist auch die folgende Passage von der Tyrannei des Papsttums aus
Calvins 4. Buch der Institutio zu verstehen:
IV,5,13 Wenn jemand die ganze Gestalt des Kirchenregiments, wie sie heutzutage
unter dem Papsttum besteht, gehörig erwägt und untersucht, so wird er finden, daß es keine
Räuberhöhle gibt, in der die Räuber willkürlicher ohne Gesetz und Maß wüteten. Auf jeden
Fall ist dort alles der Einsetzung Christi dermaßen unähnlich, ja fremd, man ist von den alten
Einrichtungen und Sitten der Kirche dermaßen abgefallen, man lebt in solchem Widerspruch gegen
Natur und Vernunft, daß man Christus gar keine größere Unehre antun kann, als indem man
seinen Namen als Vorwand zur Verteidigung solch ordnungswidrigen Regiments benutzt. "Wir sind"
– so sagt man – "die Pfeiler der Kirche, die Obersten in der Religion, wir sind die
Stellvertreter Christi, die Häupter der Gläubigen; denn die apostolische Vollmacht ist durch
die Aufeinanderfolge (der Bischöfe) auf uns gekommen". Immerzu brüsten sie sich mit solchen
Nichtsnutzigkeiten – als ob sie zu Klötzen sprächen!
Jedesmal aber, wenn sie darauf pochen, so frage ich sie wiederum, was sie denn mit den Aposteln
gemeinsam hätten. Denn es handelt sich hier nicht um eine erbliche Würde, die man einem im
Schlafe übertragen könnte, sondern um das Predigtamt, dem sie so sehr aus dem Wege gehen. Und
ähnlich: wenn wir erklären, ihr Regiment sei die Tyrannei des Antichrists, so wenden sie
immerzu ein, es sei jene verehrungswürdige "Hierarchie", die so oft von großen und
heiligen Männern gepriesen worden sei.
Als ob die heiligen Väter, wenn sie die kirchliche Hierarchie oder das geistliche Regiment, wie
es ihnen von den Aposteln überliefert war, hoch rühmten, im Traum an dieses mißgestaltete und
von Verwüstung erfüllte Chaos gedacht hätten, wo die Bischöfe entweder zuallermeist
ungebildete Esel sind, die nicht einmal die ersten und bekanntesten Grundelemente des Glaubens
kennen, oder auch Kinder, die eben frisch von der Säugamme kommen, wo, wenn es einige gibt, die
etwas gelehrter sind – was jedoch selten der Fall ist -, diese das Bischofsamt für nichts
anderes halten als für einen Titel von Prunk und Gepränge, wo die Vorsteher der Kirchen
ebensowenig an das Weiden ihrer Herde denken wie der Schuster ans Ackerbauen, und wo alles in
einer mehr als babylonischen Verwirrung so durcheinandergebracht ist, daß von der Einrichtung
der Väter keine unversehrte Spur mehr zum Vorschein kommt.
Johannes Calvin: Unterweisung in der christlichen Religion – Buch IV: Die
alte Form des Kirchenregiments ist durch die Tyrannei des Papsttums völlig zugrunde gerichtet
worden.
Obwohl sich nun die Situation in der heutigen katholischen Kirche in der Praxis
stark verändert hat: keine Eroberungskriege, keine (militärischen) Raubzüge, ist der Ablasshandel
- wenn auch nicht gegen bare Münze – nach wie vor üblich. So hielt Papst Pius XII. am 31. Oktober
1942 aus Anlass der 25-Jahrfeier der Erscheinungen in Fatima eine Rundfunkansprache an das
portugiesische Volk, die mit einem Weihegebet schloss:
"Königin des heiligen Rosenkranzes, Hilfe der Christen, Zuflucht des
menschlichen Geschlechts, Siegerin in allen Schlachten Gottes! Flehend werfen wir uns vor Deinem
Thron nieder. Wir kommen voll Vertrauen, dass wir Barmherzigkeit, Gnade und rechte Hilfe in unseren
Bedrängnissen erlangen. Wir vertrauen nicht auf unsere Verdienste, sondern einzig auf die
unendliche Güte Deines mütterlichen Herzens. Dir und Deinem unbefleckten Herzen vertrauen wir uns
an und weihen wir uns in dieser verhängnisvollen Stunde der menschlichen Geschichte. (…) Gib der
Welt den Frieden der Waffen und den Frieden der Seelen. (…) So weihen wir uns auf ewig auch Dir,
Deinem unbefleckten Herzen, O Mutter und Königin der Welt."
Dieses Weihegebet wurde im "Kirchlichen Anzeiger für die Diözese Aachen und
Köln" vom 15. 1. 1943 veröffentlicht mit dem Kommentar: "Der Heilige Vater hat den Gläubigen,
die dieses Gebet andächtig verrichten, einen Ablass von drei Jahren zu verleihen geruht; wer
es jeden Tag betet, erhält zu den gewöhnlichen Bedingungen einen vollkommenen Ablass, der
einmal im Monat gewonnen werden kann."
Auch sind weiterhin große Teile der falschen katholischen Lehre – Transsubstantiation, Fegefeuer,
Unfehlbarkeit des Papstes, Götzendienst mit Marien- und Heiligenanbetung etc. etc. – nach wie vor
in Kraft. Die obige Argumentation (nicht die Beschimpfungen) Calvins ist daher jedem bibelgläubigen
Christen auch unserer Tage ebenso aus der Seele gesprochen, wie die folgende Kritik des
Ablasshandels.
III,5,1 Aus dieser Lehre von der Genugtuung quillt nun weiter der Ablaß hervor.
Was uns nämlich an Fähigkeiten zu solcher Genugtuung mangelt, das kann man nach dem Geschwätz
der Römischen durch den Ablaß ergänzen. Ja, sie gehen in ihrer Tollheit so weit, daß sie den
Ablaß als Austeilung der Verdienste Christi und der Märtyrer bestimmen, die der Papst mit
seinen Bullen vornähme. Nun bedürfen die Vertreter dieser Anschauung allerdings eher des
Nießwurz (eines Mittels gegen den Wahnsinn nach damaliger Auffassung), als daß sie etwa
eines Beweises würdig wären, und deshalb ist es nicht besonders der Mühe wert, sich mit der
Widerlegung so leichtsinniger Irrtümer Arbeit zu machen; denn diese sind ja bereits von vielen
Sturmböcken durchstoßen und fangen schon ganz von selber an zu veralten und baufällig zu
werden.
Trotzdem wird eine kurze Widerlegung für einige unerfahrene Leute von Nutzen sein, und ich will
deshalb nicht davon absehen. Man kann wirklich sagen: daß sich der Ablaß so lange halten, daß
er in so zügelloser, wilder Ausgelassenheit so lange ungestraft bleiben konnte – das mag uns
wirklich zum Beweis dafür dienen, in was für eine tiefe Nacht des Irrtums die Menschen etliche
Jahrhunderte lang versunken gewesen sind. Sie sahen, wie sie vom Papst und seinen Bullenträgern
offen und unverhüllt zu Narren gehalten wurden; sie sahen, wie man mit ihrem Seelenheil
geldgierigen Schacher trieb, sie nahmen es wahr, wie ihre Seligkeit auf den Preis von wenigen
Hellern veranschlagt wurde, aber nichts umsonst zu haben war, – sie hatten es vor Augen, wie man
sie unter solchem falschen Schein um Opfergaben prellte, die man dann in Ehebruch und Kuppelei
und auf Gelagen schnöde verpraßte; sie wußten wohl, daß die vollbäckigsten Ablaßprediger
zugleich die schlimmsten Ablaßverächter waren, sie sahen es, wie dieses Untier von Tag zu Tag
mit tollerem Mutwillen wütete und immer ausgelassener wurde und wie solch Treiben doch kein
Ende fand, nein, wie alle Tage neues Blei (Münzen) dazukam, neue Groschen den Leuten aus
der Tasche gelockt wurden!
Das alles sahen sie – aber sie empfingen den Ablaß trotzdem mit höchster Ehrerbietung, beteten
ihn an, kauften ihn! Und die, welche schärfer sahen als andere Leute, die meinten doch, es sei
das nun eben ein frommer Betrug, von dem man sich immerhin mit einigem Nutzen täuschen lassen
könnte! Seitdem sich nun zuletzt die Welt gestattet hat, ein wenig klüger zu werden, da
erkaltet der Ablaß, er wird nachgerade zu Eis, bis er gänzlich vergeht.
Johannes Calvin: Unterweisung in der christlichen Religion – Buch III: Von
den Anhängseln zur Lehre von den genugtuenden Werken, nämlich vom Ablaß und vom Fegefeuer
Wenn auch dieser große Betrug des Ablasshandels in der katholischen Kirche, Dank
der Aufklärung und des Widerstandes des gutgläubigen Kirchenvolks, schließlich nicht mehr
aufrechterhalten werden konnte, wird in anderer Gestalt (z.B. Seelenmessen) auch heute noch den
Leuten das Geld aus der Tasche gezogen. Und auch die Grundlage dieser Betrügereien, nämlich die
Lehre vom Fegefeuer, ist auch heute noch katholische Lehre.
III,5,6 Auch mit ihrem Fegefeuer sollen uns die Römischen keine Beschwernis
bereiten; denn das ist mit dem gleichen Beil zerschlagen, zerstört und bis auf den Grund ganz
und gar umgestürzt. Es gibt nun Leute, die da meinen, man sollte ihnen in diesem Stück durch
die Finger sehen, sollte die Erwähnung des Fegefeuers beiseitelassen, weil aus ihr – wie man
dann sagt – scharfe Streitigkeiten erwachsen, aber sehr wenig Erbauung erlangt werden kann.
Diesen Leuten kann ich mich nicht anschließen. Freilich würde auch ich anraten, dieses
Geschwätz zu übergehen, wenn es nicht so ernste Folgen nach sich zöge.
Aber dieses Fegefeuer ist aus vielen Gotteslästerungen errichtet und wird alle Tage mit neuen
gestützt, es erregt auch viele und schwere Anstöße, und deshalb kann man hier durchaus keine
Schonung walten lassen. Man hätte es immerhin vielleicht eine Zeitlang übersehen können, daß
die Lehre vom Fegefeuer ohne Gottes Wort in vorwitziger, kühner Vermessenheit erdacht worden
ist, daß man bezüglich des Fegefeuers wer weiß welchen von des Satans Kunst bewirkten "Offenbarungen"
Glauben geschenkt hat, daß man zu ihrer Bekräftigung eine ganze Anzahl von Schriftstellen ganz
töricht verdreht hat! Und das, obwohl der Herr es nicht leidet, daß menschliche Vermessenheit
solchermaßen in die verborgenen Abgründe seiner Gerichte einbricht, obwohl er es streng
verboten hat, unter Geringschätzung seines Wortes von den Toten die Wahrheit zu erforschen
(Deut. 18,11), und obwohl er es nicht gestattet, daß man sein Wort so schamlos besudelt!
Aber geben wir selbst zu, man hätte all dies eine Zeitlang als nicht sehr belangreiche Sache
dulden können, so ist doch solches Schweigen ein sehr gefährlich Ding, sobald die Versöhnung
für unsere Sünden anderswo gesucht wird, als im Blute Christi, und die Genugtuung auf jemanden
anders übertragen wird! Wir müssen also Stimme und Kehle und Lunge gewaltig anstrengen und es
laut ausrufen: das Fegefeuer ist eine verderbenbringende Erdichtung des Satans, es macht das
Kreuz Christi eitel, es tut Gottes Barmherzigkeit unerträgliche Schmach an, es erschüttert
unseren Glauben und stößt ihn um! Denn was ist nach römischer Lehre das Fegefeuer anders als
eine Genugtuung, die die Seelen der Verstorbenen nach ihrem Tode für ihre Sünden leisten
müssen?
Ist also der Wahn zerstört, wir müßten genugtuende Strafen erleiden, so ist auch das
Fegefeuer sogleich bis auf die Wurzel zerstört! Wenn es aber auf Grund unserer vorausgehenden
Erörterung mehr als deutlich geworden ist, daß Christi Blut die einzige Genugtuung für die
Sünden der Gläubigen ist, die einzige Sühne, die einzige Reinigung – was bleibt dann anders
übrig, als daß das Fegefeuer nichts weiter ist als eine furchtbare Lästerung Christi? Dabei
lasse ich den vielerlei Frevel beiseite, mit dem man es heutzutage verteidigt, auch die
Anstöße, die daraus in der Religion erwachsen und viele andere Dinge, die wir aus einer
solchen Quelle der Gottlosigkeit haben hervorbrechen sehen-.
Johannes Calvin: Unterweisung in der christlichen Religion – Buch III: Von
den Anhängseln zur Lehre von den genugtuenden Werken, nämlich vom Ablaß und vom Fegefeuer
Die Vorstellung vom Fegefeuer wurde im 6. Jahrhundert von Papst Gregor dem Großen
geprägt:
"Man muß glauben, daß es vor dem Gericht für gewisse leichte
Sünden noch ein Reinigungsfeuer gibt, weil die ewige Wahrheit sagt, dass, wenn jemand wider den
Heiligen Geist lästert, ihm ‘weder in dieser noch in der zukünftigen Welt’ vergeben wird (Mt
12,32). Aus diesem Ausspruch geht hervor, daß einige Sünden in dieser, andere in jener Welt
nachgelassen werden können".
Gregor baute das Fegefeuer in das System seiner "Heilsmaschine" ein, wodurch es
mindestens bis zur Reformation große kultur- und sozialgeschichtliche Bedeutung erlangte.
Dadurch erlebte die Bußpraxis mit dem Beginn des 11. Jahrhunderts einen gewaltigen Aufschwung und
führt das katholische Ablasswesen auf seinen Höhepunkt. Durch die Bezahlung eines Ablasses konnte
man sich von Jahrhunderten und Jahrmillionen (!) der Strafe im Fegefeuer loskaufen.
Noch im Jahr 1992 (!) approbierte Papst Johannes Paul II. den Weltkatechismus und bringt auch das
oben genannte Zitat von Gregor dem Großen zur Verdeutlichung dieser Lehre.
III,21,1 Nun wird aber der Bund des Lebens nicht gleichermaßen bei allen
Menschen gepredigt, und er findet auch bei denen, die seine Predigt zu hören bekommen, nicht
gleichermaßen und fortwährend den gleichen Platz. In dieser Verschiedenheit tritt die
wundersame Hoheit des göttlichen Gerichts zutage. Denn es kann nicht zweifelhaft sein, daß
auch diese Verschiedenartigkeit dem Urteil der ewigen Erwählung Gottes dient.
Ist es nun aber offenkundig, daß es durch Gottes Wink geschieht, wenn den einen das Heil
ohne ihr Zutun angeboten wird, den anderen dagegen der Zugang zu diesem Heil verschlossen bleibt,
– so erheben sich hier gleich große und schwere Fragen, die nicht anders zu lösen sind, als
wenn die Frommen innerlich klar erfaßt haben, was sie von der Erwählung und Vorbestimmung
wissen müssen. (…)
Wir werden nie und nimmer so klar, wie es sein sollte, zu der Überzeugung gelangen, daß unser
Heil aus dem Brunnquell der unverdienten Barmherzigkeit Gottes herfließt, ehe uns nicht Gottes
ewige Erwählung kundgeworden ist; denn diese verherrlicht Gottes Gnade durch die Ungleichheit, daß
er ja nicht unterschiedslos alle Menschen zur Hoffnung auf die Seligkeit als Kinder annimmt,
sondern den einen schenkt, was er den anderen verweigert. Wie sehr die Unkenntnis dieses
Grundsatzes Gottes Ehre mindert und wie sehr sie der wahren Demut Abbruch tut, das liegt auf der
Hand.
Johannes Calvin: Unterweisung in der christlichen Religion – Buch III:
Die
Vorbestimmung, kraft deren Gott die einen zum ewigen Leben, die anderen zur ewigen Verdammnis überantwortet hat
Wie Calvin oben völlig richtig formuliert, "erheben sich hier gleich große und
schwere Fragen". Er hat schon Recht, wenn er schreibt: "daß unser Heil aus dem Brunnquell der
unverdienten Barmherzigkeit Gottes herfließt", doch diese Barmherzigkeit ist nicht "Gottes
ewige Erwählung", wie er dann fortsetzt, sondern die Annahme des Loskaufopfers unseres Herrn und
Heilandes Jesus Christus.
Mit dieser Erwählungslehre Calvins wird nicht nur die Gerechtigkeit
Gottes in Ungerechtigkeit verkehrt, welche völlig willkürlich und ohne jedes Zutun des einzelnen
Menschen den einen für das ewige Leben und den anderen für die ewige Verdammnis bestimmt.
Gleichzeitig wird damit ja auch der Glaube an unseren Herrn Jesus Christus und die Annahme seines
Loskaufopfers für unsere Sünden völlig irrelevant, weil ja durch die angebliche Vorherbestimmung
Gottes die einen ohnehin auserwählt und gerettet sind, während die anderen machen können was sie
wollen, sie haben keine Chance gerettet zu werden
Und um gleich jeden Widerspruch im Keim zu ersticken, postuliert Calvin, dass "die Unkenntnis
dieses Grundsatzes Gottes Ehre mindert und (…) der wahren Demut Abbruch tut". Und jeden, der es
wagt, diese These zu hinterfragen und ihr anhand der Schrift auf den Grund zu gehen, beschuldigt er
der Vermessenheit und Schamlosigkeit:
"Er (der Kritiker / Anm.) läßt sich durch keinerlei Riegel
davon abbringen, sich auf verbotene Abwege zu verlaufen und über sich hinaus in die Höhe zu
dringen; wenn es möglich ist, so läßt er Gott kein Geheimnis übrig, das er nicht durchforscht
und durchwühlt. Wir sehen, wie viele Menschen immer wieder in diese Vermessenheit und
Schamlosigkeit geraten, auch solche, die sonst nicht übel sind" (Institutio
III,21,1)
Das erinnert doch sehr an manche Sektenführer unserer Zeit, die auch Kritik oder
gar Widerspruch zu ihrer falschen Lehre als "Gotteslästerung" verurteilen.
Und ebenso wie diese, erkennt auch Calvin nicht, dass gerade er genau dies tut
was er verdammt, nämlich in Gottes Wort nach höherer Erkenntnis forschen. Wir wollen uns aber
hier nicht mit Calvins sattsam bekannten Beschimpfungen seiner Kritiker befassen, sondern seine Lehre
analysieren und versuchen zu ergründen, was an seiner Auffassung richtig und was und warum es
falsch ist. Dazu benötigen wir aber detailliertere Angaben als seine globalen Aussagen hier oben.
In der folgenden Passage wird Calvin dann etwas konkreter und präzisiert seine These – allerdings
immer noch ohne Bibelstellenreferenzen -, sodass es möglich wäre, seine Gedanken nachzuvollziehen.
III,21,5 Die Vorbestimmung, kraft deren Gott die einen zur Hoffnung auf das
Leben als seine Kinder annimmt, die anderen aber dem ewigen Tode überantwortet, wagt
keiner, der als fromm gelten will, rundweg zu bestreiten, nein, man verwickelt sie nur in viele
Spitzfindigkeiten; vor allem tun das die, welche das Vorherwissen (praescientia) für ihre
Ursache erklären.
Nun stellen auch wir beides an Gott fest, wir erklären es aber für verkehrt, eines dem anderen
unterzuordnen. Wenn wir Gott das Vorherwissen zuschreiben, so meinen wir damit: alles ist stets
vor seinen Augen gewesen und wird es auch allezeit bleiben; für seine Erkenntnis gibt es also
nichts Zukünftiges oder Vergangenes, sondern es ist alles gegenwärtig, und zwar so
gegenwärtig, daß er es sich nicht bloß auf Grund von bildlichen Gedanken vorstellt, so wie
uns die Dinge wieder vorkommen, an die unser Sinn eine Erinnerung bewahrt, – sondern daß er
diese Dinge wirklich schaut und gewahrt, als Gegenstände, die vor ihm stehen! Dieses Vorherwissen
erstreckt sich nun auf den ganzen Umkreis der Welt und auf alle Kreaturen.
Unter Vorbestimmung verstehen wir aber Gottes ewige Anordnung, vermöge deren er bei sich
beschloß, was nach seinem Willen aus jedem einzelnen Menschen werden sollte! Denn die
Menschen werden nicht alle mit der gleichen Bestimmung erschaffen, sondern den einen wird das
ewige Leben, den anderen die ewige Verdammnis vorher zugeordnet. Wie also nun der einzelne
zu dem einen oder anderen Zweck geschaffen ist, so – sagen wir – ist er zum Leben oder zum
Tode "vorbestimmt".
Johannes Calvin: Unterweisung in der christlichen Religion – Buch III: Die
Vorbestimmung, kraft deren Gott die einen zum ewigen Leben, die anderen zur ewigen Verdammnis überantwortet hat
Vorab sei darauf hingewiesen, dass Calvin hier eine ganz ausgezeichnete Darstellung
der Allwissenheit (Vorherwissen) Gottes gelungen ist. In diesen Aussagen erkennen wir aber auch
Zweierlei: Calvin hatte bereits heftige Diskussionen mit Kritikern seiner Lehre ("Spitzfindigkeiten
derer, welche das Vorherwissen (praescientia) für ihre Ursache erklären"), welche
offensichtlich die von Calvin postulierte absolut willkürliche Auserwählung durch Gott anhand der
Schrift widerlegt haben.
Nun ist aber gerade diese Begründung durch das Vorherwissen
(Allwissenheit) Gottes, die einzige Möglichkeit nach der Schrift, um eine solche Lehre – allerdings
in einem wichtigen Detail anders, als dies Calvin postulierte – zu bestätigen (wir werden diese
Interpretation auf Basis der Allwissenheit Gottes weiter unten ausführlich behandeln).
Und weil nun Calvin offensichtlich begriffen hat, dass unter diesem Gesichtspunkt seine These falsch
war, er aber nicht bereit war, seinen Fehler einzugestehen, behauptete er einfach, die
Prädestination (Vorherbestimmung) sei "Gottes ewige Anordnung, vermöge deren er bei sich
beschloß, was nach seinem Willen aus jedem einzelnen Menschen werden sollte!" – Dass man weder
von dieser Anordnung noch von diesem Beschluss Gottes (der offenbar nur Calvin bekannt war) in der
Bibel irgendeinen Hinweis finden kann, hat er unerwähnt gelassen und diesbezüglich auch keine
Bibelreferenzen angeführt.
Nun ist ein Fehler bei der Bibelauslegung – leider – wahrscheinlich schon jedem Exegeten
unterlaufen. Wichtig ist, dass die Argumentation anhand der Schrift geführt und der Fehler behoben
wird. Dass dies bei Calvin nicht geschehen ist, mag unklug gewesen sein, ist aber noch keine große
Gefahr, weil andere Ausleger den Fehler irgendwann entdecken und korrigieren können.
Was allerdings absolut zu verurteilen ist, ist die Art und Weise, wie Calvin – sozusagen vorbauend – etwaige
Kritiker seiner Lehre mundtot machen will, indem er sie gleich als vermessen und schamlos
bezeichnet, welche Gottes Ehre mindern und der wahren Demut Abbruch tun. Damit behindert er die
weitere Forschung und ist selbst derjenige, welchem es an Demut mangelt und welcher die Ehre Gottes
seiner eigenen Ehre unterordnet.
Nachdem aber in den folgenden Jahrhunderten die Argumentation auf Basis der Allwissenheit Gottes in
diesem Zusammenhang immer stärker wurde, haben auch die Nachfolger Calvins diese biblische
Begründung der Prädestinationslehre aufgegriffen. Allerdings nicht vollständig, denn dann hätten
sie die ganze Lehre aufgeben müssen. Ob sie dabei nun die weiter unten näher ausgeführte
Konsequenz übersehen oder ignoriert haben, mag dahingestellt bleiben.
Wahrscheinlich ist aber, dass
Calvin selbst ursprünglich von diesem biblischen Ansatz ausgegangen ist und den springenden Punkt
nicht erkannt hat, sodass er dann in der Argumentation mit Kritikern seiner Lehre diese
Interpretation völlig fallen lassen musste und ganz einfach die Behauptung aufstellte, seine
Deutung sei Gottes Wille und ihr zu widersprechen sei Gotteslästerung.
In der Zeit nach Calvin haben sich dann auch verschiedene Varianten seiner Lehre ausgebildet, sodass
man schließlich die ursprüngliche Lehre Calvins zur Unterscheidung nunmehr als "doppelte
Prädestination" bezeichnet, weil in ihr Gott sowohl einen Teil der Menschen zum ewigen Heil, als
auch die anderen zur ewigen Verdammnis verordnet hat. Sie definiert sich heute wie folgt:
Die Prädestination ist als "Gottes ewiges Dekret, durch das alle
Geschöpfe zu ewigem Leben oder Tod vorherbestimmt werden" definiert und die die sogenannte
"doppelte Prädestination" wie folgt beschreibt: "Gott bestimmt oder erwählt
durch ewige Dekrete die einen zur ewigen Seligkeit und verurteilt die anderen zur ewigen Verdammung."
(Donald McKim)
Auch hier erfolgt natürlich kein Hinweis, wo in der Schrift diese "ewigen
Dekrete" gefunden und nachgelesen werden könnten.
Im 20. Jahrhundert hat sich dann Karl Barth dem Dilemma der Erwählungslehre angenommen, die
ja einerseits vorgibt Gottes Gerechtigkeit zu predigen, andererseits aber gerade diese Gerechtigkeit
in Ungerechtigkeit verkehrt. Barth interpretiert die doppelte Prädestination in einem neuen Sinn.
Er verwirft die Erwählung des Menschen durch Gott und stellt dafür Christus als den Erwählten und
auch den Verworfenen hin.
Es geht ihm nicht um Gottes doppelte Entscheidung, die einen zu retten und
die anderen zu übergehen. Vielmehr geht es zuerst um Gottes Selbst-Prädestination dazu, ein
gnädiger Gott zu sein und zweitens um die Prädestination der Menschheit dazu, von Gott erwählt
und erlöst zu sein (William Stacy Johnson).
Erwählt oder verworfen sind bei Barth zuallererst keine Attribute, die auf Menschen zutreffen,
sondern auf Gott: Gott ist in Jesus Christus sowohl der erwählende Gott als auch der erwählte
Mensch; Prädestination ist also nach Barth zunächst immer die göttliche Prädestination, Christus
ist der Erwählte und auch der Verworfene. In ihm sind wir erwählt, es kann daher
kein Gegenüber von Erwählten und Verworfenen unter den Menschen geben.
Karl Barth folgend kann Prädestination dann also einen doppelten Effekt auf die christliche Gemeinde haben, zum einen löst
sie alle Ängste und Zweifel bezüglich des eigenen Erwähltseins auf, zum anderen entzieht sie
jeder arroganten Exklusivität, jedem Ausschluss der "Anderen" den Boden, denn im
eigentlichen Sinne kann es keine Anderen geben, weil wir alle gemeinsam vor Christus stehen.
Diese Interpretation durch Karl Barth zieht zwar der Prädestinationslehre Calvins
den "spitzen Zahn", verändert sie jedoch so stark, dass man von einer weiteren Variante
sprechen muss, bei der zudem der eigentlich richtige Teil der Calvin’schen Interpretation etwas
verloren gegangen ist. Wir wollen daher nochmals auf die Lehre Calvins zurückkommen und prüfen,
inwieweit sie von der Bibel bestätigt werden kann.
Wie bereits weiter oben erwähnt, dürfte Calvin dieser biblische Ansatz auf der Grundlage des
Vorherwissens (Allwissenheit) Gottes nicht ganz unbekannt gewesen sein. Er formuliert
"Wenn wir Gott das Vorherwissen zuschreiben, so meinen wir damit:
alles ist stets vor seinen Augen gewesen und wird es auch allezeit bleiben; für seine Erkenntnis
gibt es also nichts Zukünftiges oder Vergangenes, sondern es ist alles gegenwärtig, und zwar so
gegenwärtig, daß er es sich nicht bloß auf Grund von bildlichen Gedanken vorstellt, so wie uns
die Dinge wieder vorkommen, an die unser Sinn eine Erinnerung bewahrt, – sondern daß er diese Dinge
wirklich schaut und gewahrt, als Gegenstände, die vor ihm stehen! Dieses Vorherwissen erstreckt
sich nun auf den ganzen Umkreis der Welt und auf alle Kreaturen." (Institutio
III,21,5)
Und obwohl Calvin – wie er oben schreibt – die Interpretation seiner Lehre auf Basis
des Vorherwissens Gottes absolut ablehnt, geht diese Erklärung völlig konform mit jener
Bibelstelle, mit welcher die Prädestinationslehre heute am häufigsten begründet wird:
Wie er uns in ihm auserwählt hat vor Grundlegung der Welt.
Eph 1,3 Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus!
Er hat uns gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in der Himmelswelt in Christus, 1,4 wie er uns in
ihm auserwählt hat vor Grundlegung der Welt, daß wir heilig und tadellos vor ihm seien in
Liebe, 1,5 und uns vorherbestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst
nach dem Wohlgefallen seines Willens, 1,6 zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade, mit der er
uns begnadigt hat in dem Geliebten. Eph 1,3-6;
Paulus schreibt hier den Ephesern, dass Gott die Menschen auserwählt und zur
Sohnschaft durch Jesus Christus vorherbestimmt hat. Es führt also kein Weg daran vorbei: ein
deutlicherer biblischer Nachweis für die (richtige) Erwählungslehre lässt sich wahrscheinlich gar
nicht finden. Warum Calvin ihn dennoch ablehnt, werden wir gleich sehen. – Paulus konkretisiert dann
im Römerbrief, was er mit "vorherbestimmt" genau sagen will:
Denn die er vorher erkannt hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu sein.
Röm 8,28 Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum
Guten mitwirken, denen, die nach seinem Vorsatz berufen sind. 8,29 Denn die er vorher erkannt
hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu sein,
damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. Röm 8,28-29;
Und hier kommen wir nun zum springenden Punkt. Paulus erklärt den Römern, welche
Menschen das sind, die von Gott vorherbestimmt wurden: es sind jene, die Gott in seinem Vorherwissen
(Allwissenheit) vorher erkannt hat.
Hier wird von den Vertretern einer Prädestination auch gerne die Lutherübersetzung zitiert, welche
diesen griechischen Text in Röm 8,29 anstatt wie die Elberfelder: "Denn die er vorher erkannt
hat …", mit "Denn die er zuvor ausersehen hat… " übersetzt, was natürlich
sehr viel besser in die Prädestinationslehre passen würde. Dies nutzte auch Wolfgang Nestvogel
in seiner Predigt bei der BEG-Hannover am 22. 5. 2005:
"Da sagt Paulus: Diejenigen, die Gott zuvor ausersehen hat – also
herausgewählt hat -, die hat er auch vorherbestimmt, dass sie gleich sein sollten dem Bild seines
Sohnes. Und dann sagt er weiter in Röm 8 Vers 30: die Gott vorherbestimmt hat, die hat er auch
berufen."
Jedoch kann man beim Vergleich mit dem griechischen Text (siehe Nestle-Aland) und
allen anderen internationalen Übersetzungen sehr leicht nachweisen, dass die Übersetzung von
Römer Kapitel 8, Vers 29 in der Lutherbibel eindeutig falsch ist. Das griechische Verb, welches
dort für das angebliche "ausersehen" steht ist "proegno".
"Pro" ist eine
Vorsilbe und heißt "vor". Die Silbe "gno" kommt u.a. in folgenden Wörtern vor: gnomo=Kenner,
gnoriso=erkennen. gnoripso=erkennbar, gnosis=Erkenntnis.
Die richtige Übersetzung dieser Stelle muss daher lauten: "die er vorher erkannt hat",
wie das die Elberfelder und alle internationalen Bibeln übersetzen und nicht "die
er zuvor ausersehen"
hat, wie das in der Lutherbibel sehr tendenziös und falsch gebracht wird.
Ähnlich ist es mit 1Ptr 1,2, wo Luther ebenfalls fälschlich mit "ausersehen" übersetzt,
während die Elberfelder richtigerweise "nach Vorkenntnis Gottes" und die
amerikanischen Übersetzungen "according to the foreknowledge of God" übersetzen.
Und mit dieser Richtigstellung ergibt sich nun auch eine ganz andere Bedeutung dieser Aussage des
Paulus in Röm 8,29: Gott hat nicht jene vorherbestimmt, die er "ausersehen" hat, sondern er hat
in seiner Allwissenheit (Vorkenntnis, Vorherwissen) vor Grundlegung der Welt jene Menschen vorher erkannt,
welche sich in ihrem Leben auf Erden zu ihm und seinen Sohn bekennen werden.
Denn wenn Gott diese
Menschen in seiner Allwissenheit erkannt hat, so muss diesem "Erkennen" ja zwangsläufig ein
Suchvorgang vorangegangen sein. Und für einen Suchvorgang bedarf es eines Suchkriteriums. Und genau
dieses Suchkriterium Gottes war die Glaubensentscheidung jedes einzelnen Menschen in dessen
Leben und die Liebe dieser Menschen zu ihm und zu seinem Sohn.
Gott hat vor Anbeginn der Welt in seiner Allwissenheit alle jene Menschen gesucht, erkannt und
auserwählt bzw. für das ewige Leben vorherbestimmt, welche in ihrem Leben eine Entscheidung für
ihn treffen werden und hat ihre Namen in das Buch des Lebens eingeschrieben
(Phil
4,3).
Diese Menschen sind Eigentum Gottes und sie sind es auch, welche der Vater dem Sohn
gegeben hat (Jh
17,24). Und eben diesen Zusammenhang des vorherigen Erkennens (Vorkenntnis) Gottes und der
darauffolgenden und darauf basierenden Auserwählung und Vorbestimmung für das ewige Leben
bestätigt übrigens auch Petrus in seinem ersten Brief:
Petrus, den Fremdlingen die auserwählt sind nach Vorkenntnis Gottes, des Vaters.
1Ptr 1,1 Petrus, Apostel Jesu Christi, den Fremdlingen von der
Zerstreuung von Pontus, Galatien, Kappadozien, Asien und Bithynien, die auserwählt sind 1,2 nach
Vorkenntnis Gottes, des Vaters, in der Heiligung des Geistes zum Gehorsam und zur
Besprengung mit dem Blut Jesu Christi: Gnade und Friede werde euch immer reichlicher zuteil! 1Ptr 1,1-2;
Und damit haben wir den biblisch fundierten Nachweis, dass Gott nicht völlig
willkürlich irgendwelche Menschen zum ewigen Leben und andere zur ewigen Verdammnis vorherbestimmt
hat, sondern – wie uns das auch unser Herr Jesus Christus immer wieder sagt -, dass allein die
Glaubensentscheidung im Leben eines jeden Menschen dafür ausschlaggebend ist ob er in das
ewige Leben eingeht oder nicht.
Jh 3,36 Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben; wer
aber dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.
Jh 3,36;
Jh 11,25 Jesus sprach zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer
an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist; 11,26 und jeder, der da lebt und an mich
glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit. Glaubst du das? Jh 11,25-26;
Jh 12,44 Jesus aber rief und sprach: Wer an mich glaubt,
glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat; Jh 12,44;
Jh 12,46 Ich bin als Licht in die Welt gekommen, damit jeder,
der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe; 12,47 und wenn jemand meine Worte hört und
nicht befolgt, so richte ich ihn nicht, denn ich bin nicht gekommen, daß ich die Welt richte,
sondern daß ich die Welt errette. Jh 12,46-47;
Jh 3,14 Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muß der
Sohn des Menschen erhöht werden, 3,15 damit jeder, der an ihn glaubt, ewiges Leben
habe. 3,16 Denn so hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder,
der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. Jh 3,14-16;
Wir haben hier oben den wiederholten und unmissverständlichen Hinweis unseres Herrn
Jesus Christus: "Jeder, der an mich glaubt, hat das ewige Leben". Es ist also niemand
ausgeschlossen. Jeder der glaubt ist errettet. Die völlig verkehrte Auffassung der Vertreter einer
Prädestination, wonach Gott einen Teil der Menschen zum ewigen Leben und den Rest zur ewigen
Verdammnis verordnet hätte, ist schlicht und einfach auf oberflächliches Bibelstudium
zurückzuführen oder – was noch schlimmer wäre – eine bewusste Uminterpretation, um eine Grundlage
für jene "arrogante Exklusivität" und den "Ausschluss der Anderen" – wie es
Barth oben bezeichnet – zu haben, welche gerade in der Interpretation der doppelten Prädestination
von Karl Barth verhindert werden soll.
Und wenn dann Wolfgang Nestvogel in seiner Predigt darauf hinweist:
"Gott erwählte ganz bestimmte Menschen als seine Kinder. (…)
Gott hat in souveräner Freiheit einzelne Leute dazu auserwählt, dass sie zu ihm gehören
sollen. (…) Gott hat euch vorherbestimmt vor Grundlegung der Welt."
- muss man ihm ganz b die Aussagen der Bibel entgegenhalten:
Gott will, daß alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
1Tim 2,3 Dies ist gut und angenehm vor unserem Heiland-Gott, 2,4 welcher
will, daß alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. 2,5 Denn
einer ist Gott, und einer ist Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus, 2,6 der
sich selbst als Lösegeld für alle gab, als das Zeugnis zur rechten Zeit. 1Tim 2,3-6;
So kommt es auch durch eine Gerechtigkeit für alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens.
Röm 5,18 Wie es nun durch eine Übertretung für alle Menschen zur
Verdammnis kam, so auch durch eine Gerechtigkeit für alle Menschen zur Rechtfertigung des
Lebens. Röm 5,18;
Und er ist die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die ganze Welt.
1Jh 2,1 Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt;
und wenn jemand sündigt – wir haben einen Beistand bei dem Vater: Jesus Christus, den Gerechten.
2,2 Und er ist die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern
auch für die ganze Welt. 1Jh 2,1-2;
Gott erwählte also nicht "ganz bestimmte Menschen" und "einzelne Leute" zum
ewigen Leben und verurteilte die Anderen zur ewigen Verdammnis, sondern Gott will, dass alle
Menschen errettet werden. Und das Loskaufopfer unseres Herrn Jesus Christus am Kreuz ist nicht als
Sühnung für irgendwelche Auserwählte geschehen, sondern als Sühnung für die Sünden der ganzen
Welt – also aller Menschen, die ihre Entscheidung für Christus getroffen und sein Loskaufopfer für
ihre Sünden angenommen haben.
Es ist daher auch völlig unverständlich wenn John MacArthur, ein weiterer bekannter Vertreter
einer Prädestination meint:
"Der höchste Ausdruck der Liebe Gottes zur sündigen Menschheit ist
darin zu sehen, dass Gott vor Grundlegung der Welt seine Liebe auf bestimmte unwürdige Sünder
richtet und sie zum Heil erwählte."
("Lampen ohne Öl" ["The Gospel According to Jesus"] von John F. MacArthur, S. 117.
Erschienen im Verlag CLV – Christliche Literatur-Verbreitung e.V., Bielefeld )
Der höchste Ausdruck der Liebe Gottes ist und bleibt die Hingabe seines Sohnes am
Kreuz für die Sünden der Welt. Und nichts anderes.
Denn so hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab
Jh 3,16 Denn so hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen
eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben
hat. Jh 3,16;
Und nun wird von den Vertretern einer Prädestination auch versucht, die Annahme
dieses Loskaufopfers Christi als einen Akt der Werksgerechtigkeit hinzustellen und aus diesem Grunde
zu verurteilen. Die Schriftstelle, welche in diesem Zusammenhang als Beleg genannt wird ist Eph
2,8-9:
Denn aus Gnade seid ihr errettet durch Glauben.
Eph 2,8 Denn aus Gnade seid ihr errettet durch Glauben, und das
nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; 2,9 nicht aus Werken, damit niemand sich rühme. Eph
2,8-9;
Wie ich mich immer wieder bemühe darauf hinzuweisen, muss man den Text einer
Schriftstelle komplett lesen und analysieren. Mit den Worten: "Denn aus Gnade seid ihr errettet
durch den Glauben" stellt Paulus die Gnade Gottes für uns Menschen durch das Loskaufopfer seines
Sohnes Jesus Christus am Kreuz zur Vergebung unserer Sünden in den Vordergrund.
Mit "Glaube"
meint dann Paulus die von Gott gegebene Möglichkeit für den Sünder, diese Gnade und eben dieses
Erlösungswerk des Sohnes Gottes persönlich anzunehmen und dadurch vor Gott gerechtfertigt
zu werden. Das impliziert jedoch ganz eindeutig, dass dieser Glaube nicht automatisch dem Menschen
innewohnt, sondern der Mensch diesen Glauben erst explizit und persönlich annehmen muss, wie z.B.
ein Bettler eine Gabe annimmt, damit sie in seinen Besitz gelangt.
Wir müssen also diese Gnade Gottes im Loskaufopfer seines Sohnes für unsere Sünden im Glauben
annehmen. Es gibt keine Rechtfertigung durch irgendwelche Werke, sondern es ist die Gabe Gottes,
damit sich niemand rühme.
Ihn hat Gott hingestellt als einen Sühneort durch den Glauben an sein Blut zur Vergebung der Sünden.
Röm 3,22 Gottes Gerechtigkeit aber durch Glauben an Jesus Christus für
alle, die glauben. Denn es ist kein Unterschied, 3,23 denn alle haben gesündigt und
erlangen nicht die Herrlichkeit Gottes 3,24 und werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade,
durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist. 3,25 Ihn hat Gott hingestellt als einen Sühneort durch
den Glauben an sein Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit wegen des Hingehenlassens der vorher
geschehenen Sünden 3,26 unter der Nachsicht Gottes; zum Erweis seiner Gerechtigkeit in der jetzigen
Zeit, daß er gerecht sei und den rechtfertige, der des Glaubens an Jesus ist.
Röm 3,22-26;
Und ebenso, wie sich ein Bettler nicht rühmen kann, durch dieses "Annehmen" der
Spende eine Leistung erbracht zu haben, weil er schließlich zugegriffen hat, kann sich der Sünder,
welcher die Gabe Gottes im Loskaufopfer seines Sohnes annimmt, daraus kein Verdienst zurechnen. Es
ist wie bei der Hochzeit, wenn die Braut dem Bräutigam ihr Jawort gibt.
Dieses "Ja" der Braut
ist keine Leistung, mit der der Bräutigam erkauft werden könnte oder sich die Braut die Liebe des
Bräutigams erst verdient hätte. Aber eines ist ganz gewiss: ebenso wie der Bettler, der die Gabe
nicht annimmt, nicht in deren Besitz kommt, kann die Hochzeit nicht vollzogen werden, wenn die Braut
nicht ihr "Ja" dazu gibt.
Jetzt gibt es natürlich auch Kulturen, in welchen Braut und Bräutigam bereits im Kindesalter "auserwählt"
und schon im Kindesalter verheiratet werden. In diesen Kulturkreisen würde man es als
unverständlich erachten, wollte jemand danach fragen, ob sich Braut und Bräutigam selbst
füreinander entschieden hätten. Dort wird eine derartige Entscheidung strikte abgelehnt und alles
von der Hand der Eltern bestimmt und erwartet
Und das gleicht nun aufs Haar dem Verständnis der
Vertreter einer Prädestination von der Art, wie sie zum Glauben kommen. Sie lehnen jedweden
Gedanken an eine Entscheidung des Menschen zum Glauben an Jesus Christus ab und behaupten, Gott
hätte nur ganz bestimmte Leute – nämlich sie – auserwählt, um zum Glauben zu kommen.
Die Konsequenz dieser Ansicht ist damit auch sehr klar zu erkennen: Ebenso wenig, wie der Bettler in
den Besitz der Gabe kommt, wenn er sie nicht annimmt und die Braut nicht mit dem Bräutigam
verheiratet ist, wenn sie nicht ihr Jawort gibt, haben auch alle Menschen, die meinen, sie wären
bereits von Gott auserwählt und müssten deshalb keine eigene Entscheidung zum Glauben an Jesus
Christus treffen, dieses Angebot Gottes zur Sündenvergabe und Errettung nicht angenommen. Sie sind
vergleichbar einer Braut, die sich geweigert hat, bei der Hochzeit ihr Jawort zu geben, aber dann im
Glauben lebt, sie wäre dennoch mit dem Bräutigam verheiratet. – Ein trügerischer Glaube!
Schließlich lässt sich an der folgenden Interpretation von Röm 8,29 durch Wolfgang Nestvogel
recht genau der Unterschied der Prädestinationslehre zur biblischen Lehre feststellen. W. Nestvogel
predigt:
"Und Paulus sagt (…): Du gehörst deshalb zu Jesus Christus, du hast
dich deshalb bekehrt, du bist deshalb umgekehrt von deinem alten Leben, weil der allmächtige Gott
dich souverän dazu auserwählt und vorherbestimmt hat." – (Die falsche Prädestination)
Doch wenn wir uns ansehen, was Paulus in Röm 8,29 tatsächlich schreibt, lesen wir
da etwas ganz anderes:
Röm 8,29 Denn die er vorher erkannt hat, die hat er auch
vorherbestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei
unter vielen Brüdern. Röm 8,29;
Hier sagt Paulus in Wahrheit:
Die echte PrädestinationDer allmächtige Gott hat in seiner Allwissenheit bereits vor Grundlegung der Welt
erkannt, dass du umkehren und dich für Jesus Christus entscheiden wirst und hat dich
deshalb für das ewige Leben bei ihm vorherbestimmt und in das Buch des Lebens
eingetragen. |
Wie man sieht, liegt diese biblische Interpretation etwa in der Mitte zwischen der
Auslegung Calvins und den meisten gängigen Versuchen seine Lehre zu widerlegen, die grundsätzlich
jedwede Auserwählung leugnen. Es gibt nach der Bibel durchaus eine Erwählung der Menschen durch
Gott. Und dies auch vor Grundlegung der Welt!
Doch Gott hat die Menschen nicht willkürlich und
beliebig und auch nicht für einen elitären Status ausgewählt, sondern er hat in seinem
Vorherwissen jene gesucht und erkannt, welche sich zu Jesus Christus bekehren werden und hat
sie zum ewigen Leben vorherbestimmt.
Und hier klären sich dann auch manche Bibelstellen, welche die Calvinisten als Nachweis für die
Erwählung anführen. So z.B. Röm 9,11-12:
Denn als die Kinder noch nicht geboren waren wurde zu ihr gesagt: «Der Ältere wird dem Jüngeren dienen»
Röm 9,9 Denn dieses Wort ist ein Wort der Verheißung: «Um diese Zeit will ich kommen, und Sara wird einen Sohn haben.»
9,10 Nicht allein aber bei ihr war es
so, sondern auch bei Rebekka, als sie von einem, von unserem Vater Isaak, schwanger war. 9,11 Denn
als die Kinder noch nicht geboren waren und weder Gutes noch Böses getan hatten - damit der
nach freier Auswahl gefaßte Vorsatz Gottes bestehen bliebe, nicht aufgrund von Werken, sondern
aufgrund des Berufenden – 9,12 wurde zu ihr gesagt: «Der Ältere wird dem Jüngeren dienen»;
9,13 wie geschrieben steht: «Jakob habe ich geliebt, aber Esau habe ich gehaßt.» Röm 9,
9-13;
Auch von Esau und Jakob wusste Gott natürlich bereits vor Grundlegung der Welt, wie
sie sich in ihrem Leben entscheiden werden. Dass Esau gottlos werden, sein Erstgeburtsrecht
verachten und für ein Linsengericht verkaufen wird und dass Jakob zum Glauben an Gott kommen und
diesen Gott lieben wird. Wir finden hier sogar den Beweis dafür, dass Gott den Menschen immer seine
freie Entscheidung lässt.
Wenn Gott es ermöglichen konnte, dass Sarah mit ihren 90 Jahren dem
100jährigen Abraham noch einen Sohn gebären konnte (im Vers davor Röm 9,9; 1Mo 18,10; 21,1-2),
dann wäre es ihm natürlich auch möglich gewesen, bei der Geburt der Zwillinge den Jakob als
Erstgeborenen aus dem Mutterschoß kommen zu lassen. Wenn wir es hier mit einer willkürlichen
Erwählung Jakobs durch Gott zu tun hätten, wäre nämlich genau dies das Naheliegendste gewesen.
Doch Gott hat dies eben nicht getan, um der Gerechtigkeit ihren Lauf zu lassen und die
Entscheidungsmöglichkeit der beiden Brüder zu gewährleisten. Auch wenn er damit in Kauf genommen
hat, dass Jakob und seine Mutter Rebekka den sterbenden Isaak betrügen mussten (1Mo 27).
Und ebenso lässt sich auch die Behauptung der Calvinisten widerlegen, Paulus hätte vier Verse
später, in Röm 9,17, die Prädestination bestätigt, weil er schrieb, dass Gott den Pharao zur
Verdammnis erweckt hat.
Eben hierzu habe ich dich erweckt, damit ich meine Macht an dir erzeige.
Röm 9,17 Denn die Schrift sagt zum Pharao: «Eben hierzu habe ich
dich erweckt, damit ich meine Macht an dir erzeige und damit mein Name verkündigt werde auf der
ganzen Erde.» Röm 9,17;
Wenn wir uns jedoch die Übersetzung des hebräischen Originaltexts im AT, in 2Mo
9,16 ansehen, heißt es dort:
Aber eben deshalb habe ich dich bestehen lassen, um dir meine Macht zu zeigen.
2Mo 9,15 Denn schon jetzt hätte ich meine Hand ausstrecken und dich
und dein Volk mit der Pest schlagen können, so daß du von der Erde ausgetilgt worden wärst. 9,16 Aber
eben deshalb habe ich dich bestehen lassen, um dir meine Macht zu zeigen, und damit man auf der
ganzen Erde meinen Namen verkündigt. 2Mo 9,15-16;
Und auch Martin Buber bringt hier in seiner Übersetzung aus dem Hebräischen:
"Jedoch eben um dieses willen lasse ich dich bestehn: um
des willen, daß ich dich meine Kraft sehen lasse, und damit man meinen Namen erzähle überall auf
der Erde"
Hier sagt Gott, dass er den Pharao während der 6 vorherigen Plagen hat bestehen
lassen, damit die Welt erkennt, dass er Gott und niemand ihm gleich ist. Der Pharao hätte also alle
Zeit der Welt – und auch allen Grund – gehabt, um sich zu Gott zu bekehren und die Israeliten aus
Ägypten ausziehen zu lassen. Doch er hat sich dagegen entschieden. Und daher musste er und sein
Volk schließlich sterben. Doch auch das wusste Gott in seinem Vorherwissen bereits seit Grundlegung
der Welt.
Auch wenn nun W. Nestvogel das Vorherwissen Gottes (siehe auch die Prophezeiung oben, in Röm 9,12)
in seinen Aussagen bestätigt und damit dokumentiert, dass vor Gott das Verhalten jedes Menschen in
seinem gesamten Leben präsent ist, meint er, dass nicht eine Entscheidung des Menschen für Gott
bei der Erwählung ausschlaggebend war, sondern er besteht darauf, dass Gott ganz willkürlich und
ohne Zutun des Menschen nur ganz bestimmte Menschen und einzelne Leute als seine Kinder erwählt
hat:
"Gott erwählte ganz bestimmte Menschen als seine Kinder. (…) Gott
hat in souveräner Freiheit einzelne Leute dazu auserwählt, dass sie zu ihm gehören sollen. (…)
Gott hat euch vorherbestimmt vor Grundlegung der Welt."
Wie man sieht, verkehrt die Prädestinationslehre Ursache und Wirkung und scheut
sich nicht, dem absolut gerechten Gott unter dem Deckmantel einer "Souveränität" Willkür und
Ungerechtigkeit anzudichten. Es ist daher auch nicht weiter verwunderlich, dass diese falsche Lehre
in der Praxis unglaubliche Blüten treibt.
So hat mir vor einiger Zeit ein Vertreter dieser Lehre
geschrieben, dass es nach seiner Ansicht eben Menschen gibt, welche die Auserwählten – der Weizen -
sind und die anderen sind das "Unkraut". Und weder die einen, noch die anderen können an ihrem
Schicksal etwas ändern. "Weizen bleibt Weizen und Unkraut bleibt Unkraut", wie er schrieb.
Die Vertreter einer falschen Prädestination erkennt man meist daran, dass sie von der "Souveränität"
Gottes oder von der "souveränen Freiheit Gottes" sprechen. Um nämlich nicht offen aussprechen
zu müssen, dass nach ihrer Lehre Gott in einem puren Willkürakt die Menschen ohne ihr Zutun, die
einen in die ewige Verdammnis und die anderen in das ewige Leben schickt, umschreiben sie das mit
der "Souveränität" Gottes.
Das soll besagen, dass Gott nicht gerecht urteilt, sondern eben
macht was er will. – Nun ist ja Gott tatsächlich allmächtig und könnte alles tun was er will.
Doch unser Gott ist auch ein Gott der absoluten Gerechtigkeit. Und diese Gerechtigkeit regiert die
Allmacht Gottes. Allmacht ohne absolute Gerechtigkeit wäre absolute Willkür.
Aber diesen Zusammenhang können die Vertreter einer falschen Prädestination offenbar nicht
erkennen. Aus ihrer Sicht ist es undenkbar, dass jemand der Souveränität besitzt, in dieser
souveränen Freiheit um der Gerechtigkeit willen Selbstbeschränkung übt. Diese calvinistische
Mentalität einer uneingeschränkten Machtausübung findet man auch bei den Diktatoren dieser Welt,
wie Hitler, Stalin, Mao, u.v.a.
Die Souveränität Gottes – wenn man schon davon sprechen will – liegt also in seiner absoluten
Gerechtigkeit. Und diese Gerechtigkeit würde es nie zulassen, dass Menschen zu Unrecht bestraft
werden. Denn der Herr unser Gott ist gerecht in allen seinen Taten. Er bevorzugt niemanden, sondern
behandelt alle gleich.
Denn der HERR, unser Gott, ist gerecht in allen seinen Taten, die er tut.
Dan 9,14 Und so war der HERR auf das Unglück bedacht und ließ es
über uns kommen. Denn der HERR, unser Gott, ist gerecht in allen seinen Taten, die er tut.
Aber wir haben nicht auf seine Stimme gehört. Dan 9,14;
Der HERR ist der Gott der Götter, der niemanden bevorzugt und kein Bestechungsgeschenk annimmt.
5Mo 10,17 Denn der HERR, euer Gott, er ist der Gott der Götter und
der Herr der Herren, der große, mächtige und furchtbare Gott, der niemanden bevorzugt
und kein Bestechungsgeschenk annimmt, 10,18 der Recht schafft der Waise und der Witwe und den
Fremden liebt, so daß er ihm Brot und Kleidung gibt. 5Mo 10,17-18;
Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, o König der Nationen!
Off 15,3 Und sie singen das Lied Moses, des Knechtes Gottes, und das
Lied des Lammes und sagen: Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, Gott, Allmächtiger! Gerecht
und wahrhaftig sind deine Wege, o König der Nationen! Off 15, 3;
Gebt Ehre unserm Gott! Vollkommen ist sein Tun; denn alle seine Wege sind recht, gerecht und gerade ist er!
5Mo 32,3 Denn den Namen des HERRN rufe ich aus: Gebt Ehre unserm Gott!
32,4 Der Fels: vollkommen ist sein Tun; denn alle seine Wege sind recht. Ein Gott der Treue und
ohne Trug, gerecht und gerade ist er! 5Mo 32,3-4;
Bereitet den Weg des Herrn, macht seine Pfade gerade, das Krumme wird zum geraden Weg.
Lk 3,4 Wie geschrieben steht im Buch der Worte Jesajas, des Propheten:
«Stimme eines Rufenden in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, macht seine Pfade gerade!
3,5 Jedes Tal wird ausgefüllt und jeder Berg und Hügel erniedrigt werden, und das Krumme wird
zum geraden Weg und die holprigen zu ebenen Wegen werden; 3,6 und alles Fleisch wird das Heil
Gottes sehen.» Lk 3,4-6;
Diese absolute Gerechtigkeit Gottes geht offensichtlich so weit, dass sogar die
Beförderung seiner Person in seinem Thron auf Erden nur auf geradem Wege erfolgt, wie es der
Prophet Hesekiel sowohl am Fluss Kebar als auch in Jerusalem beobachten konnte. – Gott geht keine
schrägen Wege und fährt keine krummen Touren. Nicht einmal bei der Beförderung seiner eigenen
Person.
(Siehe auch den Diskurs 72: "Der
Thron und die Gerechtigkeit Gottes")
(Siehe auch den Exkurs 11: "Der Thron Gottes")
Und wenn W. Nestvogel oben von "ganz bestimmten Menschen" spricht, dann
muss man ihm insofern Recht geben, als es offenbar Eitelkeit und Geltungsdrang von ganz bestimmten
Menschen sind, welche sie veranlassen, sich selbst als von Gott für die Ewigkeit
"auserwählt" zu definieren und den Rest der Menschheit, das "Unkraut", der
Verdammnis auszuliefern. Damit wird das Sühneopfer Jesu für alle Menschen der ganzen Welt
geleugnet.
Und damit entlarvt sich diese Lehre selbst: es geht dabei nicht darum, den Menschen den Weg zu Gott
zu weisen, sondern sich ganz einfach in der eigenen Saturiertheit als "Auserwählte" das
ewige Leben zu "reservieren" und dem Rest der Menschheit zu verkünden, dass Gott für sie
gar keine Möglichkeit vorgesehen hat, damit sie zum Glauben kommen könnten.
Weil aber die Bibel
nirgendwo eine derartige Bevorzugung "ganz bestimmter Menschen" beschreibt, sondern ganz
im Gegenteil sagt, dass alle Menschen Sünder sind und das Loskaufopfer des Sohnes Gottes daher für
alle Menschen erbracht wurde, sind diese Leute auf die Idee gekommen, zu behaupten, dass
ihnen Gott in seiner "Souveränität" allein diese Gnade geschenkt hätte.
Und hier erkennen wir das völlig falsche Gottesbild dieser Vertreter einer Prädestination: der
eine, einzige und wahre Gott, ist ein Gott der absoluten Gerechtigkeit, vollkommen in seinem Tun,
der niemanden bevorzugt.
Gebt Ehre unserm Gott! Vollkommen ist sein Tun; denn alle seine Wege sind recht, gerecht und gerade ist er!
5Mo 32,3 Denn den Namen des HERRN rufe ich aus: Gebt Ehre unserm
Gott! 32,4 Der Fels: vollkommen ist sein Tun; denn alle seine Wege sind recht. Ein Gott
der Treue und ohne Trug, gerecht und gerade ist er! 5Mo 32,3-4;
Der HERR ist der Gott der Götter, der niemanden bevorzugt und kein Bestechungsgeschenk annimmt.
5Mo 10,17 Denn der HERR, euer Gott, er ist der Gott der Götter und
der Herr der Herren, der große, mächtige und furchtbare Gott, der niemanden bevorzugt
und kein Bestechungsgeschenk annimmt, 10,18 der Recht schafft der Waise und der Witwe und den
Fremden liebt, so daß er ihm Brot und Kleidung gibt. 5Mo 10,17-18;
Es ist also ganz unmöglich, dass Gott irgendwelche Menschen in purer Willkür – in
seiner "Souveränität", wie sie meinen – auserwählt hätte und ihnen die Errettung
schenkt. Diese falsche Lehre unterstellt dem absolut gerechten Gott ungerechtfertigte Bevorzugung
und grundlose Verdammung von Menschen.
Wenn Gott schenkt, dann schenkt er in seiner absoluten
Gerechtigkeit allen Menschen. So hat Gott allen Menschen seinen Sohn geschenkt und ihn
am Kreuz für die Sünden aller Menschen sterben lassen. Das ist die Liebe Gottes zu allen
Menschen. Und jeder Mensch, der daran glaubt ist gerettet. Das zu leugnen heißt
Christus zu leugnen.
Während nun Gott in seiner Allmacht und Allwissenheit von uns Menschen kaum erahnt
werden kann, erkennen wir in seiner Gerechtigkeit einen Zipfel seines Wesens. Denn die Gerechtigkeit
Gottes darf für uns Menschen kein Geheimnis sein, sonst würde sie ja nicht als solche erkannt
werden.
Daher beruht diese Gerechtigkeit immer und zwangsläufig auf zwei Kriterien: einerseits dem
Verhalten des Menschen, welches zu beurteilen ist und andererseits Gott als Richter, der dieses
Verhalten aufgrund seiner Gebote beurteilt. Und dieses Urteil muss dem Menschen bekannt und aus
objektiver Sicht für ihn auch verständlich sein. Geheime oder unerklärbare Urteile wären eben
gerade keine Gerechtigkeit, sondern Willkür. Es wäre jene Haltung, welche man unter korrupten oder
auch despotischen Herrschern beobachten kann.
Die Gerechtigkeit Gottes ist daher kein "verborgener Ratschluss", wie das Calvin vermutet. Wenn
auch alle anderen Eigenschaften Gottes Geheimnisse bleiben, Gottes Gerechtigkeit muss für den
Menschen nachvollziehbar sein, sonst würde sie ihr Ziel verfehlen. Und so können wir aus der Bibel
erkennen, dass Gott in seinem Gericht nur absolute Gerechtigkeit übt. Es gilt nur der rechte Weg.
Jede Abweichung davon führt zur Verurteilung. Es ist dem Menschen daher unmöglich, durch eigene
Leistungen vor Gott Gerechtigkeit zu erlangen. Wir haben der Gerechtigkeit Gottes nichts anderes als
die Gnade Gottes in seinem Sohn Jesus Christus und dessen Loskaufopfer am Kreuz für uns Sünder
entgegenzusetzen.
Der hat uns errettet und berufen mit heiligem Ruf, nach der Gnade, die uns in Christus Jesus vor ewigen Zeiten gegeben.
2Tim 1,8 So schäme dich nun nicht des Zeugnisses unseres Herrn noch
meiner, seines Gefangenen, sondern leide mit für das Evangelium nach der Kraft Gottes! 1,9 Der
hat uns errettet und berufen mit heiligem Ruf, nicht nach unseren Werken, sondern nach seinem
eigenen Vorsatz und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor ewigen Zeiten gegeben. 2Tim
1,8-9;
Gott hat vor Grundlegung der Welt in seiner Allwissenheit alle jene Menschen gesucht
und erkannt, welche in ihrem Leben zum Glauben an ihn und seinen Sohn kommen werden. Diese hat er
für das ewige Leben vorherbestimmt und ihr Namen in das Buch des Lebens eingetragen.
Off 3,5 Wer überwindet, der wird so mit weißen Kleidern bekleidet
werden, und ich werde seinen Namen aus dem Buch des Lebens nicht auslöschen und seinen Namen
bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln. Off 3, 5;
Off 13,8 Und alle, die auf der Erde wohnen, werden ihn (das Tier)
anbeten, jeder dessen Name nicht geschrieben ist im Buch des Lebens des geschlachteten Lammes von
Grundlegung der Welt an. Off 13, 8;
Off 21,27 Und alles Unreine wird nicht in sie hineinkommen, noch
derjenige, der Greuel und Lüge tut, sondern nur die, welche geschrieben sind im Buch des Lebens
des Lammes. Off 21,27;
Als sein Sohn dann auf Erden Mensch wurde, um der Gerechtigkeit Gottes genüge zu
tun und das Loskaufopfer am Kreuz für die Sünden aller Menschen zu erbringen, waren es diese,
wegen ihres Glaubens von Gott auserwählten Menschen, welche Gott seinem Sohn übergeben hat. Sie
sind es, die der Herr als seine Schafe bezeichnet.
Wie du ihm Vollmacht gegeben hast über alles Fleisch, daß er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben gebe.
Jh 17,1 Dies redete Jesus und hob seine Augen auf zum Himmel und
sprach: Vater, die Stunde ist gekommen. Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrliche,
17,2 wie du ihm Vollmacht gegeben hast über alles Fleisch, daß er allen, die du ihm
gegeben hast, ewiges Leben gebe! 17,3 Dies aber ist das ewige Leben, daß sie dich, den
allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen. Jh 17,1-3;
Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast.
Jh 17,6 Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus
der Welt gegeben hast. Dein waren sie, und mir hast du sie gegeben, und sie haben dein Wort
bewahrt. 17,7 Jetzt haben sie erkannt, daß alles, was du mir gegeben hast, von dir ist; 17,8 denn
die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, und sie haben sie angenommen und
wahrhaftig erkannt, daß ich von dir ausgegangen bin, und haben geglaubt, daß du mich gesandt hast.
17,9 Ich bitte für sie; nicht für die Welt bitte ich, sondern für die, welche du mir gegeben
hast, denn sie sind dein. Jh 17,6-9;
Vater, ich will, daß die, welche du mir gegeben hast, auch bei mir seien.
Jh 17,24 Vater, ich will, daß die, welche du mir gegeben hast, auch
bei mir seien, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast, denn
du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt. Jh 17,24;
Meine Schafe hören meine Stimme – mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alle.
Jh 10,27 Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie,
und sie folgen mir; 10,28 und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in
Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben. 10,29 Mein Vater, der sie mir gegeben hat,
ist größer als alle, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters rauben. 10,30 Ich und der
Vater sind eins. Jh 10,27-30;
Denn ihr seid nicht von meinen Schafen
Jh 10,24 Da umringten ihn die Juden und sprachen zu ihm: Bis
wann hältst du unsere Seele hin? Wenn du der Christus bist, so sage es uns frei heraus. 10,25 Jesus
antwortete ihnen: Ich habe es euch gesagt, und ihr glaubt nicht. Die Werke, die ich in dem Namen
meines Vaters tue, diese zeugen von mir; 10,26 aber ihr glaubt nicht, denn ihr seid nicht von
meinen Schafen, wie ich euch gesagt habe. Jh 10,24-26;
Allerdings können diese Menschen, die von Gott ins Buch des Lebens eingetragen
wurden, auch wieder daraus gelöscht werden.
Sie sollen ausgelöscht werden aus dem Buch des Lebens und nicht eingeschrieben werden mit den Gerechten!
Ps 69,27 Denn den du geschlagen hast, haben sie verfolgt, und vom
Schmerz deiner Verwundeten erzählen sie. 69,28 Füge Schuld zu ihrer Schuld, und laß sie nicht
hineinkommen in deine Gerechtigkeit! 69,29 Sie sollen ausgelöscht werden aus dem Buch des Lebens
und nicht eingeschrieben werden mit den Gerechten! Ps 69,27-29;
Wer gegen mich gesündigt hat, den lösche ich aus meinem Buch aus.
2Mo 32,31 Darauf kehrte Mose zum HERRN zurück und sagte: Ach, dieses
Volk hat eine große Sünde begangen: sie haben sich einen Gott aus Gold gemacht. 32,32 Und nun,
wenn du doch ihre Sünde vergeben wolltest! Wenn aber nicht, so lösche mich denn aus deinem
Buch, das du geschrieben hast, aus. 32,33 Der HERR aber sprach zu Mose: Wer gegen mich
gesündigt hat, den lösche ich aus meinem Buch aus. 2Mo 32,31-33;
Es ist unmöglich, diejenigen, die des Heiligen Geistes teilhaftig geworden und doch abgefallen sind, wieder zur Buße zu erneuern.
Hbr 6,4 Denn es ist unmöglich, diejenigen, die einmal
erleuchtet worden sind und die himmlische Gabe geschmeckt haben und des Heiligen Geistes
teilhaftig geworden sind 6,5 und das gute Wort Gottes und die Kräfte des zukünftigen
Zeitalters geschmeckt haben 6,6 und doch abgefallen sind, wieder zur Buße zu erneuern, da sie
für sich den Sohn Gottes wieder kreuzigen und dem Spott aussetzen. Hbr 6,4-6;
Wer also von jenen Menschen, die sich zu Jesus Christus bekehrt haben – die
fälschlich so genannten "Wiedergeborenen" – dennoch gegen Gott gesündigt hat, wird aus dem
Buch des Lebens wieder gelöscht. Und diese Menschen, welche aus dem Buch des Lebens gelöscht
werden – also jene Gläubigen, welche des Heiligen Geistes teilhaftig geworden und dennoch vom
Glauben abgefallen sind – können auch nicht wieder zur Buße erneuert werden.
(Siehe auch den Diskurs 85: "Die echte und die
falsche Wiedergeburt.")
Schließlich soll noch auf ein Argument hingewiesen werden, welches die Calvinisten
u.a. auch für den Beweis der Richtigkeit ihrer Prädestinationslehre anführen. Hier ein
diesbezüglicher Kommentar eines, die Prädestination vertretenden aber anonym bleiben wollenden
Besuchers bei Immanuel.at:
"Stellen Sie sich vor, Sie wären in Japan (Hiroshima) geboren. 1940.
Und mit 5 Jahren käme Ihnen zum ersten Mal die Frage nach dem Sinn des Lebens und einem Gott. Doch
just in dem Moment fällt die Bombe. Zu spät. Der Junge in Japan hat sich nicht ausgesucht, wann
und wo er geboren werden würde. Er hat sich seine Eltern nicht ausgesucht und auch die Idee mit der
A-Bombe nicht mitberaten. Er hatte auch keine Freunde, die ihm die Notwendigkeit einer Bekehrung vor
der Bombe gesagt hätten. Nur hat er sich auch das nicht ausgesucht. Wenn er es sich aber nicht
ausgesucht hat, wer dann? Der Zufall? Hatte er einfach nur Pech? Oder hat Gott gewußt, daß der
Junge sich nie bekehren würde? Wie?"
Ob jemand für das ewige Leben gerettet ist oder nicht, hängt nicht ausschließlich
davon ab, ob er an Jesus Christus glaubt, der für unsere Sünden gestorben ist.
Sonst würden ja alle Menschen – insbesondere alle Israeliten -, welche vor
Jesus gelebt haben und daher von ihm nichts wussten, in die ewige Verdammnis gehen.
Wer so denkt, verwechselt Ursache und Wirkung. Der Glaube an Jesus Christus ist
ein "alternatives Angebot", welches uns Gott macht, weil wir in den meisten
Fällen nicht fähig sind, die primären Bedingungen für ein gottgefälliges Leben
zu erfüllen: Gerechtigkeit. Gott ist ein einziger Gerechter lieber als zehn zu Jesus
Bekehrte, da dies Sünder sind. Aber es geht eben nicht anderes.
Der Gerechte ist tatsächlich ohne Sünde. D.h. er hat keinem seiner Mitmenschen je Unrecht
getan. Er ist untadelig. Und während das bei Erwachsenen ein Ding der
Unmöglichkeit ist, ist es bei vielen Kindern der Normalfall. Sie kennen noch
keine Sünde und in den allermeisten Fällen kennen sie auch noch keine Bosheit
und werden bei vorzeitigem Tod ganz sicher ins ewige Leben eingehen.
Wenn man uns von einem fünfjährigen Jungen erzählt, der beim
Atombombenabwurf in Japan gestorben ist, sind wir natürlich emotional bewegt und
dieses Kind tut uns leid. Wenn wir uns aber vorstellen, dass auch Hitler und
Stalin einmal liebe, kleine fünfjährige Jungen waren, relativiert sich diese
Geschichte und wir hätten gegen das frühe Ableben dieser zwei Massenmörder,
welche gemeinsam für den Tod von 80 Millionen Menschen verantwortlich waren,
sicher nichts einzuwenden.
Fast 80 Jahre danach können wir Menschen das nun erkennen. Gott jedoch erkennt
auch die Zukunft der Menschen. Er hat vor Grundlegung der Welt alle jene
Menschen erkannt, welche sich im Laufe ihres Lebens zu ihm bekennen werden und
sie in sein Buch des Lebens eingetragen. D.h., Gott weiß, wie sich die Menschen
in ihrem Leben verhalten werden – oder auch verhalten würden, sollten sie
vorzeitig sterben.
Dies ist nun zwar eine bessere – weil bibelkonforme – Antwort, doch ob ein
bestimmter Mensch letztlich nach dem Weltgericht ins ewige Leben oder in die
ewige Verdammnis gehen wird, können wir natürlich auch im biblisch-christlichen
Glauben nicht vorhersagen. Doch wer diesen Diskurs bis hierher aufmerksam gelesen hat,
hat längst erkannt: dies ist gar nicht die eigentliche Frage im Zusammenhang mit
dem Calvinismus.
Der grundlegende Unterschied zwischen der Prädestination und dem biblischen
Christentum ist nicht das Ende, sondern der Beginn des göttlichen Handelns. Denn
es geht um die Beweisführung – nach der Bibel!! – ob Gott ein willkürlicher Tyrann
oder aber ob er die Gerechtigkeit in Person ist. Ob Gott die Menschen eigenmächtig –
also ohne die Möglichkeit einer Einflussnahme durch den Menschen – vor
Grundlegung der Welt bestimmt hat oder umgekehrt, ob Gott diese Entscheidung des
Menschen "für oder gegen Gott" dem Menschen selbst überlässt.
Und gemäß biblisch-christlichem Glauben tut Gott genau das: er gibt dem Menschen die
volle Freiheit, selbst und ohne "Zutun" Gottes, eine Entscheidung für oder gegen
seinen Schöpfer zu treffen. – Ja mehr noch, wir haben sogar die Möglichkeit,
nach anfänglich anderer "Disposition", im Laufe unseres Lebens umzudisponieren.
Es gibt nur zwei Dinge, welche ein Mensch im biblisch-christlichem Glauben nicht
darf, ohne das ewige Leben zu verlieren: er darf nicht die Sünde wider den
Heiligen Geist begehen und wenn er dieses Heiligen Geistes teilhaftig geworden
ist, darf er nicht mehr vom Glauben abfallen. Im ersten Fall ist keine Vergebung mehr
möglich und im letzten Fall wird dieser Mensch selbst nicht mehr zum Glauben finden.
(Siehe auch den Diskurs 69: "Die Prädestination
und die Auserwählten.")
(Siehe auch den Diskurs 83: "Müssen
wir uns nicht für Christus entscheiden, um errettet zu sein?")
Wie bereits weiter oben dargestellt, läßt sich aber diese Frage der "Vorauswahl" Gottes mit der richtigen Übersetzung des diesbezüglichen Textes aus dem Römerbrief ganz einfach und korrekt beantworten.
Röm 8,29 Denn die er vorher erkannt hat, die hat er auch
vorherbestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei
unter vielen Brüdern. Röm 8,29;
Gott hat in seiner zeitlosen Ewigkeit, vor Grundlegung – also vor der
Erschaffung – dieser Welt, in der gesamten zeitlichen Dimension jene Menschen
gesucht und erkannt, welche seine Liebe beantworten und sich zu
ihm bekennen werden. Diese hat er in sein "Buch des Lebens" eingetragen.
Damit hat Gott sie "vorherbestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu
sein, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern". Das bedeutet, dass
diese Gottesgläubigen den gleichen Weg über Tod und Auferstehung in das
ewige Leben gehen werden, wie der Erstgeborene – unser Herr Jesus Christus – ihn
gegangen ist.
Die echte Prädestination
Der allmächtige Gott hat in seiner Allwissenheit bereits vor Grundlegung der Welt
erkannt, dass du umkehren und dich für ihn bzw. seinen Sohn entscheiden wirst und hat dich
deshalb für das ewige Leben bei ihm vorherbestimmt und in das Buch des Lebens
eingetragen.
Wie den eingangs zitierten Auszügen aus seinem Werk zu entnehmen ist, kritisiert
Calvin alle Andersdenkenden und ist in seinem Urteil über sie nicht zimperlich. Er verlässt dabei
sehr oft die sachlich orientierte Argumentation und ergeht sich in Beschimpfungen und
Verurteilungen. Er selbst hingegen reagiert auf Kritik sehr emotional.
Insbesondere alle jene, welche seine falsche Lehre einer Prädestination nicht teilen oder ihr gar widersprechen, bezeichnet
er als Ketzer, widerspenstige Geister, ja er geht sogar soweit, zu behaupten, dass die
Infragestellung seiner Lehre einer Gotteslästerung gleichkäme (Institutio
III,21,4 letzter Satz).
Er zitiert oft und gerne die "Kirchenväter", insbesondere Augustinus, weil auch dieser die
Erwählung lehrte. Dass Augustinus aber auch die Lehre vom Fegefeuer vertrat, störte Calvin dabei
offensichtlich weniger, obwohl er sonst – siehe oben – diese katholische Fehllehre zurecht
verurteilte.
Bei seiner Argumentation für die Erwählung lässt Calvin geflissentlich alle jene
unzähligen Bibelstellen aus, welche davon sprechen, dass der Mensch erst den Glauben an Jesus
Christus annehmen muss, damit er gerettet werden kann.
Calvins Prädestinationslehre wird von verschiedenen reformierten Theologen in den verschiedenen
Ländern abgelehnt. So wurde die Prädestinationslehre beispielsweise im Heidelberger Katechismus,
der sonst vielfach auf Calvin bezogen ist, gar nicht aufgenommen. Im Gegensatz zu Calvins Zeiten, wo
bis auf seine "Jünger" Farel, Beze und Knox nur wenige diese Lehre
verbreitet haben, finden sich in unseren Tagen durchaus bekannte Prediger und Pastoren.
So z.B. Wolfgang Nestvogel (siehe oben und Diskurs 69),
Jens Grapow im deutschsprachigen Raum oder John
F. MacArthur (siehe auch Diskurs 85) und James I.
Packer (siehe auch Diskurs 69) aus dem
englischsprachigen Raum, welche diese falsche Lehre in den Gemeinden und auf der Kanzel verkünden.
Während Calvins Wirken in Genf kam es immer wieder zu Ausweisungen oder sogar
Hinrichtungen von Andersgläubigen. Vor diesem Hintergrund ist die Frage, welchen persönlichen
Anteil Calvin an diesen Verfolgungen hatte, seit seinen Lebzeiten Gegenstand heftigster
Kontroversen.
Seine Verteidiger weisen darauf hin, dass Calvin keinem der Entscheidungsgremien
angehörte, das diese Urteile fällte. Darüber hinaus sind eigene Stellungnahmen von Calvin
erhalten, in denen er davon Zeugnis ablegt, sich um Milderung von Strafen bemüht zu haben. Seine
Ankläger, wie Stefan Zweig in seinem Buch "Castellio gegen Calvin", verweisen dagegen
auf erhaltene Ratsprotokolle und Predigtabschriften.
Diese legen davon Zeugnis ab, dass Calvin, der immer wieder bei Sitzungen der verschiedenen mit den Urteilen befassten Ratsgremien gehört wurde,
sich in Wort und Schrift persönlich vehement für Verfolgung und Verurteilung Andersgläubiger
einsetzte und bei seinen Sonntagspredigten Ratsmitgliedern den Kirchenbann androhte, falls sie nicht
in seinem Sinne stimmten. (Wikipedia)
Beim bekanntesten Opfer, dem von Calvin nach seiner Entdeckung an die weltliche Obrigkeit
ausgelieferten spanischen Arzt und Theologen Miguel Servet, der 1553 auf dem Scheiterhaufen
verbrannt wurde, spielten neben der persönlichen Abneigung zwischen Servet und Calvin auch
theologische und politische Gründe eine Rolle für dessen Verurteilung. Servet wird auf Betreiben
Calvins nach tagelangen Folterungen am 27. Oktober 1553 in Genf hingerichtet.
Er wird, da er nicht widerruft, am "langsamen Feuer geröstet" und stirbt unter unsäglichen Qualen am Scheiterhaufen. Calvins Rolle beim Prozess war die des Experten, der Servet aufgrund dessen
abweichender Meinung zur Trinitätslehre Häresie nachwies. Die weltlichen Behörden von Genf
befürchteten politische Schwierigkeiten, wenn sie ein nicht-trinitarisches Bekenntnis zugelassen
hätten, verweigerten sich aber auch einem Auslieferungsgesuch aus Vienne.
Deshalb drangen sie auf Härte, und fühlten sich durch die eingeholten Stellungnahmen anderer reformierter Städte bestärkt. Calvin selbst verteidigte sich später damit, er habe sich statt der Verbrennung für die Enthauptung von Servet ausgesprochen. Unstrittig ist, dass er durchaus der Überzeugung war, dass die Verurteilung an sich rechtens war.
Nach Servets Tod widmet sich Calvin sofort mit aller Kraft der Verfolgung und Vernichtung des Sebastianus Castellio, der in einer Verteidigungsschrift für Servet die Tötung eines Menschen wegen seines
Glaubens als Verstoß gegen das Evangelium angeprangert hat. Castellio, der ein ehemaliger
Calvin-Anhänger war, warf Calvin öffentlich Machtgier, Machtmissbrauch und Verrat an seinen
eigenen, in seinem Kommentar über Senecas De Clementia formulierten Prinzipien vor.
In der Folge denunziert Calvin dann Castellio als "gemeinen Holzdieb" und erwirkt durch seine
religiösen Vasallen in den anderen protestantischen Städten der Eidgenossenschaft ein Druck- und
Veröffentlichungsverbot für den "Verräter" und "Erzketzer". Verarmt und zermürbt von
Calvins jahrelangen Nachstellungen stirbt Castellio wenige Wochen vor Beginn eines weiteren von
Calvin gegen ihn angestrengten Gerichtsverfahrens – den "Klauen seines Gegners durch die Hilfe
Gottes entkommen".
Aufgrund der Aussage im 2. Buch Mose "Eine Hexe sollst du nicht am Leben lassen" befürwortete
Calvin die Verfolgung der angeblichen Hexen und deren Hinrichtung und rief dazu auf, "Hexen"
aufzuspüren und gnadenlos "auszurotten". In seinen Predigten über das erste Buch Samuel
tadelte er darum jene, die die Verbrennung der Hexen ablehnten und forderte, sie als Verächter des
göttlichen Wortes aus der Gesellschaft auszustoßen.
Besonders gut dokumentiert ist Calvins Haltung in den Hexenprozessen von Peney. Calvin glaubte, dass drei Jahre lang Männer und Frauen in Genf durch Zauberkünste die Pest ausbreiteten und hielt alle, ihnen durch die Folter abgepressten
Selbstanschuldigungen für wahr und ihren nachträglichen Widerruf für unwahr. 1545 wurden
innerhalb weniger Monate 34 Unglückliche nach entsetzlichen Martern vor allen Häusern, die sie
angeblich mit der Pest behext hatten, verbrannt.